Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Südtirol/Trentino, Venetien, Palagruppe |
Talorte: |
Predazzo und Fiera di Primiero |
Streckenlänge: |
21 km ab Predazzo und 22 km ab Fiera di Primiero |
Maximale Höhe: |
1.984 m |
Maximale Steigung: |
11 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der
Passo di Rolle verbindet die auf 1.020 m Höhe gelegene Ortschaft
Predazzo im Val Travignolo mit dem auf 745 Metern gelegenen Fiera di Primiero
im Valle del Primiero. Er nutzt dabei
die Senken zwischen der Latemargruppe im Norden, der Palagruppe
im Osten und der Laguzoi-Gruppe im Westen. Über den Scheitel verläuft
die gut ausgebaute und kehrenreiche "Strada Statale 50 del Grappa
e del Passo Rolle" (SS50), die mit insgesamt 45 Kehren durch
das Naturschutzgebiet
Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino
führt.
Einen Handelsweg über den Passo di Rolle gab es bereits
im Mittelalter und eine befahrbare Straße über den Scheitel existierte
ab dem frühen 19. Jahrhundert. Wegen seiner Nähe zur italienischen
Grenze gewann der Rollepass zur Zeit der k. u. k. Monarchie
Österreich-Ungarn aus militärstrategischer Sicht
an Bedeutung, weshalb die Passstraße in den 1870er Jahren vom österreichischen
Militär neu trassiert
und während des Ersten Weltkrieges ausgebaut wurde: Über den Scheitel
wurde die
stark umkämpfte Piave-Front versorgt.
Von Cavalese kommend
erreichen wir über Tesero und Ziano di Fiemme die am Fuß des Monte Mulat
gelegene Ortschaft
Predazzo im Fleimstal. Der nordwestliche Talort des
Passo di Rolle gehörte früher zu der Österreich-Ungarischen Grafschaft
Tirol. Heute ist er das wirtschaftliche Zentrum des Val di Fiemme.
Wegen seiner Lage auf knapp über tausend Metern entwickelte sich
Predazzo zu einem Wintersportzentrum und verfügt u. a. über fünf unterschiedlich
große Skisprunganlagen.
Im belebten Zentrum fahren wir hinter dem
Kreisverkehr und vor der im Jahr 1872 geweihten neogotischen Kirche "Chiesa dei Santi Filippo e Giacomo"
nach rechts auf die SS50 auf, die Predazzo in östlicher Richtung
verlässt.
Hinter
Predazzo verläuft die SS50 zwischen dem Bett des Flüsschens "Torrente
Travignolo" und einem Bergwald und quert dabei den durch hohe Stützmauern abgesicherten Südhang
des 2.161 Meter hohen Monte Mulat. Dieser Streckenabschnitt dient neben dem Passo di Rolle auch dem
Passo di Valles als Anfahrt.
Nahe dem "Mountain
Hotel Zaluna" steigt die gut ausgebaute und mäßig befahrene
Passstraße mit bis zu acht Prozent durch vier Kehren an...
... und erreicht
im Gegenlicht der tief stehenden Morgensonne nach sechs
Kilometern den Ortseingang des auf 1.370 Metern Höhe gelegenen und
zu Predazzo gehörenden Ortsteils
Bellamonte. Von hier führen Liftanlagen in das Wintersportgebiet
Alpe Luisa, im Sommer bieten sich Wanderungen durch den angrenzenden
Naturpark Paneveggio an.
Am Ortsausgang von Bellamonte
informieren Hinweisschilder, dass sowohl der Rollepass als auch
der Vallespass befahrbar sind, dass die Bergstraße im folgenden
Abschnitt auf 60
km/h begrenzt ist und dass nun mit Steinschlag gerechnet werden muss.
Hinter Bellamonte steigt die
SS50 durch zwei
Kehren an und bietet dabei einen schönen Ausblick auf die Gipfel der Lagorai-Gruppe.
