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Bad Tölz
    
"Durch die Marktstraße zum Rathaus"

 


Nach unserem Spaziergang durch das Kurviertel und das Tölzer Gries kehren wir zur Isar-Brücke zurück, um uns die Marktstraße anzusehen, die neben dem "Marienstift" beginnt.


Ehemaliges Marienstift in der Marktstraße von Bad Tölz
In dem beeindruckenden Gebäude existierte seit 1475 eine Weinwirtschaft, von 1577 bis 1750 war hier eine Brauerei angesiedelt. Danach fand man hier die Gerberei der Familie Sepp, die das Anwesen schließlich zum Marienstift, einem Altersheim für alleinstehende Damen umbauen ließ.

Im Rahmen seiner Neuplanung der gesamten Marktstraße übernahm der Münchner Architekt Gabriel von Seidl im Jahr 1905 auch die Umgestaltung des Marienstiftes, die 1907 abgeschlossen wurde.


Die Fassadenmalereien fertigte Professor Karl Wahler von der Kunstgewerbeschule in München. Das große Fresko am Kapellenvorbau erinnert an den Volksaufstand von 1705 und zeigt links den Schmied Balthes Riesenberger mit der bayerischen Landesfahne und rechts den Weinwirt und Münchner Stadtrat Johannes Jäger. Beide verloren während des Aufstandes ihr Leben: Der Stadtrat wurde gefangen genommen, enthauptet und gevierteilt, der Schmied fiel während der Kampfhandlungen mit der Fahne in der Hand.

Das Altersheim wurde hier bis zum Umzug in einen Neubau im Jahr 2006 betrieben, heute dient das denkmalgeschützte Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus.



Historische Fassaden in der unteren Marktstrasse von Bad Tölz


Die vierhundert Meter lange Marktstrasse ist die "Gute Stube" von Bad Tölz. Leicht ansteigend führt sie vom Ostufer der Isar bis zum Khanturm im Westen der Altstadt. Wir haben die schmucken, farbenfrohen Fassaden früher oft in den "Bullen-von-Tölz"-Filmen bewundert, aber diese kurzen Filmszenen konnten nur andeutungsweise den tollen Eindruck vermitteln, den die Szenerie nun auf uns macht. Wir sind begeistert.


Ehemalige Marktmühle in der Marktstraße von Bad Tölz








Die meisten Häuser der Marktstraße sind mit Malereien verziert, so wie die auch "Schretzenstallerhaus" genannte ehemalige Marktmühle aus dem 18. Jahrhundert, deren großes Mittelfresko den Heiligen Christophorus zeigt.


Mariensäule in der unteren Marktstraße von Bad Tölz









Im unteren Bereich der Marktstraße ist die Brunnenanlage mit der Mariensäule gerne besucht.


Mariensäule in der unteren Marktstraße von Bad Tölz




Die bronzene Marienstatue auf der hohen Steinsäule entstand als Dank für das "Wunder von Bad Tölz":

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der anfliegende alliierte Bomberverband durch plötzlich einsetzenden, starken Schneefall gezwungen, kurz vor der Stadt abzudrehen. Bad Tölz entging so der Zerstörung.

Nach Kriegsende schuf man dann den Marienbrunnen nach einem Entwurf von Professor Josef Hillerbrand. Dazu wurde der große Isarbrücken-Reichsadler mitsamt seinem Hakenkreuz eingeschmolzen und aus der gewonnen Bronze goss Professor Josef Henselmann die Statue der Gottesmutter.


Pause am Eiscafe Gran Gelato in der unteren Marktstraße von Bad Tölz





Ganz in der Nähe bietet sich das Eiscafe "Gran Gelato" für eine Pause an, was wir gerne nutzen.

Wir haben Glück und erwischen die letzten freien Plätze im Außenbereich.

Eisbecher und Kaffee sind schnell auf dem Tisch und schmecken ausgesprochen lecker.

Ausgeruht setzen wir danach unseren Spaziergang fort.


Alte Hofapotheke von Bad Tölz in der Marktstraße

Wir passieren die "Alte Hofapotheke", in der ursprünglich das "Gerstlacherbräu" des Bierbrauers und Weinwirts Franz Borgias Gerstlacher zu finden war.

