Touren mit dem Mazda-Roadster MX-5 über Gebirgsstraßen, Pässe, Hellinge und Klimmen
    
Reschenpass
(Passo di Resia)
    



Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Reschenpass überquert den Alpenhauptkamm und verbindet das Oberinntal im österreichischen Tirol mit dem Vinschgau in Südtirol. Er nutzt dabei eine Senke zwischen den Ötztaler Alpen im Osten und der Sesvennagruppe im Westen. Die Passstraße ist ein Teilstück der alten Heer- und Handelsstraße Via Claudia Augusta der Römer, die von der Adria durch die Po-Ebene und über die Alpen bis an die Donau führte. Unter Kaiser Claudius wurde sie im Jahr 47 n. Chr. ausgebaut. Der heutige Verlauf des Reschenpasses geht auf den Straßenneubau der Jahre 1850 bis 1854 und die teilweise Neutrassierung von 1926 zurück. Der Reschen ist neben dem Brennerpass DIE Verbindung von Süddeutschland nach Oberitalien, auch weil er sehr niedrig ist, ganzjährig offen gehalten wird und nur 9% Steigung bzw. Gefälle aufweist.



Lago della Muta und St. Valentin auf der Haide an der Südanfahrt zum Reschenpass


Vom Stilfser Joch kommend befahren wir den im italienischen Sprachraum "Passo di Resia" genannten Reschenpass von dem auf 1.030 m Höhe gelegenen Talort Mals aus. Die gut ausgebaute und stark befahrene SS40 schwingt moderat ansteigend durch das Tal des jungen Etsch, passiert das Dorf Burgeis und erreicht nach 10 Kilometern den idyllisch gelegenen Haidersee. Das auch "Lago della Muta" genannte Gewässer liegt auf 1.450 Metern Höhe und damit weniger als 60 Höhenmeter unterhalb der Passhöhe. Er wird von der Etsch und dem Zerzer Bach gespeist. Am Nordufer ragt der schlanke Turm der dem Heiligen Valentin geweihten Pfarrkirche von St. Valentin auf der Haide in die Höhe.



Ortschaft St. Valentin auf der Haide an der Südanfahrt zum Reschenpass


Die SS40 folgt dem Ostufer des Sees und erreicht nach einem guten Kilometer den Ortsrand von St. Valentin auf der Haide, dessen Häuser von dem Stufengiebel und den Türmchen der Jugendstil-Villa "Waldkönigin" überragt werden. Ulrich Primele aus dem nahen Burgeis hatte hier in St. Valentin im Jahr 1140 ein Hospiz erbauen lassen, um in der schneereichen Malser Heide Reisenden und Pilgern Schutz vor Winterstürmen zu bieten. Die Bewohner des Hospizes waren verpflichtet, an stürmischen Winterabenden mit Laternen, Stricken, Stangen, Brot und Wein durch die Heide zu ziehen und laut rufend nach Hilfebedürftigen zu suchen. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Tal dann so dicht besiedelt, dass das Hospiz aufgegeben werden konnte.



Appartementhäuser in St. Valentin auf der Haide vor dem Berg Endkopf


Hinter den schmucken Ferien- und Appartementhäusern von St. Valentin auf der Haide ragen die Gipfel des 2.465 m hohen Plaiskopf und des 2.627 m hohen Endkopf in den bewölkten Himmel.



Nahe dem Reschensee zwischen St Valentin und Grau vor der Klopairer Spitze und der Bergkastelspitze


Kilometerlang hängen wir hinter einem Motorräder transportierenden Gespann fest: Auf langen Streckenabschnitten ist die Reschenpassstraße auf 70 km/h begrenzt, teilweise besteht auch absolutes Überholverbot. Und nach Murphy haben wir genau dann starken Gegenverkehr, wenn beide Begrenzungen aufgehoben sind. Immerhin fährt das Gespann am oberen Limit des Erlaubten. Kurz vor dem Reschensee taucht vor uns die felsige Gipfelkette von Klopairer Spitze (2.918 m), Bergkastelspitze (2.912 m), Plamorter Spitze (2.982 m), Ganderbildspitzen (2.988 m) und Mataunkopf (2.895 m) auf.

