Touren mit dem Mazda-Roadster MX-5 über Gebirgsstraßen, Pässe, Hellinge und Klimmen
    
Passo di Gavia
(Gaviapass)
    



Der Passo di Gavia liegt in den italienischen Alpen im Nationalpark Stilfser Joch und verbindet Bormio im oberen Veltlin mit Ponte di Legno im Valcamonica. Er nutzt dabei eine natürliche Senke zwischen der Sobretta-Gavia-Gruppe im Westen und den Ortleralpen im Osten. Schon im Mittelalter existierte hier einen Saumweg, die heutige Straße wurde während des 1. Weltkrieges aus militärischen Gründen gebaut. Der wenig befahrene Pass hat zwei sehr unterschiedliche Rampen: Die Nordanfahrt ist zweispurig ausgebaut und überwiegend gut asphaltiert, die Südrampe hat sehr enge Kehren und ist im mittleren Teil streckenweise nur 1,90 Meter breit.


In Bormio beginnt die SS29 die über den Passo di Gavia nach Ponte di Legno führt


Wir starten unsere Tour auf den Gaviapass im Zentrum des Wintersportortes Bormio, das wir auf der Strada Provinciale 29 in östlicher Richtung verlassen.



Chiesa della Madonna della Misericordia seitlich der zum Passo di Gavia führenden SS29 kurz hinter Bormio


Nach etwa 1,5 Kilometern erreichen wir die "Chiesa della Madonna della Misericordia". Mit dem Bau der achteckigen Wallfahrtskirche wurde im Jahr 1705 begonnen, geweiht wurde sie zwölf Jahre später. Sehenswert sind im Kircheninneren sechs großen Marienfresken des Malers Johann Georg Telser aus Südtirol. Ein weiteres Fresko in der Apsis zeigt die stillende Madonna und den Heiligen Josef.



Blick auf Valfurva und den Gipfel des Monte Confinale nahe des Gaviapasses in der Lombardei


Hinter den Dörfern Uzza und San Nicolo sehen wir nach 4 Kilometern die ersten Häuser von Valfurva und den Gipfel des Monte Confinale vor uns liegen. Bevor wir zum Passo di Gavia weiterfahren, stoppen wir in der Via S. Antonio, um das von uns gebuchte Zimmer im ruhigen und gemütlichen Hotel I Rododendri zu beziehen. Nachdem wir das Gepäck nach oben geschafft haben, geht es zurück auf die SP29 und über Sant'Antonio weiter Richtung Passhöhe.



Almgebiet Plaghera di Dentro seitlich der Nordrampe des Passo di Gavia oberhalb von Bormio


Bis zu dem Wintersportort Santa Caterina Valfurva verläuft die Provinzstraße nun fast gradlinig durch den dichten Nadelwald des Frodolfo-Tals. Hinter Santa Caterina quert sie mit zehn Spitzkehren den Nordostabhang des 3.053 m hohen Costa Sobretta und erreicht das idyllisch auf 2.000 Meter Höhe gelegene Almgebiet Plaghera di Dentro.



Auf der schmalen Nordrampe des Passo di Gavia oberhalb von Valfurva


Auf den nächsten Kilometern wird die Nordrampe deutlich steiler: Sie führt mit bis zu 10 Prozent Steigung zur vierhundert Meter höher gelegenen Malga dell Alpe, wo eine kleine Brücke den Bach



Schlechter Asphalt auf der Nordramps des Passo di Gavia oberhalb von Valfurva


Dahinter wird die Rampe noch steiler und der Fahrbahnbelag deutlich schlechter. Als Entschädigung tauchen dafür aber die schneebedeckten Gipfel des 3.594 m hohen Pizzo Tresero und des 3.360 m hohen Corno dei Tre Signori vor uns auf.



