Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Trentino / Südtirol |
Talorte: |
Bressanone / Brixen und San Martino in Badia / St. Martin in Thurn |
Streckenlänge: |
30 km ab Brixen, 14 km ab St. Martin in Thurn |
Maximale Höhe: |
1.987 m |
Maximale Steigung: |
14 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der auch unter den Namen
"Würzjoch" und "Ju de Börz" bekannte Passo
delle Erbe verbindet die Stadt Brixen im Eisacktal mit der Ortschaft
St. Martin in Thurn im
Gadertal. Die wenig befahrene Passstraße nutzt zum Übergang die
Senke zwischen dem in den Lüsner Bergen gelegenen 2.286 Meter
hohen Alfreider Joch im Norden und der bis zu 2.875 Meter hohen
Peitlerkofelgruppe im Süden. Die Passstraße
ist als Strada Provinciale 29 (SP29) ausgeschildert und im Winter
teilweise gesperrt.
Ursprünglich wollten wir
von unserem Quartier in Kolfuschg (ital.: Colfosco)
aus die "Große Sellarunde" fahren. Da in diesem Jahr das
Sellajoch jedoch in der Hauptreisezeit nur noch stundenweise limitiert
befahren werden darf, meiden wir das Risiko, vor einer möglichen
Auffahrt evtl. stundenlang warten zu müssen und entscheiden uns
statt dessen für einen gemütlichen Tagesausflug zum Passo delle
Erbe. Bei bestem Wetter touren
wir entlang der Strada Statale 244 (SS244), um über Corvara, La Villa,
Badia und durch das abgebildete Pederoa, ...
... den Abzweig der zum Würzjoch führenden
SP29 nahe Sankt Martin in
Thurn (ital.: San Martino in Badia, ladinisch: San Martin de Tor)
im Gadertal zu erreichen.
Kurz hinter dem Abzweig zeigt uns
am Ortseingang von Sankt Martin
in Thurn ein Hinweisschild, dass die Straße über
den Passo delle Erbe geöffnet ist. Auf der dahinter gelegenen Brücke überqueren
wir den Fluss Gader (Gran Ega),
der in der Sellagruppe entspringt und nach 35 Kilometern bei St. Lorenzen in die Rienz
mündet.
Die ladinische Gemeinde Sankt Martin
liegt in 1.130 Metern Höhe auf einer Terrasse etwas oberhalb der Gader und wird
von der Pfarrkirche St. Martin überragt. Das Gotteshaus ersetzte
eine durch einen Erdrutsch zerstörte Vorgängerkirche und wurde 1492
geweiht. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche im Barockstil
umgebaut und im 19. Jahrhundert erweitert.
Durch zwei Kehren
schraubt sich die SP29 hinauf in die kleine Ortschaft und erreicht
schnell deren westlichen Ortsausgang, wo mehrere modern gestaltete Chalets
entstehen.
Hinter St. Martin steigt die Bergstraße
durch Almwiesen mit bis zu fünfzehn Prozent an und schlängelt sich auf einen Bergwald zu, in dem
sie durch fünf enge Kehren mehrfach den Ostabhang des 2.109 Meter hohen Col Varencinch quert
und dabei eine Höhe von etwa 1.550 Metern erreicht, ...
... um sechs Kilometer hinter St. Martin
und kurz vor dem Weiler Valdander wieder an Höhe zu verlieren. Nun bleibt der Wald zurück...
... und durch mehrere weit gezogene
Kurven, ...
... geht es auf einer steil abfallenden Geraden und
über den Gebirgsbach "Rio di Antermoia" hinweg in das
130 Meter tiefer gelegene Untermoi-Tal
hinunter, ...
... um kurz darauf durch
zwei weitere Kehren, nun wieder mit acht bis zwölf Prozent ansteigend, dem 2.875 Meter hohen Peitlerkofel...
... und dem auf 1.510 Metern Höhe
gelegenen Bergdorf Untermoi (Antermoia/Antermeia) im
Naturpark
Puez-Geisler zuzustreben.