Die SS40 folgt nun dem Ostufer des Reschensees durch mehrere Lawinengalerien hindurch bis zur nahen Ortschaft Graun im Vinschgau.



Der Kirchturm von Altglan ragt aus dem aufgestauten Reschensee heraus


DAS Highlight des Reschen ist der im Reschensee stehende Kirchturm von Altgraun. Der kostenpflichtige Parkplatz am Seeufer ist hoffnungslos überfüllt, so dass wir nur ein schnelles Foto schießen können.

Der sicherlich meistfotografierte Kirchturm Europas wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Bereits Ende der 1930er Jahre gab es Planungen, im Tal ein Wasserkraftwerk zu bauen und dafür den kleinen Reschensee und den Grauner See über 20 Meter hoch aufzustauen. Gegen den Willen der Bevölkerung, denn das Dorf Graun sollte dabei in den Fluten versinken. Die angelaufenen Vorarbeiten wurden zu Beginn des 2. Weltkrieges eingestellt. Die Bewohner von Graun atmen auf und glaubten ihr Dorf gerettet. Doch kurz nach dem Krieg setzte man zum Schrecken der Betroffenen die rücksichtslosen Bauarbeiten fort. Als 1950 dann die Schleusen der Staumauer schlossen, wurden mehr als 650 Hektar überflutet, der Ort Altgraun versank komplett und große Teile des Dorfes Reschen folgten. Mehr als 160 Häuser wurden nach und nach von dem steigenden Stausee verschluckt. Die Bewohner verloren ihre Existenz, wurden übergangsweise in Baracken untergebracht und in der Folge zwangsweise umgesiedelt. Nach der Aufstauung entstand oberhalb des versenkten Dorfes das neue Graun. Der aus den Fluten ragende alte Kirchturm wurde zum Touristenmagneten und zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt.



Blick auf Reschen am Reschenpass und das wolkenverhangene Massiv des Piz Mundin


Am nördlichen Ende des Lago di Resia liegt der Ort Reschen, hinter dem dunkle Wolken aufziehen, die die schneebedeckten Gipfel von Piz Mundin und Piz Malmurainza verdecken.



Hotel, Obstladen und Parkplatz auf dem Scheitel des unspektakulären Reschenpasses


Kurz hinter Reschen erreichen wir die unspektakuläre Scheitelhöhe des Reschenpasses. Hier findet man zwei größere Parkplätze, einen Obst- und Gemüseladen mit Weinverkauf, einen Souvenirshop, die Pizzeria Irene...



Unspektakuläre Scheitelhöhe des Reschenpasses in Reschen mit Blick nach Norden


... ein Hotel mit einer weiteren Pizzeria und hinter der nahen Staatsgrenze auf österreichische Seite eine Tankstelle, an der im Gegensatz zu denen auf italienischer Seite das Auftanken wieder Spaß macht: Der Sprit ist hier deutlich billiger. War es das? Nicht ganz: Man sieht es nicht, aber über den Reschen verläuft die Europäische Hauptwasserscheide: Die Bäche auf der Nordseite fließen über Inn und Donau Richtung Schwarzes Meer, auf der Südseite strebt die ganz in der Nähe entspringende Etsch dem Mittelmeer zu.



Reschenpass-Straße zwischen Reschen und Nauders


Hinter der Scheitelhöhe folgt die Reschenstraße fast schnurgerade dem weiten, heideähnlichen und an seinen Rändern bewaldeten Hochtal des Stillebachs...



Burg von Nauders oberhalb der Straße zum Reschenpass


... und erreicht nach fünf Kilometern den Ort Nauders, der von der im 14. Jahrhundert erbauten Festung Schloss Naudersberg überragt wird. Hier halten wir uns links und folgen der als "185" ausgeschilderten Martinsbrucker Straße nach Westen, denn wir wollen über die nahe Norbertshöhe in das Inntal und von dort aus weiter zum Albulapass.




Weitere Infos:
http://www.alpentourer.de











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