Kriegerdenkmal auf dem Scheitel des Passo di Gavia oberhalb von Bormio und Ponte di Legno


Sechzehn Kilometer hinter Valfurva erreichen wir einen kleinen Parkplatz mit einem Kriegerdenkmal. Das pyramidenförmige "Monumento dedicato ai Caduti della Grande Guerra" mit dem großen Bronzeadler auf seiner Spitze erinnert an alle Soldaten, die während des 1. Weltkrieges ums Leben kamen. Es gedenkt auch der von Capitano Arnaldo Berti befehligten Alpini, die im Herbst des Jahres 1918 im Kampf für ihr Vaterland fielen. Das Denkmal wurde 1919 neben der alten Gavia-Hütte errichtet und 1927 an den heutigen Standort umgesetzt.



Rifugio Arnaldo Berni unterhalb der Passhöhe des Passo di Gavia in der Lombardei


Schräg gegenüber steht das Rifugio Arnaldo Berni, das im Jahr 1933 vom Club Alpino Italiano (CAI) als Ersatz für die alte Gavia-Hütte erbaut wurde und dessen Name ebenfalls an den Alpini-Hauptmann erinnert. Das Rifugio wurde im Jahr 1980 erneuert. Es dient Alpinisten als Stützpunkt für Touren zu den Gipfeln von Pizzo Tresero, Punta Pedranzini, Punta San Matteo, Corno dei Tre Signori, Monte Gavia und Monte Gaviola.

Arnaldo Berni wurde am 2. Juni 1884 in Mantua geboren und begann nach seiner Schulzeit ein Universitätsstudium. Kurz vor seiner Promotion brach der 1. Weltkrieg aus; Berni wurde zum Militär eingezogen und zur Offiziersschule nach Modena befohlen. Als Leutnant wurde er dem  46. Bataillon des 5. Alpini-Regiments zugeteilt, dessen Aufgabe die Verteidigung der Hochregionen des Trentino und des Veltlin war. Für seine Leistungen im Kampf um die Ortler-Cervedale-Gebirgsgruppe wurde er zum Oberleutnant und in der Folge zum Hauptmann befördert. Sein letzter Kampfauftrag war, von der Gavia-Hütte aus die österreichische Artilleriestellung auf dem 3.678 Meter hohen, schneebedeckten Gipfel der Punta San Matteo zu erobern, was am 13. August 1918 auch gelang. Danach konnte er mit seinen Soldaten die Gipfelstellung trotz massiver Gegenangriffe auch halten, doch am 3. September 1918 durchschlug österreichisches Artilleriefeuer die Schutzgalerie auf dem Gipfel. Arnaldo Berni und mehrere seiner Soldaten kamen dabei ums Leben. Die Leiche des Alpini-Hauptmanns wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden; sie liegt wohl auch heute noch im ewigen Eis des Punta San Matteo-Gipfels.



Bergkapelle neben dem Rifugio Arnaldo Berti unterhalb des Scheitels des Passo di Gavia


Seitlich des Rifugio Arnaldo Berni wurde im Jahr 1938 die "Chiesetta degli Alpini vicino" errichtet. Die Naturstein-Kapelle erinnert an die vielen Gefallen des 1. Weltkrieges.



Letzter Anstieg zum Scheitel des Passo di Gavia in der Lombardei


Hinter dem Rifugio Arnaldo Berni schlängelt sich die Nordrampe durch eine tundraähnliche Landschaft weiter bergan, ...



Wegekreuz am Lago Bianco unterhalb der Scheitelhöhe des Passo di Gavia


... passiert das Wegekreuz "Crocifisso al Passo Gavia" und das Ufer des Bergsees Lago Bianco...



Scheitelhöhe des Passo di Gavia oberhalb von Bormio und Ponte di Legno in der Lombardei


... und erreicht nach zwei weiteren Kilometern schließlich den Scheitel des Passo di Gavia. Die Passhöhe liegt zwischen dem 3.223 m hohen Monte Gavia und dem 3.360 m hohen Corno dei Tre Signori und bietet in den Lücken der vorbeiziehenden Nebelschaden einen schönen Ausblick auf die im Süden gelegenen Gletscher der Adamellogruppe.  