"Untermoy" wurde erstmals
im Jahr 1263 urkundlich erwähnt, gut zweihundert Jahre später ist
auch den Name "Antermoja" gebräuchlich. In dem höchstgelegenen
Ortsteil der Gemeinde St. Martin steigt die SP29 als
"Strada S. Antone" weiter an und wird deutlich schmaler.
Hinter Untermoi steigt die Passstraße
oberhalb des
Weilers Börz mit bis zu zwölf Prozent weiter steil an und durchquert in
der Folge ein großes Waldstück, in dem zwei weitere Kehren zu durchfahren
sind.
Knapp vier Kilometer hinter Antermoia
lichtet sich der Bergwald wieder. Hinter einer
letzten Rechtskurve erreichen wir schließlich den unterhalb der mächtigen Peitlerkofel-Nordwand in
1.987 Metern Höhe gelegenen Scheitel
des Passo delle Erbe...
... und den wenige Meter oberhalb
gelegenen, privat geführten Almgasthof Ütia de
Börz. Der auch "Würzjochhütte" genannte Gasthof
wurde 1981 erbaut und im Jahr 2002 komplett modernisiert. Nach
der Belegung des Parkplatzes zu urteilen wird er nicht nur von Zweiradfahrern gerne als
Boxenstopp genutzt. Ütia de Börz ist im Sommer von Anfang Mai bis Anfang November und
im Winter von Weihnachten bis Ende März geöffnet und dient als Ausgangspunkt für Bergtouren zur Maurerberghütte
(1 Std), Schatzer Hütte (2 Std), Franz-Schlüter-Hütte (2 Std) und zur Plosehütte
(4 Std) sowie zu den Gipfeln von Kurtatsch (½ Std) und Peitlerkofel
(3-4 Std).
Ursprünglich wollten wir von hier
über die Westrampe Richtung Klausen weiterfahren und über Brixen wieder
heraufkommen, um nach Kolfuschg zurückzufahren, aber wir müssen
an die ausgedehnte Mittagspause auch noch eine längere Kaffeepause anhängen:
Wir können dem köstlichen Duft des warmen Apfelstrudel einfach
nicht widerstehen und bereuen im Nachhinein nicht, die Würzjoch-Westrampe
gegen die Süßspeise eingetauscht zu haben. Am Spätnachmittag machen
wir uns dann über die Ostrampe auf den direkten Weg zurück nach Kolfuschg und genießen
dabei die tollen Ausblicke auf die Gipfel der Fanesgruppe, darunter die
Kreuzspitze (2.021 m),
Neuner (2.967 m) und Zehner(3.026 m) sowie der Heiligkreuzkofel
(2.907 m).
In Untermoi passieren wir wieder die Kirche St. Anton Abt
aus dem 15. Jahrhundert, ...
... dahinter rollen wir durch die lang
gezogenen Kurven bergab...
... zu der oberhalb von St.
Martin ab dem Jahr 1230 im Auftrag des Bischofs von Brixen errichteten Burg "Schloss Thurn".
Die Burganlage besteht aus einem
zentralen Donjon, einem Pallas und einer Wehrmauer mit Wehrgang
mit zwei abgerundeten Ecktürmen. Bewohnt ist Schloss Thurn heute
nicht mehr, in seinen Mauern ist seit dem Jahr 2001 das Museum
Ladin Ciastel de Tor des Südtiroler Landesmuseums untergebracht,
das mit seinen Exponaten die ladinische Geschichte und Kultur näher
bringt und die Wechselbeziehung zwischen Landschaftsform und Lebensweise
der Ladinischen
Sprachgemeinschaft erläutert.
Unterhalb der Burg durchfahren
wir den Ortskern von St. Martin in Thurn nun in entgegengesetzter
Richtung wie am Vormittag und erreichen kurz darauf
im Gadertal wieder die SS244, auf der wir zurück in unser Quartier
in Kolfuschg fahren, um am nächsten Tag zum Passo di Campolongo
weiter zu touren.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.