Lage: |
Alpen, Schweiz, Italien, Plattagruppe, Adula-Alpen, Graubünden, Lombardei |
Talorte: |
Splügen im Hinterrheintal und Chiavenna im Tal der Mera |
Streckenlänge: |
9 km ab Splügen, 31 km ab Chiavenna |
Maximale Höhe: |
2.118 m |
Maximale Steigung: |
14 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Splügenpass verbindet Splügen
in der Ostschweiz mit Chiavenna in Oberitalien und nutzt
dabei die Senke zwischen dem 3.027 Meter hohen Surettahorn
und dem 3.279 Meter hohen Piz Tambo. Der Alpenübergang
wurde schon von den Römern benutzt. Bekannt ist auch, dass
sich im 13. Jahrhundert die Diözesen Chur und Chiavenna
gegenseitig zusicherten, dass die Bewohner beider Seiten
die damals auch "Urschler" genannte Splügenstraße
frei begehen und Waren unbegrenzt und zollfrei transportieren
durften.
Bis zum 19. Jahrhundert wurde der
Warenverkehr ganz überwiegend mit Saumpferden und Maultieren
abgewickelt. Das änderte sich, als der Splügen nach
den Plänen des Ingenieurs Carlo Donegani - zeitgleich mit
dem San Bernardino Pass - zur Fahrstraße ausgebaut und nach
einer fünfjährigen Bauzeit im Jahr 1823 für den Betrieb
freigegeben. Im gleichen Jahr
wurde auch eine Eil-Postkutschenlinie von Chur über den
Splügen nach Chiavenna, Como und Mailand eröffnet, die für
die gesamte Strecke nur eineinhalb Tage benötigte. Das starke Verkehrsaufkommen der 1830er bis 1860er Jahre
nahm nach der Eröffnung der Eisenbahnverbindungen über den
Brenner im Jahr 1867 und nach den Fertigstellungen des Mont-Cenis-Tunnels
1871 und des Gotthard-Tunnels 1882 rapide ab.
Vom Malojapass
kommend fahren wir auf der Schweizer Kantonsstraße 3
über Stampa und Bondo nach
Castasegna,
wo wir die Grenze nach Italien überqueren, um dann der
Strada Statale 37 über Ponteggia und Santa Croce nach Chiavenna
zu folgen, dem südlichen
Talort des Splügenpasses.
Nach einer Kaffeepause im Zentrum folgen
wir der Ausschilderung "Passo dello Spluga"
und verlassen Chiavenna auf der Strada Statale 36 in
nordwestlicher Richtung.
Hinter dem Ortsteil Bette beginnt
die Splügenstraße leicht anzusteigen. Kurz vor dem Dorf
San Giacomo Filippo warten dann die ersten vier von
insgesamt 72 Kehren auf uns.
Nach acht Kilometern erreichen wir
den Ortseingang von Lirone, das auf 880 Meter Höhe liegt:
Die ersten 500
Höhenmeter liegen nun hinter uns.
Auf dem weiteren Weg bergauf wird - nicht
nur wie hier in Campodolcino, dem Hauptort der Wintersport-Arena
Valchiavenna - die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit
kontrolliert.
In Campodolcino passieren wir die am rechten Straßenrand
stehende "Chiesa San Giovanni Battista",
die im frühen 15. Jahrhundert erbaut und im Jahr
1528 dem Wegbereiter Christi, Johannes
dem Täufer, geweiht wurde. Vor der Kirche erinnert die
Bronzeskulptur des italienischen Bildhauers
Alfredo Vismara an den Heiligen Luigi Guanella,
der am 19. Oktober 1842 ganz in der Nähe im Ortsteil Fraciscio geboren
wurde.
Hinter Campodolcino wird die Südrampe
des Splügen anspruchsvoller: Der Asphalt wird rissig
und die in den Fels gesprengten Tunnel sind sehr eng
und unbeleuchtet. Wir haben Glück und in diesem Abschnitt
keinen Gegenverkehr.
Zwischen Campodolcino und Pianazzo ist
die SS36 mit Stahlnetzen und langgestreckten Galerien gegen Steinschlag
gesichert und quert den fast senkrechten Abfall des
Pian del Lanzo ins
San Giacomo Tal, das der Fluss Liro in die Felsen geschnitten
hat.