1793 ging es in den Besitz des Apothekers Gualbert Salcher über.

Laut der Inschrift über dem Türbogen verlagerte er 1804 die alte Apotheke des Klosters Benediktbeuern hierher, weil dieses wegen der Säkularisation geschlossen worden war. Und da von hier aus auch das Schloss des Großherzogs von Luxemburg in Lenggries belieferte wurde, erhielt die Apotheke den Namen "Großherzoglich Luxemburgische Hofapotheke".


Tölzer Trachtenstube und anschließend das ehemalige Weinhaus Zum Höckh in der Marktstraße von Bad Tölz





Wenige Schritte weiter steht der ehemalige Gasthof "Tölzer Hof", in dem heute das "Tölzer Trachtenhaus" seine Trachtenmode anbietet.

Rechts daneben sieht man das einstige Weinhaus "Zum Höckh", heute "Café Höckh".


Altes Rathaus in der Marktstraße von Bad Tölz




An das Haus Höckh grenzt das "Alte Rathaus" von Bad Tölz.

Das Gebäude mit seinem schindelgedeckten Zwiebelturm wurde 1476 erstmals urkundlich erwähnt.

Es diente damals als Rathaus mit zugehöriger Arrestzelle und Rüstkammer der Feuerwehr.

Nach dem Umzug der Verwaltung in das von Gabriel von Seidl umgebaute ehemalige "Bürgerbräu"-Gebäude schräg gegenüber plante er das frei gezogene Alte Rathaus zu einem Wohn- und Geschäftshaus mit Ladenzeile um.


Historisches Sporrer-Haus in der Marktstraße vom Bad Tölz


Auch das angrenzende "Sporrerhaus" wurde von Gabriel von Seidl verändert.

Im Jahr 1907 ließ er die historischen Fassadenmalereien mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius sowie eine Darstellung des Heiligen Florian freilegen und spendierte dem Haus oberhalb des Erdgeschosses ein schindelgedecktes Vordach.


DAV-Sektion Bad Tölz im Haus Wiedenhofer in der Marktstraße


Auf der rechten Straßeseite gefällt uns das "Haus Wiedenhofer", in dem die Sektion Tölz des Deutschen Alpenvereins ihren Sitz hat. Es ist auch unter dem Namen "Bräumaurerbräu" bekannt.

Bereits 1881 gründeten Bergfreunde die Sektion Tölz des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins DuÖAV. Gut vierzig Jahre später errichteten sie auf dem Schafreuter im Karwendelgebirge die Tölzer Hütte, die heute noch existiert.

Die Sektion gewann derart an Bedeutung, dass der DuÖAV im Jahr 1923 seine Hauptversammlung in Bad Tölz abhielt, während der er die "Tölzer Richtlinien" beschloss.

Diese regulierten streng den Betrieb der über dreihundert Alpenvereinshütten, den Bau neuer Hütten sowie den Wegebau, um die Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten und um Hygienestandards zu schaffen.


Stadt- und Heimatmuseum in der Marktstraße von Bad Tölz

Zu ihrer Entstehungszeit waren es zwei Gebäude: Links das "Bürgerbräu", dessen Name auf Balthasar Bürger, den Besitzer des Jahres 1602 zurückgeht, und rechts die "Hörmann'sche Weinwirtschaft".

Im Jahr 1720 wurden die beiden Häuser zum "Bürgerbräu" vereint.

Um das Gesamtbild der Marktstrasse weiter zu verbessern, ließ Gabriel von Seidl im Jahr 1905 die alten Traufgiebel zu parallelen, weit vorkragenden Satteldachgiebeln abändern, die beiden Erker vorsetzen und Fassadenmalereien anbringen.


Nach Abschluss der Arbeiten zogen hier der Bürgermeister und die Stadtverwaltung ein. Nach einem weiteren Umzug des Rates der Stadt im Jahr 1979 in das ehemalige Landgericht am Schlossplatz wird das Bürgerbräu nun als Stadt- und Heimatmuseum mit Bürgergarten genutzt.


