Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Venetien, Pelmogruppe |
Talorte: |
Cortina d'Ampezzo und Selva di Cadore |
Streckenlänge: |
17 km ab Cortina d'Ampezzo und 10 km ab Selva di Cadore |
Maximale Höhe: |
2.233 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Die über den Passo di
Giau verlaufende "Strada Provinciale 638 del Passo di Giau (SP638)"
verbindet den mondänen Wintersportort Cortina d'Ampezzo im Boite-Tal
mit Selva di Cadore im Valle Codalonga. Die kurvenreiche Bergstraße
nutzt dabei die natürliche Senke zwischen dem 2.597 Meter hohen
Monte Gusela und der 2.716 Meter hohen Croda di Lago und überwindet
dabei einen Höhenunterschied von knapp tausend Metern. Bis zur Fertigstellung der heutigen Passstraße im Jahr 1969 führte
nur ein schmaler Karrenweg über den Scheitel.
Kann ein Morgen besser
beginnen? Nach einer erholsamen Nacht im Nord Hotel in Cortina d'Ampezzo
verspricht uns der frühmorgendliche Blick aus unserem Zimmer einen herrlichen Sommertag.
Nach einem reichhaltigen Frühstück sind die Roadsterbags schnell
gepackt und im Kofferraum verstaut.
Ready to take off.
Von unserem Hotel aus
fahren wir auf Nebenstraßen vorbei am Stadion von Cortina d'Ampezzo
zur Dolomitenstraße SR48, die über Pocol nach Corvara und Arabba
führt.
Der Straßenabschnitt von Cortina bis Pocol dient sowohl zur Anfahrt zum
Passo di Falzarego
als auch zum Passo di Giau.
Hinter dem Ortsausgang
von Cortina d'Ampezzo passiert die SR48 leicht ansteigend den ampezzaner
Ortsteil "Localita Lacedel" und erreicht kurz darauf die Waldgrenze. Auf rissigem Straßenbelag
geht
es nun mit vier bis sechs Prozent Steigung bergauf.
Die SS48 quert in der
Folge den
steilen Südostabsturz des 1.540 Meter hohen Pocol. Auch hier
ist der Asphalt rau und rissig, aber die größten Schadstellen wurden
ausgebessert. Auf der Talseite sind fast durchgängig stabile Leitplanken
montiert, besonders exponierte Stellen sind mit massiven Mauern
gesichert.
Wir durchfahren
einen kurzen
Felsdurchbruch,
...
... hinter dem sich die
Bergstraße durch
fünf Kehren etwa 150 Höhenmeter bergauf schraubt. In den Kehren
bleibt der Wald zurück, so dass man einen schönen Blick auf
die Gipfel der Croda dal Lago (2.715 m) und des Monte Nuvolau (2.574 m)
hat.
Acht Kilometer hinter
Cortina d'Ampezzo erreichen wir dann die auf 1.540 Metern Höhe
gelegene ampezzaner Fraktion Pocol auf dem gleichnamigen Berg. Pocol
ist als Skiort bekannt und durch den im Jahr 1935 angelegten Militärfriedhof,
auf dem 9.744 gefallen Soldaten beigesetzt sind, fast die Hälfte
davon namenlos.
Zweihundert Meter hinter
Pocol verlassen wir die SP48, die von hier über den Passo di Falzarego
nach Corvara und Arabba weiterführt. Wir biegen nach links auf die SP638 zum Passo
di Giau, nach Selva di Cadore und nach Caprile ab. Verkehrsschilder am
Straßenrand warnen uns
vor Wildwechsel, Weidevieh, Aquaplaning und einer kurvenreichen Strecke. Und:
Der Pass ist geöffnet. Auf dem ersten Kilometer verliert die Strada Provinciale 638
etwa fünfzig Höhenmeter, danach geht es aufwärts.
Auf der Bergstraße zum
Giau-Pass ist es deutlich ruhiger als auf der Anfahrt zum Passo
di Falzarego. Durch zwanzig Kehren steigt die Nordrampe durch dichten
Nadelwald in das Tal des Baches "Ra Cateana", der unterhalb
der auf 2.000 Metern gelegenen Hochalm Malga Giau entspringt.
Kurz hinter dem Abzweig zur Hochalm durchfahren wir den mit 15 Prozent
Steigung steilsten Abschnitt der Auffahrt.
Etwas oberhalb der Hochalm
erreichen wir die Baumgrenze und es eröffnet sich ein toller Ausblick
auf die Gipfel des Monte Gusela (2.595 m),
des Nuvolau (2.575 m) und des Averau (2.649 m).
Zwei Kehren weiter sehen
wir dann die Scheitelhöhe vor uns auftauchen. Wir freuen uns auf
einen Boxenstopp.