Ehemaliges Hospiz Casa d Alta Montagna auf dem Scheitel des Passo di Gavia


Obwohl eine Autofahrt auf der während des 1. Weltkrieges erbauten Passstraße nur während der Sommermonate Juni bis September möglich und auf der von Ponte di Legno heraufführenden Südrampe nicht ungefährlich war, kamen in den 1920er Jahren immer mehr Touristen zum Gavia, für die 1928 auf der Scheitelhöhe das "Alpenhotel Passo di Gavia" erbaut wurde. Während des 2. Weltkrieges wurde das Hotel in Brand gesteckt und bombardiert, nach Kriegsende auf des Betreiben von Don Eugenio Bussa hin wieder aufgebaut und 1948 unter dem Namen "Casa D'Alta Montagna" als Hospiz wieder eröffnet. Zu seinem 25. Jahrestag wurde das Haus saniert und mit einen Anbau erweitert, in dem ein Tagungsraum und eine moderne Großküche eingerichtet wurden.



Rifugio Bonetta auf dem Scheitel des Gaviapasses in der Lombardei


Schräg gegenüber bietet sich uns das "Rifugio Bonetta al Passo del Gavia" mit seiner Panorama-Terrasse für eine ausgiebige Kaffeepause an. Wir sind nicht die einzigen Gäste, denn einige Mountainbiker, Rennradler und Motorradfahrer hatten die gleiche Idee.

Das Rifugio wurde von Duilio und Vittorina Bonetta im Jahr 1959 als Schutzhaus erbaut und im Folgejahr eröffnet. Es ist auch heute noch in Familienbesitz und bietet seinen Gästen neben kalten und warmen Mahlzeiten auch Übernachtungsmöglichkeiten. Bergwanderer und Kletterspezialisten nutzen das Rifugio Bonetta als Stützpunkt für Touren in der Ortler-Cevedale-Gruppe. Gipfelziele sind der 3.223 m hohe Monte Gavia, die 3.212 m hohe Punta di Pietro Rossa sowie der 3.360 m hohe Corno dei Tre Signori.



Die Südrampe des Passo di Gavia kurz hinter der Scheitelhöhe führt nach Ponte di Legno


Hinter dem Rifugio Bonetta beginnt die deutlich schwieriger zu fahrende Südrampe das Passo di Gavia, die bei unserer Überfahrt teilweise in Nebelschwaden gehüllt ist.

Berühmt wurde der Pass durch das Straßenradrennen "Giro d'Italia", das den Gavia ab 1960 bisher sechs Mal im Rundfahrt-Programm hatte. Die schmalen, steilen, langen und teilweise ungesicherten Rampen waren und sind unter Radsportlern gefürchtet, auch wegen den hier möglichen extremen Witterungsbedingungen: 1988 überraschte die Radprofis auf der Südrampe ein schwerer Schneesturm. Der Tages-Anzeiger titelte: "Bruttissima Italia – bruttissimo Gavia", die Neue Zürcher Zeitung schrieb: Als starke Männer weinten. In späteren Jahren musste die Gavia-Etappe mehrfach wegen starker Wintereinbrüche kurzfristig aus dem Giro-Fahrplan genommen werden.



Spektakuläre Felsformationen und Wasserfälle seitlich der Bergstraße des Gaviapasses in der Lombardei


Für die scheebedeckten Gipfel, die spektakuläre Felslandschaft, die schönen Wasserfälle und die tiefen Abstürze seitlich der Passstraße haben die Radrenn-Profis während des Giro sicherlich kein Auge. Aber wir!



Schmale kurvenreiche Rampe des  Passo di Gavia in der Lombardei


Denn wir lassen den Roadster auf der schmalen Rampe ganz gemächlich durch die 14 Kehren und den engen Tunnel bergab rollen. Die wenigen Ausweichstellen benötigen wir nicht, denn auf dem Weg ins Tal haben wir zum Glück keinen Gegenverkehr.




Weitere Infos:
http://alpenrouten.de











Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.



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