Lage: |
Alpen, Schweiz, Italien, Walliser Alpen, Wallis, Piemont |
Talorte: |
Brig und Domodossola |
Streckenlänge: |
22 km ab Brig, 42 km ab Domodossola |
Maximale Höhe: |
2.005 m |
Maximale Steigung: |
14 % auf der Nordrampe, 9% auf der Südrampe |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Simplonpass verbindet Brig
im Rhonetal mit Domodossola in der breiten Talebene der
Tosa und folgt dabei der Saltinaschlucht und dem Gantertal
bis zur Scheitelhöhe und danach der Gondoschlucht in das
Divedro-Tal.
Der ursprüngliche Gebirgspfad wurde von den Römern zu einem
Saumweg ausgebaut, der im Mittelalter weiter nach unten in die
Gondoschlucht
verlegt wurde.
Im 17. Jahrhundert gewann der Simplonpass
als Handelsweg an Bedeutung, im Jahr 1800 befahl Kaiser
Napoleon I. den Bau einer neuen, breiten Passstraße,
auf der Kanonen transportiert werden konnten. 1805 war die
"Straße Napoleon" als kürzeste und bequemste
Verbindung zwischen Paris und Mailand fertig gestellt. Sie war
von Ende Mai bis Anfang Oktober befahrbar und wurde in der
Folge gut genutzt. Nach der Eröffnung der beiden fast 20 Kilometer
langen Röhren des Simplon-Eisenbahntunnels in den Jahren
1905 und 1921 und der dadurch möglichen ganzjährigen Autoverladung
reduzierte sich der Reiseverkehr über die Passhöhe.
Vom Furkapass kommend befahren wir
den Simplonpass in Nord-Süd-Richtung ab Brig, dem Hauptort
des oberen Wallis. Wir verlassen das Zentrum in südöstlicher
Richtung, folgen der "Neuen Simplonstraße"
stadtauswärts und erreichen nach knapp zwei Kilometern
die Simplon-Passstraße, die als Schweizer Hauptstraße
9 ausgeschildert ist. Wie schon auf der Furka regnet
es auch hier aus sehr tief hängenden, dunklen Wolken,
aber wir haben die Hoffnung, dass sich das unterwegs
ändert und die Passhöhe über den Regenwolken liegt.
Die
Simplonstraße führt uns leicht ansteigend und fast gerade
verlaufend an Ried-Brig vorbei, passiert die Weiler
Termen und Hasel und wendet sich dann mit einer Kehre nach Südosten,
um nun deutlicher ansteigend den Ostabfall des 2.657 Meter
hohen Folluhorns zu queren. Nach mehreren kurzen Tunnel
wendet sich die N9 nach Osten, dann taucht im Regendunst
die hohe und langgestreckte Ganterbrücke auf, die das
von dem Ganterbach tief eingeschnittene Gantertal überquert.
Die beeindruckende Brücke wurde
im Rahmen einer neuen Trassierung der Passstraße von
Professor Dr. Christian Menn aus Zürich als Schrägkabelbrücke
mit in Beton eingebetteten Abspannseilen geplant und
von 1976 bis 1980 erbaut. Mit einer Gesamtlänge von
678 Metern, einer Höhe von 150 Metern und mit einer
Spannweite von 174 Metern
zwischen den beiden Hauptstützen war die
Brücke damals die größte ihrer Art in der Schweiz.
Hinter der Ganterbrücke führt die
Nationalstraße N9 in weiten Kurven durch einen dichten
Lärchenwald weiter bergauf, quert die alte Passstraße,
die vor 1980 den Ganterbach weiter östlich überquerte...
... und erreicht kurz darauf die
in einer Kehre auf 1.524 Metern Höhe gelegene Ganterkapelle
im Berisal. Die Ganterkapelle
wurde 1835 erbaut und dem Heiligen Antonius geweiht, weshalb sie auch
unter dem Namen "St. Antoniuskapelle" bekannt
ist.
Hinter Rothwald und der Mäderalp wird
die Simplonstraße durch mehrere langgestreckte Galerien
vor Lawinen, Felsstürzen und den Schmelzwassern des nahen
Kaltwassergletschers
geschützt.
Kurz darauf haben wir am "Hotel Simplon-Blick"
den zwischen dem 2.661 m hohen Tochuhorn im Nordwesten
und dem 3.192 m hohen Hübschhorn im Südosten auf 2.005 Metern Höhe gelegenen Scheitel
des Simplonpasses erreicht. Von hier aus soll man einen
schönen Blick auf die im Norden gelegene Kette der Berner
Alpen mit dem Bietschhorn ebenso haben wie auf die südwestlichen
Gletscher von Fletschhorn, Lagginhorn und Weissmies in
den Walliser Alpen.
Im 17. und 18. Jahrhundert
entstand am Simplonpass eine Reihe von Schutzhäusern
für Handelsleute, Säumer und Reisende.
