Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Friedrichstadt
Von der Alten Münze zum "Eiland"
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Gegenüber
von St. Christophorus,
auf der anderen Seite des Mittelburggrabens, steht die Alte Münze von 1626,
durch deren kleine, auf der linken Seite gelegene Pforte wir den
Innenhof betreten, ...
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um uns den Anbau anzusehen, in dem sich der
Gebetsaal der Mennoniten befindet, der seit dem Jahr 1708 von den
in der vereinigten Mennonitenkirche zusammengeschlossenen Gemeinden
genutzt wird.
Diese protestantische
Glaubensgemeinschaft, die von dem Friesen Menno Simons gegründet
wurde, zählte damals etwa 400 Mitglieder - immerhin
1/5 der Friedrichstädter Bevölkerung.
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Die Mennoniten waren
überwiegend Händler und Handwerker, die ihren flämischen, friesischen,
waterländischen und hochdeutschen Gemeinden zu Wohlstand verhalfen.
Heute wird die sehr schlicht
gehaltene Mennonitenkirche von der kleinen dänischen Gemeinde mitbenutzt.
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Den
ehemaligen Garten hinter der Alten Münze nutzten die Mennoniten
ab dem frühen 18. Jahrhundert als Friedhof, weswegen er
heute als "Alter Mennonitenfriedhof" bezeichnet wird.
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Die
"Alte Münze" mit ihrem nach vorne geneigten Giebel und den bleiverglasten
Fenstern wurde 1626 als Amtssitz des herzoglichen Statthalters
Adolph van Wael van Moersbergen erbaut.
Obwohl er Bürgermeister
von Utrecht war, wurde der Remonstrant Adolph van Wael wegen
seines Glaubens verbannt und hoffte, hier in Friedrichstadt
eine neue Heimat zu finden. Er nutzte die Alte Münze auch
als Speicherhaus, eine Verwendung, die sich durch die Lage des Gebäudes
aufdrängte: Handelsschiffe konnten direkt vor dem Gebäude
im Mittelburggraben festmachen und die Waren so auf kürzestem Weg
eingelagert werden.
Münzen wurden in der Alten Münze nie geprägt, denn van Wael, der Rat
und die Bürger der Stadt warteten vergeblich
auf die Gewährung des von Herzog Friedrich III.
zugesagten Münzrechtes.
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Über
der hohen und breiten Tür der Alten Münze prangt das Wappen des ersten Friedrichstädter
Statthalters. Darüber findet man die Inschrift mit Adolph van Waels Lebensmotto:
"Omne solum forti viro patria" "Einem tapferen Mann wird jeder Boden
zur Heimat"
Doch der Boden von Friedrichstadt
wurde nicht zu seiner Heimat. Nach wenigen Jahren
ging er enttäuscht und verarmt nach Holland zurück und starb im Jahr 1636.
Heute befindet sich im Gebäude
das "Museum Alte Münze", das über die Stadtgeschichte
und deren unterschiedliche Glaubensgemeinschaften informiert.
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Wir
folgen dem Mittelburggaben westwärts und biegen dann in die Straße
"Am Binnenhafen" ein ...
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und gehen zur ehemalige Synagoge, die 1847 erbaut, in der Reichskristallnacht 1938
durch Husumer SS und SA zerstört und im Jahr 1941 zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Nach
Instandsetzung im Jahr 2002 wird sie heute als Gedenkstätte
genutzt.
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Kultur
und Sightseeing machen hungrig: Wir gehen durch die Westermarkstraße zurück zum
Markt, um uns im kleinen Restaurant der "Meeres-Küche Metzner"
zwei sehr große und köstliche Bratfischplatten zu genehmigen, die
mit ihren verschiedenen Fischsorten zudem auch noch preiswert
sind.
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Nach
unserer Pause verlassen wir den Markt und folgen der Prinzenstraße
bis zum Haus Nr. 28, das
im Jahr 1637 von dem Remonstrantenprediger Godefridus Paludanus
und dessen Schwiegersohn Gerrit Martens erbaut wurde und das
deshalb
auch "Paludanushaus" genannt wird.
Das
Haus hatte ursprünglich zwei Giebel, die bei Umbauarbeiten 1840
in den heutigen Treppenstufengiebel verändert wurden.
Dass
Godefridus Paludanus nicht nur Prediger sondern auch Weinhändler
war, ist an der Hausmarke mit dem Weinfass und den Trauben erkennbar,
die in Gebäudemitte über dem Erdgeschoss angebracht ist.
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Das
Paludanushaus mit seiner wunderschönen Rokoko-Eingangstür gehört heute der
dänischen Gemeinde "Sydslesvigsk Forening",
die hier ihre Versammlungsräume hat.
Nach der Volksabstimmung
des Jahres 1920 kam es zur Teilung des ehemaligen Herzogtums
Schleswig: der nördliche Teil wurde dänisch, der südliche wurde
deutsch.
Da die Menschen ihre angestammte Heimat nicht verließen, entstand
im Norden eine deutsche und im Süden eine dänische Minderheit
- und diese Minderheiten sind anerkannt und geschützt.
So
überrascht es nicht, dass man - nicht nur in Friedrichstadt
- einen dänischen Kindergarten, eine dänische Schule und eine
dänische Kirchengemeinde findet.
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Schräg
gegenüber an der Ecke zur Kirchenstraße steht das weiße "Doppelgiebelhaus",
dessen Maueranker im zweistöckigen Treppengiebel auf den Bau
im Jahr 1624 hinweisen.
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Das Haus wurde zwischen 1983
und 1985 aufwändig restauriert, da sich die einsturzgefährdete
Fassade sehr stark in die Prinzenstraße geneigt und sich sogar
von den Seitenmauern getrennt hatte.
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Wir
biegen nun in die Westerhafenstraße ein, um uns das Haus Nr. 4 anzusehen,
das die Bezeichnung "Schwarzes Ross" trägt.
Das Schwarze
Ross
wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und diente als
Speicherhaus, was man auch heute noch an dem ausladenden Aufzugsbalken
im Giebeldreieck erkennen kann, mit dem die Waren in die oberen
Stockwerke gehievt wurden.
Die Wetterfahne ganz oben
auf dem Giebel deutet auf den Namen des Gebäudes hin.
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Schräg
gegenüber, im schmucken Haus Westerhafenstraße Nr. 9 mit seiner
begrünten Fassade wurde der Film "Pole Poppenspäler" gedreht.
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Das
Haus Westerhafenstraße
Nr. 14, nur wenige
Schritte weiter, ist das ehemalige Versammlungshaus der Quäker von
Friedrichstadt.
Die Gemeinde der Friedrichstädter Quäker
zählte zu den ältesten in Deutschland. Zeitweise lebte hier
der wohl bekannteste Quäker William Penn, der Gründer der Kolonie
Pennsylvania, und sogar der Zar Peter der Große besuchte die
Gemeinde, die bis etwa 1725 existierte.
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Nicht
nur die vielen historischen Bauwerke der Stadt sind sehenswert,
auch die Gärten
und begrünten Ufer entlang der Grachten sind sehr gepflegt und gefallen uns ausgesprochen
gut.
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An
dem Eckhaus Fürstenburgwall / Am Binnenhafen findet man eine Gedenktafel,
die daran erinnert, dass hier Willem van den
Hove am 24. September 1621 den Grundstein für das erste Haus der Stadt legte. |
Die
westliche Brücke über den Fürstenburggraben führt uns zum "Eiland",
wo uns das Haus Nr. 4 mit seinen Klinker-Verzierungen ausgesprochen
gut gefällt.
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Hier geht es weiter Entlang
der Grachten
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