Nach weiteren zwei Kilometern erreicht
die nun nur noch gering ansteigende Passstraße den aufgestauten Bergsee
"Lago di Paneveggio" und folgt dessen
etwas tiefer gelegenem Nordufer. Den fast senkrechten Abfall des
1.860 Meter hohen Monte Dossaccio durchquert ein enger, ampelgeregelter
Tunnel.
Die SS50 ist nicht nur
an den Seiten mit Leitplanken und Stahlnetzen gut abgesichert, an
exponierten Stellen sichern auch kurze Galerien gegen
Steinschlag.
Dreizehn Kilometer hinter
Predazzo erreichen wir die auf 1.500 Metern Höhe gelegene Ortschaft Paneveggio, in
der das in einem ehemaligen Sägewerk untergebrachte Besucherzentrum
"Terra
Forestra" über den "Wald
der Geigen" und die in ihm lebenden Tiere informiert.
Hinter Paneveggio passieren
wir das "Casa Cantoniera SS50
del Grappe e Passo di Rolle". Das Gebäude mit der
typisch pompeianisch-rote Fassade und dem wohlklingenden
Namen diente wie viele andere Casa Cantoniera als Basis für die das Straßennetz unterhaltenden Arbeiter,
die hier übernachten und Baumaterialien lagern konnten.
Die Betreibergesellschaft "Azienda Nazionale Autonoma delle Strade" (ANAS)
hat vor Jahren begonnen, die nicht mehr genutzten Gebäude zu
sanieren und danach zu verpachten. Das abseits der Hauptverkehrswege
gelegene Casa Cantoniera
der SS50 wartet noch auf seine Instandsetzung.
Ein Kilometer hinter
Paneveggio erreichen wir den Abzweig der Strada Provinciale
81 zum nahen Passo di Valles,
der wir bis zur Scheitelhöhe folgen. Danach kehren wir hierher
zurück und touren auf der SS50 weiter bergauf zum Scheitel des Passo
di Rolle.
Hinter dem Abzweig schlängelt sich die
Passstraße mit bis zu zehn Prozent Steigung knapp fünf Kilometer durch
den Bergwald von Paneveggio und gewinnt dabei durch fünf Kehren
etwa dreihundert Meter an Höhe.
Dann bleibt der Wald
zurück und es eröffnet sich ein schöner Ausblick auf die Palagruppe
(ital.: Pale di San Martino)
mit den Gipfeln von Castellazzo (2.333 m), Costazza (2.282 m) und Punta
Rolle (2.221 m).
Die Almwiesen gehören zu der auf 1.980 Metern Höhe gelegenen
Hochalm Malga Rolle,
die von Juni bis September und von Dezember bis Ostern geöffnet
ist und die sich nicht nur für einen Boxenstopp anbietet: In dem
kleinen zugehörigen Verkaufsraum kann man auch auf der Alm hergestellte
Käsesorten wie die "Priomiero" verkosten und kaufen und
von hier bieten sich Touren zum Rifugio Colbricon (1.927 m) am
gleichnamigen Bergsee sowie zu den Gipfeln der
Forcella Colbricon (2.420 m) und der Cima Cavalazza (2.326 m)
an.
Hinter der Malga Rolle
folgen noch zwei etwa acht Prozent steile Kehren, ...
... dann stehen wir
vor dem am Westrand der Scheitelhöhe gelegenen Hotel Venezia
Passo Rolle. Das Hotel ist neben Bikern auch bei Bergfreunden
beliebt, denn
im Sommer kann man von hier aus ausgedehnte Wanderungen durch den Parco Naturale
di Paneveggio sowie Bergtouren auf den Monte Castellazzo (2.333 m)
und den Monte Mulaz (2.906 m) unternehmen, im Winter können von hier
aus die in unmittelbarer Nähe gelegenen Pisten an den Hängen von Paradiso, Castellazzo und Cima Rolle genutzt
werden.