Ob das Hotel Simplon-Blick dazu gehörte oder ob es erst später
erbaut wurde, konnten wir nicht herausfinden; wir gehen
aber davon aus, dass es neueren Datums ist und im Rahmen
des Simplon-Ausbaus der 1950er Jahre errichtet wurde.
In den Jahren 1980
und 2013 wurde das Hotel saniert. Es verfügt heute neben einem Restaurant mit
einer großen Terrasse auch über 40 Gästebetten.
Bei unserer Überfahrt ist es geschlossen. Später sehen
wir, dass es bei immowelt.de
zum Verkauf steht.
Auf der linken Seite oberhalb des Hotels blickt
der über 9 Meter hohe Simplon-Adler über die Scheitelhöhe hinweg zur
italienisch-schweizer Grenze. Die riesige Granit-Skulptur wurde
von dem in Bern geborenen Bildhauer Erwin Friedrich Baumann entworfen und von Soldaten der 11. Gebirgsbrigade
während des
2. Weltkrieges mit Ausbruchmaterial des nahen Fort
Gondo gebaut, um an die "Wacht am Simplon" zu
erinnern.
Er wurde im September 1944 eingeweiht. Auf seinem Sockel kann man folgende Inschriften lesen:
"In der Freiheit der Berge
steht es,
ein wuchtiges Mal aus hartem Granit:
Ein Gedenken treuer
Pflichterfüllung,
ein dauerndes Mahnen,
willig und wach zu sein
für unsere Freiheit"
und
"Gebirgsbrigade II
1939
- 1945"
Etwa 800 Meter hinter dem Hotel
Simplonblick steht auf der gleichen Straßenseite das
Hotel Monte Leone,
das nach dem 3.553 Meter hohen Gipfel des östlich
gelegenen Berges Monte Leone benannt ist. Das in den 1950er
Jahren erbaute Rundgebäude bietet in seinem Restaurant
regionale Gerichte von beiden Seiten der nahen italienisch-schweizer
Grenze und verfügt über 20 Gästebetten. Wir ziehen bei
unserem Besuch den beheizten Gastraum der nassen und
von Nebelschwaden überzogenen Sonnenterrasse vor und
können den Service und die "Pasta della casa"
nur empfehlen.
Bei dem Hotel findet man das im
August 2018 neu eröffnete "Tourist
Office Simplonpass", das während der Sommermonate
geöffnet ist um Touristen die Simplon-Region und den
Kanton Wallis näher zu bringen.
Das auf der Ostseite der Passhöhe
stehende Simplon-Hospiz
hätten wir im dichten Nebel fast übersehen und nur von
dem großen Parkplatz am Gebäude gelingt uns ein
Foto, auf dem man das große dreistöckige Gebäude einigermaßen
erkennen
kann.
Als Napoleon den Passweg über den Simplon
zu einer Heerstraße ausbauen
ließ, befahl er im Jahr 1801 auch den Bau eines Hospizes
auf der Scheitelhöhe, dessen Grundsteinlegung
jedoch erst 1813 erfolgte. Nach dem Sturz des Kaisers
im Folgejahr wurden die Bauarbeiten eingestellt. Der
Breslauer Professor Dr. Friedrich Heinrich von der
Hagen reiste im Jahr 1816 auf der "Straße Napoleon"
über den Simplon und notiert: "Von Strecke zu Strecke
sind kleine Zufluchtshäuser und größere Herbergen für
Roß und Mann, zumal im Winter; und ganz oben ist das
erste Stockwerk eines großen Hospiziums fertig...".
Der unvollendete Rohbau der Herberge wurde von den Chorherren
des Großen St. Bernhard im Jahr 1825 übernommen und
sechs Jahre später fertiggestellt. Mit seinen drei Stockwerken
und einer Grundfläche von 64 m x 20 m ist
es das größte Hospiz der Alpen auf einem Pass. Es bot früher
bis
zu 300 Reisenden Platz und bewirtete jährlich bis zu
12.000 Besucher. Auch heute wird das Simplon-Hospiz
von den Chorherren St. Bernhard geführt und bietet nach einer Sanierung
und Modernisierung nun Übernachtungsmöglichkeiten für 130 Gäste.
Eigentlich
hatten wir geplant, von hier aus auf der Südrampe über
die nahe Grenze und durch die berühmt-berüchtigte
Gondoschlucht hinunter nach Domodossola zu fahren. Inzwischen ist der Nebel aber
so dicht geworden, dass man
keine 30 Meter mehr weit sieht. Eine Passfahrt
bei solch schlechten Bedingungen und ohne etwas von
der Umgebung
zu sehen macht für uns keinen Sinn: Wir kehren um und
schleichen über der Nordrampe vorsichtig zurück nach Brig und weiter
in unser Quartier "Hotel
Walliser Sonne" im regenfreien Gluringen, um
am nächsten Tag über die Grimsel und den Sustenpass
Richtung Heimat zu fahren. Den
Simplon nehmen wir im Gegenzug in unsere "Pässe-to-do-Liste"
auf.
Weitere
Infos:
http://www.hls-dhs-dss.ch
http://www.kulturwege-schweiz.ch
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.