Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Trentino und Veneto |
Talorte: |
Canazei im Fassatal und Arabba im Buchensteintal |
Streckenlänge: |
13 km ab Canazei und 9 km ab Arabba |
Maximale Höhe: |
2.239 m |
Maximale Steigung: |
9 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juni 2019 |
Die Große Dolomitenstraße "Strada Statale
48 delle Dolomiti" (SS48) von Bozen über das Pordoijoch nach
Cortina d'Ampezzo verläuft südlich
des mächtigen Felsmassivs der Sellagruppe
und verbindet die ladinische Gemeinde Canazei im oberen Fassatal (Val di Fassa)
mit Arabba im Buchensteintal (Livinallongo di Col di Lana). Der Scheitel des im italienischen Sprachraum
"Passo Pordoi" und von den ladinisch sprechenden Talbewohnern
"Jouf de Pordoi" genannten Pordoijochs liegt zwischen
den Sella-Gipfeln Sass Pordoi (2.950 m) und Piz Boè (3.152 m)
im Norden sowie Sass Becè (2.534 m) und Belvedere (2.510 m) im südlich gelegenen Padonkamm der Marmolata-Gruppe. Die Orts- und Hinweisschilder sind hier dreisprachig:
Neben den deutschen bzw. südtiroler Namen sind auch die italienischen und ladinischen
Bezeichnungen aufgeführt.
Die Passstraße über das 2.239 Meter
hohe Pordoijoch
wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Großen Dolomitenstraße zu
Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, der Abschnitt über den
Passo Pordoi wurde nach einer nur vierjähriger Bauzeit im Jahr 1905 eröffnet. Mit ihren 60 Kehren zählt
der höchste Übergang der Dolomitenstraße zu den Traumstraßen Europas
und ist besonders bei Radsportlern beliebt: Das Pordoijoch war schon
mehrfach Etappenziel des Mehrtages-Profiradrennens Giro
d'Italia und noch häufiger höchster Punkt (Cima Coppi) dieser
Rundfahrt. Erstmals war der Pass 1940 im Programm des Giro, fünfmal erreichte
der legendäre Fausto Coppi als erster das Joch, auf dem ein Denkmal
an den großen italienischen Radsportler erinnert.
Zusammen mit
dem Grödner
Joch, dem Sellajoch und dem Passo
di Campolongo ist das Pordoijoch Teil der für ihre Aussicht
berühmte und fahrerisch anspruchsvolle "Sellarunde". Für
Rundtouren während
der Hauptreisezeit Juli und August empfiehlt es sich, Informationen über die Befahrbarkeit
des Sellajochs einzuholen: Aus Umweltschutzgründen war die Bergstraße
im Jahr 2017 für den motorisierten Verkehr jeweils Mittwochs komplett
gesperrt, 2018 war die Überfahrt zwischen 09:00 Uhr und 16:00 Uhr
stark kontingentiert. Kostenlose Berechtigungskarten erhielt man nur solange
dieses Limit noch nicht erreicht war und erlaubten die Überfahrt
nur zur vorgegebenen Uhrzeit.
Vom Sellajoch kommend erreichen
wir die von Canazei herauf führende SS48 kurz hinter Plan de Schiavaneis.
Wir fahren links abbiegend auf die bevorrechtigte Große Dolomitenstraße
auf, ...
... die durchgängig zweispurig
und gut ausgebaut zunächst ohne nennenswerte Kurven in südlicher Richtung
verläuft. Mit sechs bis acht Prozent Steigung quert die Pordoijoch-Westrampe
den bewaldeten Westabfall des Sass Pordoi, unterquert die Seilbahn
"Pian Frataces-Gherdecia", die hinauf zum Südosthang des
Sass Becè führt...
