Lage: |
Alpen, Österreich, Eisenerzer Alpen, Hochschwabgruppe, Steiermark |
Talorte: |
Eisenerz und Vordernberg |
Streckenlänge: |
8 km ab Eisenerz und 6 km ab Vordernberg |
Maximale Höhe: |
1.227 m |
Maximale Steigung: |
Nordrampe 11 %, Südrampe 15 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juni 2020 |
Die über den Präbichl führende
Bundesstraße B115 verbindet Eisenerz im Nordwesten mit Vordernberg
im Südosten
und
nutzt dabei die Senke zwischen dem Eisenerzer Reichenstein (2.166 m)
in Eisenerzer Alpen und dem Hochturm (2.018 m) in der
Hochschwabgruppe. Die Bundesstraße über den Präbichl ist auch
unter dem Namen "Eisenstraße" bekannt, denn sie verbindet
seit dem Mittelalter die Eisenerzvorkommen im Erzbachtal bei
Eisenerz mit den Hüttenwerken in Vordernberg und bei Leoben
im Murtal. Die heutige
Trassenführung der Eisenstraße entstand in den Jahren 1970
bis 1974, weil der sich ausdehnende Bergbau eine Verlegung
der Nordrampe notwendig machte. Dabei entschärfte man auch die
früher vorhandene Extremsteigung.
Von Hieflau im Ennstal kommend erreichen
wir auf der durch das Erzbachtal führenden Bundesstraße B115
den Stadtrand von Eisenerz, wo wir die GoPro-Kamera auf der Frontscheibe
montieren.
Die zunächst als "Hieflauer Straße"
ausgeschilderte Bundesstraße führt im Norden an
dem auf knapp siebenhundert Metern Höhe gelegenen Stadtzentrum
von Eisenerz vorbei, passiert das Schulzentrum sowie den Turm beim Stadion
Eisenerz und läuft dabei auf den braun und rot schimmernden Erzberg
zu, an dem auch heute noch im Tagebau Erz abgebaut wird.
Die hinter dem Stadion dann "Radmeisterstraße"
genannte B115 beginnt auf Höhe der Ortsstelle des
Roten Kreuzes und der etwas abseits rechts der Straße aufragenden
spätgotischen Kirchenburg St. Oswald aus
dem 15. Jahrhundert leicht anzusteigen...
... und passiert hinter dem Friedhof
von Eisenerz als "Vordernberger Straße" mehrere langgestreckte
Wohnblocks, bei denen sie sich vom Erzberg abwendet, um
dem Bett des Trofeng-Baches zu folgen.
Gut zwei Kilometer hinter dem
Stadtzentrum wendet sich die Eisenstraße nach Nordosten und steigt mit
bis zu zehn Prozent durch das Tal des Gsollbaches, der oberhalb
der Gsollalm am Westhang der Eisenerzer
Griesmauer (2.034 m) entspringt. Im Hintergrund taucht die noch
drei Kilometer entfernte, weit gespannte
Brücke über den Krempelgraben auf, über die die B115 auf den
Präbichl zuläuft.
Am Ortsausgang von Eisenerz flacht die B115
etwas ab und
läuft dem Osthang des Glanzberges (1.267 m) folgend auf die Bergkette
der Frauenmauer (1.827 m) zu.
Ein Kilometer hinter dem Ortsausgang
wird die perfekt ausgebaute Eisenstraße dreispurig, passiert
kurz darauf auf 935 Metern Höhe die "Gsollkehre" mit
dem Abzweig des Fahrwegs zur Gsollhütte, überquert am Ende der
Kehre den Gsollbach...
... und quert mit bis zu zehn Prozent
Steigung den von mehreren Gräben durchzogenen Nordwestabhang
des 1.796 Meter hohen Niederpolster. Nach drei Hangbrücken
erreicht die Eisenstraße die schon vom Ortsausgang von Eisenerz
aus gesehene Krempelgrabenbrücke, unter der
der Eisenberg mit seinen Abbau-Terrassen wieder auftaucht.
Hinter der Brücke dreht die Bundesstraße
nach Südosten ab und passiert dabei den Rastplatz "Eisenerzblick",
auf dem man ein Kiosk findet und wo eine Dankplakette des Heimatschutzes an den gelungenen
Ausbau der Nordrampe und an die hervorragende
Einbindung der vier Brücken in die Landschaft
erinnert.
Hinter dem Eisenerzblick reduziert
sich die Steigung kurz auf niedere einstellige Prozentwerte, ...
... um dann noch einmal auf zweistellige
Werte anzuziehen. Acht Kilometer hinter Eisenerz erreicht die
Eisenstraße dann den Scheitel des Präbichl, der von einem fünfzig
Meter hohen
Windrad und einem alten Umspannwerk überragt wird. Links der Straße erinnert
eine Gedenkstätte an
die vom
Eisenerzer Volkssturm kurz vor Kriegsende Ende März 1945 nahe des Scheitels ermordeten
zweihundert Juden.
