Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Südtirol, Trentino |
Talorte: |
St. Christina in Gröden und Canazei im Fassatal |
Streckenlänge: |
13 km ab St. Christina, 12 km ab Canazei |
Maximale Höhe: |
2.244 m |
Maximale Steigung: |
11 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juni 2019 |
Die Bergstraße "Strada Statale
242 di Val Gardena e Passo Sella" (SS242) über das Sellajoch verläuft westlich
des mächtigen Felsmassivs der Sellagruppe
und verbindet die ladinische Gemeinde St. Christina im Grödner Tal (Val Gardena)
mit Canazei im oberen Fassatal (Val di Fassa). Der Scheitel des im italienischen Sprachraum
"Passo Sella" und von den ladinisch sprechenden Talbewohnern
"Jeuf de Sela" genannten Sellajochs liegt zwischen
der Grohmannspitze (Punta Grohmann, 3.126 m) und dem Innerkoflerturm
(Piza Innerkofler, Plan de Sass, 3.054 m) im Westen, dem Col
Rodella (2.484 m) im Südwesten sowie den Sellatürmen (2.940 m)
im Osten. Die Orts- und Hinweisschilder sind hier dreisprachig:
Neben den deutschen bzw. südtiroler Namen sind auch die italienischen und ladinischen
Bezeichnungen aufgeführt.
Die Passstraße über das Sellajoch
wurde 1872 erbaut. Zwölf Jahre später errichtete Carlo Valentini zur
Versorgung von Reisenden unterhalb der Scheitelhöhe und wenige Meter
südlich der Straße das nach ihm benannte Berghaus Rifugio
Carlo Valentini al Passo Sella, das sich auch heute noch im
Besitz der Familie Valentini befindet. Im Jahr 1896 folgte das etwas unterhalb
des Rifugio Valentini auf 2.180 Metern gelegene Sellajochhaus
des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins sowie im Jahr 1934 das Albergo
Maria Flora auf der Scheitelhöhe.
Zusammen mit
dem Grödner
Joch, dem Pordoijoch und dem Passo
di Campolongo ist das Sellajoch heute Teil der für ihre Aussicht
berühmte und fahrerisch anspruchsvolle "Sellarunde". Für
Überfahrten während
der Hauptreisezeit Juli und August empfiehlt es sich, Informationen über die Befahrbarkeit
des Sellajochs einzuholen: Aus Umweltschutzgründen war die Bergstraße
im Jahr 2017 für den motorisierten Verkehr jeweils Mittwochs komplett
gesperrt, 2018 war die Überfahrt zwischen 09:00 Uhr und 16:00 Uhr
stark kontingentiert. Kostenlose Berechtigungskarten erhielt man nur solange
dieses Limit noch nicht erreicht war und erlaubten die Überfahrt
nur zur vorgegebenen Uhrzeit.
Nachdem wir im Sommer 2018
wegen dieser Kontingentierung die Sellarunde
nicht komplettieren konnten, sind wir dieses Jahr vor der Hauptferienzeit
und somit vor einer möglichen Streckenbeschränkung vor Ort und fahren
die
Sellarunde entgegen dem Uhrzeigersinn. Vom Grödner Joch kommend
erreichen wir oberhalb von Plan de Gralba die Einmündung der "Strada Statale SS243 del Passo Gardena" (SS243)
in die von Wolkenstein heraufkommende
"Strada Statale 242
di Val Gardena e Passo Sella" (SS242), auf die wir links abbiegend
auffahren.
Die vor uns liegende Westrampe der SS242 zum
Sellajoch verläuft zunächst mit sechs bis acht Prozent Steigung
durch zwei weit gezogene Kurven auf die im Osten von Plan de Gralba
steil aufragenden Felswände von Piz Miara (2.964 m) und Piz
Gralba (2.972 m) zu.
Unterhalb des 2.974 m
hohen Piz Breguz
dreht die Sellajochstraße dann mit einem weiten Bogen
in südliche Richtung und folgt nun deutlich flacher verlaufend,
sehr gut ausgebaut und mit seitlichen Absturzsicherungen versehen
dem Fuß des Sella-Massivs.
Hinter
einem Waldstück erhöht sich die Steigung dann wieder auf sechs bis
neun Prozent, ...
... um kurz darauf das
bei elf Prozent liegende Maximum der Westrampe zu erreichen. Die
Szenerie verliert nun etwas von ihrem Glanz: Über die Fahrbahn läuft
jede Menge Schmelzwasser und dunkle Regenwolken schieben sich vor die fast
im Zenit stehende Sonne.
Kurz darauf taucht das Langkofelmassiv
aus: Von links sehen wir die Grohmannspitze (Punta Grohmann, 3.126 m),
die Fünffingerspitze (Punta delle Cinque Dita, 2.996 m) und
das mächtige Langkofeleck, den etwa 100 Meter niedrigeren Südostgipfel vor
dem lang gestreckten
Langkogel-Hauptgipfel (Sasso Lungo, 3.181 m).
Fünf Kilometer hinter
Plan de Gralba erreicht die SS242 das auf 2.180 Metern Höhe
gelegene Sellajoch mit dem Vier-Sterne-Hotel
Passo Sella Dolomiti Ressort.
Hier stand ursprünglich das auch unter dem Namen "Rifugio Passo Sella" bekannte,
im Jahr 1896 erbaute Sellajochhaus,
das
jedoch für den Neubau des in den Jahren 2013/2014
an gleicher Stelle errichteten Passo Sella Dolomiti Ressort abgerissen
wurde. Das moderne Gebäude verfügt über 24 Zimmer und bietet seinen Gästen neben dem
"Chalet Sella" auch ein Restaurant mit Snackbar, einen
überdachten Swimmingpool sowie Dampfbad und Sauna.