... und erreicht nach 1,7 Kilometern
die Pecol-Alpe mit dem Hotel
Bellavista, vor dem die Straße nach Norden abdreht. An der Fassade
des 3-Sterne-Hotels kann man unschwer erkennen, dass hier auch gerne
Motorradfahrer begrüßt werden: Die ungewöhnliche Lüftlmalerei zeigt
ein altes Motorradgespann mit Boxermotor und Steib-Seitenwagen.
Hinter der Alpe Pecol
geht es durch einige weit gezogene Kurven weiter bergauf. Auf 2.000 Metern
Meereshöhe unterquert die SS48 die Pian-Frataces-Gherdecia-Seilbahn
ein zweites Mal, dreht dann nach Nordosten ab und läuft auf Kehre
Nr.16 zu, die vom Felsmassiv des 2.950 Meter hohen Sass Pordoi in
der Sellagruppe überragt wird.
Vor Kehre
18 sehen wir dann am Hang über uns die beiden nächsten "Etagen"
der Dolomitenstraße...
... und auf der folgenden
Zwischengeraden taucht vor Kehre Nr. 19
das oberhalb der Passstraße auf 2.120 Metern Höhe gelegene Hotel
Pordoi auf. Das im Jahr 1890 eröffnete Haus verfügt über 30
Zimmer, Restaurant, Bar und Sonnenterrasse und liegt direkt an den
Pisten des Skigebietes "Dolomiti
Superski".
Direkt neben Kehre Nr. 19
steht das bei unserer Überfahrt geschlossen aussehende Hotel
Gonzaga, das neben Zimmern auch über Ferienwohnungen verfügt
und das laut der Reklame am Straßenrand seinen Gästen auch
ein Hallenbad mit Sauna anbietet.
In Kehre Nr. 20 sehen
wir die Leitplanken der Kehren Nr. 24, 25 und 27 über uns...
... und in Kehre Nr. 24
tauchen vor uns die noch von Schneefeldern umgebenen Gebäude auf dem Scheitel des Pordoijoches auf.
Von hier hat man einen
tollen Blick auf die tiefer gelegenen Kehren und auf den 2.436 Meter
hohen Col Bel.
Es folgt der bis zu neun
Prozent steile Schlussanstieg durch Kehre Nr. 27 hinauf zum Scheitel
des Passo Pordoi. Der Asphalt ist in diesem Abschnitt großkörnig
und die meisten der langen Risse wurden mit Bitumen ausgebessert.
Knapp
sieben Kilometer hinter dem Abzweig der Sellajochstraße erreichen
wir das etwas unterhalb des Pordoijochs aufgestellte Passschild.
Dahinter beginnt ein gut ausgelasteter Großparkplatz, links der
Passstraße befindet sich die Talstation der Funivia
del Sass Pordoi.
Die
im Jahr 1962 erbaute und 1995 modernisierte Seilbahn kommt ohne
Zwischenstützen aus und befördert mit
ihren Gondeln jeweils bis zu 65 Personen hinauf zum Rifugio Maria
auf dem Gipfel des 2.950 Meter hohen Sass Pordoi im Massiv
der Sella. Für den Höhenunterschied von etwas mehr als 700 Metern
benötigt die Seilbahn weniger als fünf Minuten, der Preis für eine
Berg- und Talfahrt beträgt 19,50 Euro (Stand Sommer 2019).
Rechts
der Straße steht das im Jahr 1907 von dem Bergführer
Tita Piaz erbaute Hotel Col di Lana,
das auch unter dem Namen "Hotel Pordoijoch" bekannt ist.
Wir
parken die Roadster auf dem Großparkplatz gegenüber der Seilbahnstation,
nehmen dabei einen Markenkollegen "in die Zange",
...
... und genießen vom Rand
des Parkplatzes aus den Blick zurück auf die Rosengartengruppe und
das Langkofelmassiv.
Dann
treibt uns der Hunger
zum Restaurant in der Talstation,
...
...
auf dessen Terrasse
wir die auf dem Sellajoch ausgefallene Mittagspause nachholen und
dabei den schönen Blick auf den Sass Becè genießen.