Der 2.233 Meter hohe
Scheitel des Passo di Giau ist gut besucht und der kleine Parkplatz komplett
belegt. Es dauert eine Weile, bis wir für den Roadster
einen passenden Abstellplatz seitlich der Straße am Hang gefunden
haben und ihn parken konnten, ohne mit der Bodengruppe aufzusetzen.
Dann spazieren wir zum nahen "Berghotel
Passo Giau" auf der Scheitelhöhe. Das wunderschön vor dem Turm der Gusela gelegenen
Gebäude wurde im Jahr 1938 erbaut und trug früher den Namen "Rifugio
Passo Giau". Im Jahr 1994 wurde es modernisiert und zu dem
heutigen Berghotel umgebaut, das über zehn Doppelzimmer verfügt. Es
dient Bergsteigern und -wanderern
als Ausgangspunkt zu Touren auf den Nuvolau,
die Cinque Torri, die Croda da Lago und den Monte Cernera.
Oberhalb des Berghotels
liegt in einer Mulde nahe dem Fuß des Monte Gusela das Appartementhaus
"Mountain Paradise". Genau darüber sieht man das kleine Rifugio Nuvolau
auf dem gleichnamigen Gipfel, links davon erheben sich der Averau und die Croda Negra.
Der Ausblick von der Scheitelhöhe
macht den Passo di Giau zu einem der schönsten Dolomitenpässe: In
Richtung Cortina d'Ampezzo sehen wir jenseits der sich bergab schlängelnden
Nordrampe die Bergmassive des Monte Cristallo
(3.221 m) und der Croda Rossa (3.140 m)...
... und weiter östlich
die Spitzen der wild gezackten Croda da Lago (2.701 Meter) und die lang gezogene
Berggruppe des Monte Formin (2.657 m).
Nach einer ausgedehnten
Kaffeepause auf der Terrasse des Rifugio Passo Giau spazieren wir
zurück zu unserem Roadster und starten die Genusstour über die
anspruchsvolle und aussichtsreiche Südrampe hinunter nach Selva
die Cadore.
Hinter dem Scheitel fällt
die SP638
mit acht
bis zehn
Prozent und bietet schon vor den ersten Kehren tolle Ausblicke auf den Gipfel des Monte Pore
(2.405 m) und auf die dahinter aufragende Marmolada (3.343 m)
mit dem einzigen nennenswerten Gletscher der Dolomiten.
Nach etwa fünfhundert Metern
passieren wir das frühere Rifugio Piezza
(2.175 m), das nun unter dem Namen "Ristorante Da Aurelio"
geführt und aktuell erweitert wird. Von hier reicht der
Blick bis zur Cima Setsass (2.571 m)
und zur Sellagruppe mit dem in Wolken gehüllten Piz Boè (3.152 m).
Irgendwo hinter dem "Da Aurelio" haben
wir aufgehört, die vielen Kehren zu zählen.
Die Website des Berghotels Passo Giau nennt 33 Kehren, Heinz E.
Studt veröffentlicht in seinem empfehlenswerten Buch "100
Alpenpässe mit dem Motorrad" eine Gesamtzahl von 62 Kehren,
der Motorradguide "Alpenrouten" vermerkt 55 Kehren.
Für uns ist die genaue Anzahl nebensächlich, aber eines ist sicher:
Die nicht enden wollenden Kehren hinunter nach Selva di Cadore machen
unglaublich viel Spaß.
Längere
kurvenlose Abschnitte gibt es auf der Südrampe nicht: Die knapp
dreihundert Meter lange Gerade unterhalb des "Da Aurelio"
dürfte die Längste der gesamten Abfahrt sein.
Knapp drei Kilometer
hinter der Scheitelhöhe passieren wir das auf 1.952 Metern
Höhe gelegene Rifugio
Fedare sul Passo Giau, das neben landestypischen
Gerichten auch Übernachtungsmöglichkeiten in komfortablen Doppelzimmern anbietet.
Hinter dem Rifugio Fedare
geht es spritschonend, aber die Bremsscheiben und -beläge fordernd durch
das Kurvengeschlängel mit bis zu vierzehn Prozent Gefälle steil
bergab.
Hinter einem zweihundert
Meter langen Tunnel erreichen wir wieder die Baumgrenze. Mehrfach
überqueren wir auf kleinen Brücken den Bach "Torrente Codalunga",
der nahe dem Rifugio Fedare entspringt und der westlich von Selva
di Cadore dem
"Torrente Fiorentina" zufließt.
Wieder in offenem Weideland
warten dann noch
einmal sechzehn Kehren auf uns, ...
... dann sehen wir die
im frühen 15. Jahrhundert erbaute gotische Pfarrkirche Chiesa
di San Lorenzo von Selva di Cadore vor uns. Von dem südlichen
Talort des Passo di Giau aus touren wir auf der SP251 weiter Richtung
Pescul, denn wir wollen noch zur Forcella Staulanza.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.