Lage: |
Alpen, Österreich, Radstädter Tauern, Salzburger Land |
Talorte: |
Mauterndorf und Radstadt |
Streckenlänge: |
17 km ab Mauterndorf, 21 km ab Radstadt |
Maximale Höhe: |
1.739 m |
Maximale Steigung: |
14 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2018 |
Der sehr gut ausgebaute Radstädter Tauernpass verbindet
Mauterndorf im Lungau mit Radstadt im Ennstal. Bereits die
Kelten kannten den Übergang durch die Tauern. Die Römer
bauten den Passweg zu einer Heerstraße aus, um schnell die
Nordgrenze zu Germanien erreichen zu können. Im Mittelalter
spielte der Radstädter Tauern eine große Rolle als Handelsweg:
Salz und Wein waren die wichtigsten Handelsgüter auf dieser
Nord-Süd-Fernverbindung, die von Salzburg über Radstadt nach Mauterndorf,
dann über den Katschbergpass
nach Gmünd in Kärnten und über Spittal
an der Drau nach Villach und Triest führte. Die Passstraße
nutzt die
natürliche Senke zwischen dem westlich gelegenen, 2.501 Meter hohen Großen
Pleißlingkeil in den Radstädter Tauern und der 2.350 Meter hohen
Seekarspitze der Schladminger Tauern im Osten.
Vom Katschbergpass kommend folgen
wir in St. Michael im Lungau weiter der als österreichische
Bundesstraße 99 ausgeschilderten "Katschberg Straße"
nach Mauterndorf. Hier beginnt die Südrampe des Radstädter Tauernpasses,
deren unterer Teil von Mauterndorf über
Tweng zu dem von uns gesondert beschriebenen Twenger
Talpass führt, der knapp drei Kilometer hinter Tweng mit 1.381 Metern
seine maximale Höhe erreicht.
Hinter dem Twenger Talpass flacht die Katschberg Straße
kurz etwas ab, um dann leicht ansteigend der dritten - und mit
mehr als 600 Metern auch der längsten Lawinengalerie
der Südrampe zuzustreben, ...
... die im Sommer umfahren wird und nur
während der Wintermonate geöffnet ist.
Die Passstraße steigt hier mit
etwa 10 Prozent an und überquert dahinter auf etwa 1.600 Metern
Höhe den Gebirgsbach "Lungauer Taurach", der nahe der Scheitelhöhe
entspringt und der über Mauterndorf und Tamsweg der Mur zufließt.
Bei Kilometer 15 flacht die Katschberg Straße wieder
ab, passiert das "Appartementhaus Elisabeth"...
... und erreicht beim "Jugendhotel
Schaidberg" die letzte Lawinengalerie, hinter der es
erneut mit 10 Prozent bergauf geht.
Hinter der Galerie legen wir an der
Abzweigung der Schaidberger Alpenstraße kurz einen Fotostopp
ein. Die gepflegt aussehenden Hotels und Appartementhäuser scheinen
geschlossen zu sein, denn die zugehörigen Parkplätze sind ungenutzt
und die Straßen, Wege und Wiesen menschenleer.
Von Schaidberg aus führt der schmale
"Tauernweg" hinauf zu den auf der Scheitelhöhe
errichteten Hotels von Obertauern, hinter denen die 2.350 Meter
hohe Seekarspitze aufragt.
Zurück auf der Passstraße passieren
wir zweihundert Meter weiter das Ortseingangsschild von Obertauern.
Es zieht sich immer mehr zu und die Wolken werden zusehends
dunkler. Es sieht nach Regen aus.
Auch hinter dem Ortsschild steigt
die Katschberg Straße weiter an und wird hinter
der ersten von sechs Skibrücken mit dem Namen "Römerstraße"
weitergeführt.
Ab hier reihen sich die Hotelbauten
und Appartementanlagen aneinander wie auf einer Schnur aufgezogen. Es ist inzwischen
Mittag geworden und Zeit für einen Boxenstopp. Aber wo?
Anfang September erscheint auch die Scheitelhöhe wie ausgestorben und
die Hotels und Restaurants sind geschlossen.
Kurz vor der Passhöhe sehen wir dann
bei leicht einsetzendem Regen vor dem Hotel-Restaurant Taverne
zwei geparkte Pkw und ein Trike. Und eine geöffnete Eingangstür. Die
Taverne hat geöffnet! Wir werden freundlich empfangen
und zuvorkommend bedient. Und noch wichtiger: Die Küche
der Taverne ist ausgezeichnet und das Trike gehört dem Besitzer!
Der k. u.
k. Regierungsrat und Leiter des Salzburger Intelligenzblattes
Franz Michael Vierthaler machte bei seiner Wanderung
über den Tauernpass um das Jahr 1800 deutlich schlechtere
Erfahrungen
mit der Tauern-Gastronomie und beschrieb das damals einzige Gasthaus
auf dem Scheitel sehr negativ: "...
so wenig einladend das Äußere, so wenig befriedigend das
Innere des Hauses". Gut dass diese Zeiten lange vorbei
sind.