Ausgeruht
und gesättigt kehren wir danach zu den Roadstern zurück und machen
uns auf den Weg hinunter nach Arabba. Wir passieren ein zweites
Passschild links der Straße und schräg gegenüber das im Jahr 1905
errichtete Denkmal mit einem Obelisk, das an die Erbauer der Passstraße
erinnert. Hier quert die Grenze zwischen den Provinzen Südtirol
und
Venetien ebenso die Straße wie der Fernwanderweg Traumpfad
München Venedig.
Dahinter steht als letztes Gebäude
vor der Ostrampe das Hotel
Savoia. Es wurde während der Trassierung der Passstraße
von Theodor Christomannos, dem Präsidenten der Alpenvereinssektion
Meran erbaut, der das Motto "Keine Bergstraße ohne
Hotel" praktizierte. Auf die Spuren von Theodor Christomannos sind wir erstmals
am Nigerpass
gestoßen, wo er ebenfalls wirkte.
Auch
auf der Ostseite der Scheitelhöhe gibt es einen großen Parkplatz.
Die nach Arabba hinunterführende Strada Statale
48 delle Dolomiti fällt hinter dem Scheitel mit etwa sechs Prozent
durch mehrere weit gezogene Kurven, ...
...
passiert die etwas höher am rechten Hang stehende Bergkapelle "Chiesetta
Santa Maria della Difesa sul Passo Pordoi" und bietet tolle
Ausblicke auf die Ampezzaner Dolomiten und die Gipfel des Marmolada-Massivs.
Auf
teilweise rissigem und von Schmelzwassern feuchtem Asphalt unterqueren
wir zwei Skipisten-Überführungen und den vom Rifugio Fodom zum Rifugio
Sass Becè führenden Vierer-Sessellift "Lezuo-Belvedere",
...
...
hinter dem der Tanz durch insgesamt 33 nummerierte Kehren beginnt.
Vor Kehre Nr. 32 haben wir noch einmal einen tollen Ausblick auf
die Felstürme des Sella-Massivs. Vorbei an dem einhundert Höhenmeter
unter dem Pordoijoch gelegenen Albergo
Ristoro Lezuo...
...
windet sich die Große Dolomitenstraße mit wechselndem Gefälle durch
das vom "Torrente Cordevole" gegrabene Cordevole-Tal bergab.
Der knapp 80 Kilometer lange Fluss entspringt südöstlich der
nahen Scheitelhöhe
und mündet bei Bribano in den Piave.
Vor
Kehre 21 haben wir die Baumgrenze erreicht und sehen die jenseits
von Arabba aufragenden Gipfel der Fanesgruppe
mit Cunturinesspitze (3.064 m), Lagazuoi (2.835 m), Cima Settsass (2.571 m) und Cima
Sief (2.424 m).
Nach
etwa vier Kilometern überquert die Ostrampe vor den Liftanlagen
von Fodom den Cordevole und wechselt auf die nördliche Talseite. Je
näher wir dem Talort Arabba kommen, desto dunkler werden die sich
immer weiter ausbreitenden Regenwolken...
...
und vor dem Weiler Pallua sind die letzten blauen Flecke am Himmel
verschwunden.
Aber
wir haben Glück: Gut acht Kilometer hinter der Scheitelhöhe erreichen
wir auf trockener Straße und "Top Down" den Ortseingang von Arabba
(ladinisch: Rèba).
Vorbei
an der Mitte des 17. Jahrhunderts erbauten Pfarrkirche "Chiesa
di Santi Pietro e Paolo apostoli" fahren wir zu dem Kreisverkehr
im Zentrum des auf 1.600 Metern Höhe gelegenen Ortes, wo wir die vierte Ausfahrt nehmen, um auf
der SS244 über den Passo
di Campolongo zu unserem Quartier
im Lesachtal zurück zu fahren.
Weitere
Infos:
https://www.visittrentino.info/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.