Schräg gegenüber steht vor einem großen Parkplatz das Passschild des
Passo di Rolle, das eine Höhe von 1.984 Metern angibt, die
allerdings erst vierhundert Meter weiter erreicht wird.
Auf der langgezogenen
Scheitelhöhe
findet man den "Imbiss
Passo Rolle", die "Cimon-Stube", mehrere Hotels und
Appartementhäuser, ein
Sportgeschäft und ein Gebäude der Guardia di Finanza. Die Mehrzahl
der Häuser ist bei unserer Überfahrt geschlossen und die diversen
Skilifte
machen deutlich, dass hier im Winter deutlich mehr Betrieb herrscht.
Der Hoteldirektor
Giovanni Segat plante die wenige
Meter oberhalb des Scheitels gelegenen Kapelle "Chiesetta della
Madonna Assunta Passo Rolle" und
beschaffte auch die notwendigen Finanzmittel.
Mit dem Bau der kleinen Bergkirche wurde im Jahr 1939 begonnen, am 15. August 1942 konnte
sie eingesegnet werden. Und
nein, der Anschein trügt:
Die Chiesetta della Madonna Assunata ist nicht die erste Alpenkapelle mit eigener Tiefgarage,
auch wenn der Blickwinkel des Fotos es so aussehen lässt.
Von hier oben hat man
einen fantastischen Ausblick auf die Südrampe des
Passo di Rolle und auf die südlichen Gipfel der
Palagruppe.
Hinter der Kapelle
beginnt die Südrampe nach Fiera di Primiero, die zunächst in nördliche Richtung
dreht und die nach etwa zweihundert Metern einen großen Wanderparkplatz
erreicht,
von dem aus Ausflüge zur Capanna Cervino (2.084 m), zur
Baita Segantini (2.178 m) und zur Malga Juribello (1.860 m)
möglich sind. Im Scheitel der Kehre überqueren wir den etwas weiter
nördlich am Hang des Monte Castellazzo entspringenden Bergbach Torrente Cismon,
der nahe der Ortschaft Cismon del Grappe in den Fluss Brenta mündet.
Nach etwa einem Kilometer
passieren wir auf nun etwas rissigem Asphalt die am Fuß des imposanten Cimon della Pala (3.186 m)
gelegene Hochalm Malga
Fosse di Sopra, ...
... hinter der auf dem
Weg hinunter nach San Martino di Castrozza insgesamt neunzehn Kehren
und schöne Ausblicke auf uns warten, wie auf die abgebildete 2.768 m
hohe Cima Corona. Hatten wir bisher auf dem Weg zum Passo di Valles
und zum Passo di Rolle Glück mit dem Verkehr und sind flott vorangekommen, so ändert
sich das hier. In den engen Kehren
der Südrampe haben wir keine Chance, an einem bergab kriechenden Wohnmobil
vorbei zu kommen...
... und ausgerechnet auf der einzigen längeren Geraden
haben wir auf der ansonsten verkehrsarmen Bergstraße Gegenverkehr. That's life. Also zuckeln wir auch am Ortseingang
von San Martino di Castrozza (früher: Sankt Martin am Sismunthbach)
noch hinter
dem Camper her...
... und passieren die "Residence
Madonna" in dem belebten Zentrum des Bergsteiger- und Wintersportortes im
Cismon-Tal.
Erst hinter San Martino
fliegen wir an dem WoMo vorbei und genießen den Drift durch die
folgenden neun Kehren hinunter nach Siror
am Hang des 2.812 Meter hohen Sass Maor.
Im Zentrum des knapp
1.300 Einwohner zählenden Ortes passieren wir die dreischiffige
Chiesa di Sant'Andrea und deren freistehenden Glockenturm, die in den Jahren 1710
bis 1732 erbaut wurden. Von hier aus ist Fiera di Primiero (früher
Primör), das
administrative und wirtschaftliche Zentrum des Valle del Primiero, schnell
erreicht, wo wir auf die SP347 auffahren, um zum Passo di
Cereda weiter
zu touren.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.