Hinter dem Präbichl-Scheitel senkt
sich die Passstraße mit drei bis fünf Prozent zur dem knapp
fünfhundert Meter entfernten Dorf Präbichl, das zur Marktgemeinde
Vordernberg gehört. Bekannt wurde Präbichl durch seine Skiarena
Präbichl. Das an den Hängen der Berge Polster (1.910 m) und
Rössel (1.855 m) gelegene Skigebiet verfügt über sechs Lifte
sowie zwanzig
Kilometer Pisten und ist besonders für Familien geeignet. Für
Sommergäste wurde der Kletterpark Alpfox
Adventure-Park geschaffen, in dem zwölf Parcours für Einsteiger,
Familien und Adrenalin-Junkies genutzt werden können.
Vorbei am Abzweig der Zufahrtsstraße zum Hüttendorf
Präbichl und dem kurz dahinter gelegenen
Ortsausgang...
... senkt sich die Eisenstraße
mit bis zu fünfzehn Prozent Gefälle zur Doppelkehre...
... auf Höhe des Wasserspeichers
"Grüblsee" mit den Parkplätzen der Skiarena und des
Alpenaquariums,
...
... hinter denen die Südrampe
die Eisenbahnbrücke der Erzbergbahn unterquert. Die Bahnlinie
von Eisenerz durch den auf 1.204 Metern Höhe gelegenen
und knapp 600 Meter langen Präbichler Scheiteltunnel nach
Vordernberg wurde im Jahr 1891 eröffnet und diente überwiegend
dem Abtransport des am Erzberg abgebauten Eisenerzes. 1988
wurde der Bahnbetrieb eingestellt, zwei Jahre später übernahm
der Verein
Erzbergbahn die Strecke, auf der nun in den Sommermonaten
Museumszüge verkehren.
Dahinter durchquert die Eisenstraße
ein kurzes Waldstück...
... und senkt sich dann durch die Wiesen
seitlich des Vordernberger Baches...
... zum Ortseingang des südlichen Talortes
Vordernberg.
Die nun "Hauptstraße" genannte
B115 passiert mehrere zweistöckige Altbauten des oberen Ortsteils und die
dort hart am rechten Straßenrand stehende Pfarrkirche
Mariä Himmelfahrt aus dem 15. Jahrhundert. Das Gotteshaus
wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erweitert und Ende des 19. Jahrhunderts
umgestaltet.
In ihrem weiteren Verlauf in Richtung
Ortsmitte verengt sich die Hauptstraße zwischen dem im 16. Jahrhundert erbauten
Prinzenamtshaus
mit seinem Laubenvorbau und dem
im Folgejahrhundert errichteten Erzherzog-Johann-Haus...
... und erreicht hinter der Engstelle
den Hauptplatz mit dem im 16. Jahrhundert erbauten Rathaus. Die knapp tausend Einwohner zählende Marktgemeinde
Vordernberg
liegt unterhalb des Fahnenköpfl (1.648 m) und des Vordernberger
Zinken (2.010 m) in den Vordernberger Mauern. Der Ort
profitiere bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von den umliegenden
Schmelzöfen und war überwiegend von Bergknappen, Eisenschmelzern, Schmieden,
Köhlern und Hüttenarbeitern bewohnt, die das am Erzberg abgebaut
Erz in ihren mit Holzkohle befeuerten Hochöfen zu Roheisen verarbeiteten.
Als Ende des 19. Jahrhunderts bei Leoben deutlich wirtschaftlichere
Kokshochöfen in Betrieb genommen wurden, setzten in Vordernberg
der Niedergang
der Eisenproduktion und der wirtschaftliche Abstieg ein.
Aus der Blütezeit der Eisenproduktion
blieben einige sehenswerte Häuser erhalten, darunter das auch
"Lehrfrischhütte" genannte Haus Schmiedehammer, in
dem heute eine Schauschmiede untergebracht ist...
... und das Leuzendorf'sche Forsthaus,
das im 18. Jahrhundert als "Gewerkenhaus" im
Besitz des Fürsten Schwarzenberg war.
Die Eisenstraße folgt nun in südlicher
Richtung dem Vordernberger Bach, unterquert die Trasse der Erzbergbahn...
... und erreicht kurz darauf den Bahnhof der einstigen
Erzbahn, auf dessen Gleisen einige historische Waggons abgestellt
sind. Auf einen Besuch verzichten wir, denn von Westen her zieht
ein Unwetter auf und wir müssen noch
über Trofaiach, Leoben, Bruck an der Mur und Mürzzuschlag zu unserem Quartier in Spital am Semmering.
Weitere
Infos:
http://www.alpenpass.eu/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.