Die Geschichte von Friedrichstadt
in Schleswig-Holstein ist vergleichsweise jung. Sie beginnt
im Jahr 1621, als Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf
hier an der Mündung der Treene in die Eider und zwölf Kilometer
von der Nordsee entfernt eine Hafenstadt gründen lässt, von
der er sich einen Ausbau seines Handels mit Spanien und dem
Mittelmeerraum verspricht.
Aber wo bekommt Herzog Friedrich
III. nun neue Untertanen her, die bereit sind, eine Stadt zu
gründen? Er findet eine geniale Lösung:
Mit den Versprechen auf freie Religionsausübung und Abgabenerlass
lockt er auf Grund ihres Glaubens in ihrer Heimat verfolgte Niederländer an die Treene.
Das klappt: Quäker, Mennoniten, Remonstranten und Sozinianer
- später
auch Juden, Lutheraner und Katholiken - folgen dem fürstlichen
Ruf. Und: Friedrich III. hält was er verspricht: Alle Glaubensrichtungen
erhalten das gleiche Recht, keine Religion wird bevorzugt, keine
benachteiligt. Die Niederländer beginnen, IHRE Stadt aufzubauen,
die sie aus Dankbarkeit "Friedrichstadt" nennen und
die bald auch als "Holländerstadt" bezeichnet wird:
Schachbrettartig angelegte Straßenzüge zwischen der Treene im
Norden und der Eider im Süden, die von Sielzügen und Kanälen umgeben und
durchtrennt
sind. In der Mitte ein Marktplatz ohne ein Gotteshaus. Da keine
Religion durch eine zentral am Marktplatz gelegene Kirche bevorzugt
werden sollte, werden diese einfach zwischen den in holländischem
Stil gebauten Wohnhäusern errichtet. Innerhalb von nur vier
Jahren ist die Vorderstadt der Kaufleute zwischen Oster- und Wester-Sielzug,
Fürstenburg- und Mittelburggraben fertiggestellt, die Hinterstadt
der Handwerker wenige Jahre später. Den Mündungsbereich der
Treene sichert man durch Schleusen.

Mit der Einführung der
Religionsfreiheit in den Niederlanden im Jahr 1630 kehren einige
der Friedrichstadt-Pioniere der neu entstandenen Stadt den Rücken
und gehen in ihre alte Heimat zurück. Nicht nur deshalb scheitert
der Plan Friedrich III., Friedrichstadt zu einer Handelsmetropole
aufsteigen zu lassen. Der Herzog verleiht Friedrichstadt zwar
1633 das Stadtrecht, um durch die damit verbundenen Privilegien
Handel und Wirtschaft anzukurbeln, doch die Konkurrenz ist groß
und die Handelsströme haben
sich durch den neu entstandenen Atlantikhandel inzwischen so
dramatisch verändert, dass selbst die einst so mächtige Hanse
ihren Einfluss verliert.
Im Jahr 1850 haben die Friedrichstädter
dann ihre schlimmste Zeit zu überstehen: Dänische Truppen besetzen
die Stadt, beim zwangsläufigen Gegenschlag beschießen schleswig-holsteinische
Soldaten das Zentrum und zerstören mehr als ein Drittel der bis
dahin ursprünglich gebliebenen Stadt. Über 30 Einwohner sterben,
fast 300 Häuser werden zerstört. Der nachfolgende Wiederaufbau
erfolgt glücklicherweise im alten Stil, so dass wir auch heute noch die vielen
facettenreichen Fassaden
der alten Holländerstadt bewundern können. Aber nicht nur die
alten Fassaden blieben erhalten: Auch heute noch gibt es in
dem etwa 2.600 Einwohner zählenden Friedrichstadt fünf Glaubensrichtungen.
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