Hinter
dem Hotel führt eine ungewöhnliche Seilbahn vom Sellajoch hinauf
zur 500 Meter höher gelegenen Langkofelscharte: Die kleinen
Gondeln der Telecabina
Passo Sella Forcella Sassolungo fassen jeweils nur zwei Personen,
die stehend befördert werden. Bergstation ist die Toni
Demetz Hütte, von der aus zahlreiche Kletterrouten mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden auf den Toni-Demetz-Turm, die Fünffingerspitze
und den Langkofel führen.
Hinter dem Sellajoch wendet
sich die Nordwestrampe nun nach Osten und steigt mit bis zu acht
Prozent weiter Richtung Scheitelpunkt der Passstraße an.
Auf dem folgenden, bis
zu sechs Prozent steilen Schlussanstieg überfahren wir die Provinzgrenze
zwischen Südtirol und Trentino und haben einen tollen Blicke auf
die die südwestliche Ecke des Sellamassivs bildenden Sellatürme,
unter denen wir den "Col de Toi" genannten 2.244 Meter
hohen Scheitelpunkt der Sellajochstraße vor uns sehen.
Auf der Südseite der Scheitelhöhe
findet man das Passschild und dahinter einen Souvenirshop, gegenüber steht das Berghotel
Maria Flora, dessen Restaurant gut besucht ist. Parken können
wir hier nicht, denn die einzigen freien Parkplätze trennt eine
etwa zwanzig Zentimeter hohe Kante von der Straße: Zu viel für die
Bodengruppen unserer
Roadster. Und wohl auch für viele andere PKW, deshalb auch nicht
belegt. Zwangsläufig verzichten wir auf die hier vorgesehene Mittagspause...
...
und fahren ohne Halt über den Scheitel hinweg auf die
Ostrampe, die durch zehn Kehren hinunter nach Plan de Schiavaneis
und der Großen
Dolomitenstraße "SS48" zum Pordoijoch führt und nach weiteren elf Kehren
den Ort Canazei erreicht.
Aus
den oberen Kehren haben wir trotz der immer dichter und dunkler
werdenden Wolken tolle Ausblicke auf die Ostwände des Sellamassivs
mit dem höchsten Gipfel Piz Boe (3.152 m) und auf die etwas
weiter entfernten Gletscher der "Königin der Dolomiten",
der 3.343 Meter hohen Marmolada.
Die
Kehren - hier Kehre zwei - der nun zwischen sechs und neun Prozent
abfallenden Ostrampe sind breit angelegt, so dass entgegenkommende
Fahrzeuge problemlos passiert werden können.
Bei
Kehre Nr. 3 ergibt sich ein phantastischer Ausblick auf die westlichen
Gipfel der Marmolada-Gruppe, darunter der 2.534 Meter hohe
Crepa Neigra und der 2.436 Meter hohe Col Bel sowie auf die
Gipfel der Rosengartengruppe mit Rotwand (Roda di Vael, 2.806 m),
Tscheiner Spitze (Cima la Sforcella, 2.810 m) und Rosengartenspitze
(Cima Cationaccio2.981 m).
Vor Kehre Nr. 4 erreichen
wir die Baumgrenze...
...
und bei der mit acht Prozent Gefälle auf Kehre Nr. 5 zulaufenden
Zwischengeraden nimmt der Bewuchs
seitlich der Passstraße deutlich zu: Zirben und Nadelbäume krallen
sich hier in die aus der Südwand des 2.828 Meter hohen Piz
Ciavazes herausgebrochenen Gesteinshalden.
Hinter Kehre Nr. 7 zeigt uns ein braunes
Schild, dass wir auf 2.000 Meter
Meereshöhe angekommen sind.
Vor
Kehre Nr. 8 fahren wir auf ein Trio mit schwer beladenen Tourenmotorrädern
auf und passieren kurz darauf die Plan de Schiavaneis mit dem
Ristorante
Pian Schiavaneis und dem Rifugio
Monte Pallidi, von denen aus der als "schwer" eingestufte Klettergarten
Pian
Schiavaneis schnell erreicht werden kann.
Vor
Kehre 10 kündigt ein Verkehrsschild die von Canazei heraufkommende
Große Dolomitenstraße "Strada
Statale 48 delle Dolomiti" (SS48) an. Die 110 Kilometer
lange Ferienstraße wurde im Jahr 1909 eröffnet und führt aussichtsreich
von Meran über Bozen, Canazei und Arabba nach Cortina d'Ampezzo
und überwindet dabei den Karerpass,
das Pordoijoch und den Falzarego-Pass.
Wenige
Meter weiter und insgesamt sieben Kilometer hinter der Scheitelhöhe
trifft die Sellajochstraße auf eine Rechtskehre dieser SS48. Wir haben hier die Qual der Wahl:
Bergab geht es in den fünf Kilometer entfernten Talort Canazei,
bergauf zum
sieben Kilometer entfernten Pordoijoch. Da wir die Sellarunde noch komplettieren möchten und am Abend im Kärntner
Lesachtal erwartet werden, verzichten wir auf die Abfahrt ins Tal
und folgen der SS48 bergauf Richtung Pordoijoch und Arabba.
Weitere
Infos:
https://www.suedtirol-kompakt.com
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Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.