Stadtmuseum von Bad Tölz diente als Polizeidienststelle für den Bullen von Tölz








Der Eingang zum Stadtmuseum ist vielen Fernsehzuschauern bekannt: In der Filmserie "Der Bulle von Tölz" war hier der Eingang zur Polizeidienststelle und zum Büro von Hauptkommissar Benno Berghammer alias Ottfried Fischer.


Winzerer-Denkmal in der oberen Marktstraße von Bad Tölz

In der Nähe des Stadtmuseums steht das "Winzerer-Denkmal".

Das Standbild aus dem Jahr 1882 wurde von Bildhauer Ferdinand Schwarzgruber modelliert und von Ferdinand von Miller gegossen.

Es erinnert an den Stadtpfleger und Oberbefehlshaber der bayerischen Landsknechte Kaspar Winzerer III., der im Jahr 1525 während der Schlacht von Pavia den französischen König Franz I. gefangen nahm.

Da ihn König Maximilian I. für seine Verdienste zum Ritter geschlagen hatte, wurde er auch "Goldener Ritter" genannt.

Das Amt des "Pflegers zu Tölz" wurde ursprünglich von Herzog Albrecht III. von Bayern-München an Kaspar Winzerer I. verliehen, um nach dem schweren Stadtbrand des Jahres 1453 den Wiederaufbau zu unterstützen und zu überwachen. Es wurde in der Folge vererbt.


Zum Haus Unterm Thurm mit Kolmsperger-Fresko Regina Coeli in der Marktstraße von Bad Tölz





Vorbei an dem Haus "Zum Herrn unterm Thurm" mit dem Fresko "Regina Coeli" von Professor Waldemar Kolmsberger ...


Die Marktstraße von Bad Tölz wird im Osten vom Khanturm begrenzt


... erreichen wir den "Khanturm", der die Marktstrasse zur weiterführenden Salzstraße hin abgrenzt.

Der Wohnturm wurde im 14. Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung erbaut. Er brannte beim Stadtbrand des Jahres 1819 aus.

Danach wurde er wieder instand gesetzt und nach seinem Besitzer Anton Khan benannt.


Mit dem zunehmenden Verkehr des beginnenden 20. Jahrhunderts wurde der Turm mit seiner engen Durchfahrt bald zu einem Nadelöhr. Gabriel von Seidl wehrte sich seit seines Lebens erfolgreich gegen einen Abriss, aber in den 1960er Jahren waren die Verkehrsprobleme so groß geworden, dass die Verwaltung den Turm trotz Protesten aus der Bevölkerung am 10. September 1968 abreißen ließ. Auf seinen Grundmauern wurde danach der heutige Khanturm mit einer deutlich breiteren Durchfahrt errichtet.


Turm der Franzmühle nahe dem Khanturm im Zentrum von Bad Tölz









Durch den Torbogen erreichen wir die Salzstraße und schauen uns noch den Turm der ehemaligen Franzmühle an, ...


Blick von der Salzstraße auf die Ostseite des Khanturms von Bad Tölz










... um dann wieder zurück in die Marktstraße, um zum ...


Ehemaliges Landgericht und heutiges Rathaus der Stadt Bad Tölz

... seitlich gelegenen Schlossplatz mit dem ehemaligen Landgericht zu spazieren.

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts war hier das Schloss von Tölz entstanden, das 1770 von schweren Regenfällen unterspült wurde und teilweise einstürzte.

Die Ruine wurde danach vollständig abgetragen und 1772 das Bezirksamt errichtet, das man 1862 aufgestockte.

Ab 1938 hatte hier das Landratsamt seinen Sitz, 1979 wurde das Gebäude umgebaut und wird seitdem als Rathaus genutzt.


Von hier kehren wir zurück in die Obere Marktstraße...

Obere Marktstraße in Bad Tölz mit altem Rathaus und Sporrerhaus

... und genießen ausgiebig den malerischen Blick auf die tollen Fassaden.

 



Hier geht es weiter:
Auf den Kalvarienberg



Hier finden Sie weitere Infos:
Sektion Tölz des Deutschen Alpenvereins

Tölzer Hütte

Stadtmuseum Bad Tölz
Stadtverwaltung Bad Tölz

Abriss des Khanturms










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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.



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Seite erstellt: 24.04.2017