Eine gute Stunde später sind wir
zurück auf der inzwischen abgetrockneten Römerstraße und
erreichen nach zweihundert
Metern nahe dem Alpenhotel Perner
und der Pension Gloria die Scheitelhöhe des Radstädter Tauernpasses.
Viel zu sehen gibt
es hier oben im Sommer nicht. Das Hoteldorf Obertauern
ist DER Wintersportort der Region und seit den 1950er Jahren
bekannt für seine Schneesicherheit von November bis Mai.
Neben den vielen Hotels mit fast zehntausend Gästebetten
findet man hier jede Menge Restaurants, Apres-Ski-Bars,
Sportgeschäfte, Skischulen und Skiverleihe. Wintersportlern
stehen im Skigebiet
Obertauern 26 Skilifte und Sesselbahnen, über 100 Kilometer
präparierte Skipisten und 5 Langlaufloipen mit Längen
bis zu 23 Kilometern zur Verfügung. Und zum Schutz all dessen
jede Menge rostige Lawinenverbauungen, die im Sommer die
Landschaft verunstalten, im Winter jedoch für den notwendigen
Schutz sorgen und dann kaum zu sehen sind.
Wie in dem Beatles-Film "Help" aus dem
Jahr 1965, dessen winterliche Szenen hier oben gedreht wurden.
Woran das von uns bei der Überfahrt im Jahr 2020 fotografierte "Beatles-Monument"
mit den "Fab Four" erinnert, das fünfzig Jahre nach den Filmaufnahmen vor dem Hotel Edelweiss aufgestellt wurde.
Zurück zur Straße: Hinter dem Scheitel geht es auf
der Nordrampe mit 8-10
Prozent Gefälle am "Sporthotel SnowWhite" bei
Skibrücke Nr. 5 und dem tiefer gelegenen "Hotel Römerhof"
vorbei...
... zum "Alpenhotel Tauernkönig" bei
Skibrücke Nr.
2 und der Talstation der Grünwaldkopfbahn
im Ortsteil Wisenegg.
Unmittelbar dahinter passieren
wir die römisch-katholische Filialkirche Hl. Petrus in
Banden, die im frühen 17. Jahrhundert nach den
Plänen des schweizer Dombaumeisters Santino Solari im Barockstil
erbaut und 1962-1963 erweitert wurde. Solari plante u.a.
auch den Salzburger Dom, das Lustschloss Hellbrunn und die
Marktkirche
in Wagrain. Der im Jahr 1515 geweihte
und auch "Friedhof der Heimatlosen" genannte Tauernfriedhof
befindet sich nicht hier sondern oben auf der Scheitelhöhe.
Gegenüber
der Kirche steht das Tauernhaus
Wisenegg aus dem Jahr 1573.
Sechshundert Meter hinter der Kirche
verabschiedet sich nahe der Weningeralm an Skibrücke Nr. 1 der Ort Obertauern von uns. Durch
zwei weite Kurven geht es nun mit bis zu
13 Prozent flott bergab. Zwischen den Gipfeln von Zehnerkarspitze
(2.382 m) und Gamsspitzl (2.340 m) im Süden sowie der
Seekarspitze (2.350 m) im Nordosten hindurch passieren
wir die Gottschallalm und
die Felseralm.
Die Nordrampe folgt dabei der Pongauer Taurach,
die unterhalb der Seekarspitze nahe der Scheitelhöhe des
Radstädter Tauern entspringt und die bei Radstadt in die
Enns mündet.
Hinter der auf 1.280 Metern
Höhe gelegenen Gnadenalm und dem Gnaden-Wasserfall
verengt sich das Tal immer mehr und die Abhänge werden schroffer.
Die Taurach hat sich hier tief
in den Fels geschnitten. Zwischen den senkrecht
abstürzenden Kalkwänden von Hirschwand und Koppenwand
zwängen sich Gebirgsbach und Straße durch die enge
Taurachklamm...
... und erreichen kurz daurauf
die Gemeinde Untertauern. Früher existierte in dem knapp
300 Einwohner zählenden Ort eine Poststation, heute
erinnert der rechts der Straße vor dem Ortseingang zu sehende
römische Meilenstein aus der Zeit von Kaiser Septimus
Serverus (193–211) daran, dass die Römer durch die schmale Gebirgsscharte der
Niederen Tauern eine Heerstraße anlegten, an der nahe der Scheitelhöhe sogar eine römische Mansio existierte,
in der man rasten, übernachten und die Pferde wechseln konnte.
Hinter Untertauern schwingt die
Katschberg Straße mit leichtem Gefälle durch das nun immer
weiter werdende Taurachtal hinunter Richtung Radstadt, ...
... das wir 20 Kilometer hinter der
Scheitelhöhe erreichten. Auf der Katschberg Straße überqueren
wir die obere Enns...
... und lassen dann im blumengeschmückten
Zentrum von Radstadt den Tag gemütlich ausklingen.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.