Die Rampe ist hier steil und
abwechslungsreich. Tunnel, Galerien und von steinernen
Mauern gestützte Kehren wechseln in schneller Abfolge
und überwinden auf dem Weg hinauf in das Dorf Pianazzo
einen Höhenunterschied von mehr als 400
Metern. Anspruchsvoll war der Pass schon immer. So schrieb
der Schweizer Kaufmann Andreas Ryff nach seiner Splügen-Überquerung
im Jahr 1599: "Ich wollte lieber über den Gotthard
zweimal als über den Splügen einmal reisen".
Nach weiteren sechs Kilometern erreichen
wir das auf knapp 1.900 Metern Höhe gelegene
Dorf Stuetta, das aus einigen kleinen Häusern, einem alten
Zollgebäude, einer kleinen Kapelle und einem "Casa
Cantoniera" besteht. Das Gebäude mit dem wohlklingenden Namen und der typisch pompeianisch-roten,
abblätternden Fassade hat wohl schon bessere Zeiten
gesehen. Es entstand wie
viele andere dieser Art
Mitte des 19. Jahrhunderts, um den für die Straßenunterhaltung
zuständigen Arbeitern als Basis zu dienen, in der sie, wenn nötig, auch übernachten konnten.
In Stuetta passiert die Bergstraße
zum Passo dello Spluga
die mächtige Staumauer des Lago di Montespluga, die
laut der Inschrift im Jahr 1931 geschlossen wurde. Der
künstliche Speichersee liegt zwischen den Gipfeln von
Monte Cardine (2467 m) und Piz Tambo (3027 m) im Westen
sowie Spadolazzo (2721 m), Ursaregls (2835 m) und Pizzo Suretta (3027 m)
im Osten.
Ganz in der Nähe der Staumauer bietet
sich das direkt neben der Passstraße gelegene Rifugio Stuetta
zu einem Boxenstopp an. Hier erhält man Fleischgerichte aus eigener Herstellung sowie
Jausen mit selbstgebackenem Brot, auch Übernachtungen
sind möglich.
Vom Rifugio aus hat man einen schönen Blick über den Lago di Montespluga und
auf den gleichnamigen Ort
am Nordufer des Sees.
Die SS36 folgt nun der Hochalm "Alpe Montespluga",
auf der mit intensivem Wildwechsel gerechnet werden
muss, weshalb sich eine defensive Fahrweise empfiehlt.
Hinter Montespluga warten noch zehn
enge und steile Kehren auf uns, ...
... dann stehen wir auf der 2.118 Meter
hohen Scheitelhöhe des Passo dello Spluga.
Seitlich der Passhöhe markiert ein
pyramidenförmiger Grenzstein die Staatsgrenze zwischen
Italien und der Schweiz und zeigt die beiden Landesflaggen.
Der nachts gesperrte Grenzübergang ist bei unserer Überfahrt
auf italienischer Seite unbesetzt, auf der schweizer
Seite werden wir nach einem kurzen, prüfenden Blick
durchgewunken.
Hinter dem Scheitel signalisiert
uns ein großes Schild, dass es auf der Nordrampe noch
enger wird. Die Strecke hinunter nach Splügen ist für Fahrzeuge mit mehr als 10 Metern
Länge und für Anhänger gesperrt, LKW und Busse benötigen
für das Befahren eine Sondergenehmigung. Die Fahrbahn
ist streckenweise nur 2,30 Meter breit.
Immerhin: Die Nordrampe ist offen.
Knapp unterhalb der Passhöhe passieren
wir die ehemalige Schweizer Zollstation...
... und das über zweihundert Jahre
alte Berghaus
Splügenpass, das mehrere Zimmer für Übernachtungen
bereit hält und dessen Küche regionale Gerichte anbietet.
Geöffnet ist das Haus jeweils von Freitag bis Sonntag,
während der Sommerferien auch Mittwochs und Donnerstags.
Von hier oben hat man einen schönen
Ausblick auf die dem Hüscheren Bach folgende Via Spluga
und über das Hinterrheintal hinweg auf das von Wolken
verhangene
2.973 Meter hohe Teurihorn.
Die Nordrampe ist zwar deutlich kürzer
als die Südrampe, bietet aber ebenfalls Fahrspaß pur. Der Roadster ist
hier in seinem Element: Vom Berghaus Splügenpass bis
in den nördlichen Talort Splügen sind es zwar "nur"
20 Kehren, aber durch die können wir richtig räubern,
denn die meisten sind gut einzusehen und es sind
nur wenige Fahrzeuge unterwegs.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.