Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Kempten
im Allgäu
"Vom Rathausplatz zur Residenz"
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Der Rathausplatz
war über Jahrhunderte hinweg das Zentrum der Kemptener
Reichsstadt. Hier wurden bereits im Mittelalter
die Markttage abgehalten, heute feiert man hier
die großen Feste der Stadt, denen die alten Fassaden des historischen Rathauses und
der angrenzenden Bürger- und
Patrizierhäuser eine wunderschöne Kulisse mit dem
Flair vergangener Epochen verleihen.
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Auf
der Ostseite des Rathausplatzes steht das
"Hotel
Fürstenhof".
Das Renaissance-Gebäude mit den
auffälligen Eck-Erkern wurde um 1600 erbaut und
diente der Unterbringung hochrangiger Gäste der
Reichsstadt.
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Schräg
gegenüber befindet sich das Neubronner
Haus von 1796, an das links das ehemalige Zollamt
angrenzt.
Die Gebäude wurden Mitte der 1980er Jahre miteinander
verbunden und beherbergen das Stadtarchiv, in dem
die städtischen Dokumente aus mehreren Jahrhunderten
aufbewahrt werden.
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Wenige
Schritte weiter steht auf der linken Seite der "Londoner
Hof" mit seiner eindrucksvollen Rokoko-Fassade.
Das
Gebäude wurde 1764 von Bürgermeister Johann Christoph
Fehr erbaut, mehrfach verändert und von 1827 bis 1832 als Hotel genutzt.
Die
heutige Fassade entstand im Rahmen der Erneuerungsarbeiten
des Jahres 1899
nach den Plänen des Münchener Architekten Emanuel
Seidl.
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Am
Londoner Hof biegen wir kurz in die Reichsstraße
ein und sehen uns die Gebäude mit den Hausnummern 8 und 10
an.
Das alte Handwerkerhaus stammt aus dem 13. Jahrhundert,
an dem "Karrer-Haus" daneben ...
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erinnert ein Relief an Dr.
Philipp Jakob Karrer, der von 1818 bis zu seinem
Tod im Jahr 1836 hier lebte und die Ortsgeschichte
von Kempten verfasste.
Der "Geschichtsschreiber
der Altstadt" wurde 1762 nahe Memmingen geboren,
studierte Theologie und Pädagogik und wurde 1818
zum Hauptprediger
und königlich-bayerischen Distrikt-Dekan ernannt.
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Der nahe
gelegenen
St. Mang-Platz wird von der St. Mang-Kirche
beherrscht, der Mutterkirche des evangelischen Oberallgäus.
Bereits im 8. Jahrhundert existierte an dieser
Stelle eine Klosterkirche, die im 12. Jahrhundert durch
eine romanische Kirche ersetzt wurde, die
dem Missionar St. Magnus aus
Sankt Gallen und St. Ulrich von Augsburg geweiht wurde.
Von 1426 - 1428 wurde
diese romanische Kirche teilweise abgebrochen, um
das heutige Gotteshaus in spätgotischem Stil zu
errichten.
Es trägt auch heute
noch den Namen des katholischen Heiligen, obwohl
die Kirche 1527 evangelisch wurde.
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Beim Bildersturm
des Jahres 1533 wurde fast die gesamte Inneneinrichtung
zerstört.
Im hellem, dreischiffigen
Innenraum sind vor allem die Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert,
der spätgotischer Altar, ...
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die reich verzierte, holzgeschnitzte Renaissance-Kanzel von 1608
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sowie die Bürgermeisterloge aus dem
Jahr 1765 sehenswert.
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Die
weiße Orgel der St. Mang-Kirche ist mit goldenen
Ornamenten verziert.
Sie wurde von der Orgelbauwerkstatt
Schmid in Kaufbeuren im Jahr 1987 gefertigt und
verfügt über 51 Register.
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Wir
haben auf unseren Reisen schon viele Gotteshäuser
besucht, aber DAS haben wir vorher noch nie gesehen:
Die Kirchenbänke von St. Mang sind umklappbar, so
daß die zwischen Altar und Kanzel sitzenden Gläubigen
sich auch zur Kanzel hin setzen können, wenn von
dort gepredigt wird.
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Neben
dem Gotteshaus erinnert auch der von dem Münchener Bildhauer Georg Wrba
im Jahr 1905 geschaffene St. Mang-Brunnen an den
"Apostel des
Allgäu".
In
der Mitte des Brunnens ist der heilige Magnus als Kreuzbringer dargestellt.
Maginold
kam mit seinem Freund Theodor im 8. Jahrhundert
vom
Kloster St. Gallen und missionierte das Ostallgäu.
Er wurde hier Magnus und auch Mang genannt.
Bevor
er nach Füssen weiter zog, gründete er in Kempten
eine Klosterzelle, aus der das spätere Kloster St. Mang hervor
ging.
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Die den
Heiligen umgebenden Tiere mit Knaben
und Faunen symbolisieren die vier Elemente.
Es gibt
aber auch Darstellungen, die diese Figuren als
jene Heiden beschreiben, denen Magnus das Evangelium
brachte.
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Der
St. Mang-Platz war bis ins 16. Jahrhundert hinein der
Friedhof der Stadt, auf dem seit Mitte des 13. Jahrhunderts bis
1857 eine
zweigeschossige Kapelle stand, die den Heiligen
Michael (oben) und Erasmus (unten) geweiht war.
Bei der Neugestaltung
des Platzes wurden die Fundamente und Gewölbe der
unterirdischen Erasmuskapelle sowie über 400 Gräber freigelegt.
Eine
Bodenplatte erinnert an die beiden Kapellen und
den Gräberfund.
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Ein
modern gestalteter Eingang führt heute in die unterirdischen
Reste der Erasmuskapelle, die täglich außer Mittwochs
von 11 Uhr bis 17 Uhr jeweils zur vollen Stunde
besichtigt werden können.
Die Tickets erhält
man in der nahen Südhalle der
St. Mang-Kirche.
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In
dem alten Gewölbe unter
dem St. Mang-Platz wird durch Exponate und die sehens-
und hörenswerte Multimediashow "... wo Mauern
sprechen können" die Geschichte
der Reichsstadt eindrucksvoll verdeutlicht.
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Der
St. Mang-Platz gefällt uns auch wegen seiner baulichen
Gegensätze:
Das modern
gestaltete evangelische Gemeinde- haus St. Mang
steht in starkem Kontrast zu den Fassaden des Jenisch-Hauses
(Nr. 1) aus dem frühen 17. Jahrhundert
und des Roten Hauses (Nr. 3-5)
mit seinem kunstvoll geschmiedetem Tor.
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Wir
schauen uns noch das im 15. Jahrhundert erbaute
und mit
Fachwerk verzierte, gotische Mesnerhaus am Mühlberg
an...
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und spazieren dann durch das Hallgässele zur Gerberstraße,
der wir bis zur Kreuzung mit der Kronenstraße folgen.
Hier
gefallen uns die König'schen Häuser
Kronenstraße Nr. 29 und 31.
Das linke Gebäude wurde 1712 als Wohnhaus der Familie König errichtet...
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und zeigt an der Fassade Butzenfenster und eine
barocke
Bemalung.
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Rechts
daneben steht die Kronen-Apotheke, die bereits
1611 am Markt gegründet wurde und die im Jahr 1854 nach
hier umzog.
Das
Gebäude wurde
1771 nach den Plänen des Baumeisters J. G. Specht
errichtet. Später ließ Bürgermeister J. G. König das
Haus umbauen und
optisch an das König'sche Wohnhaus anpassen.
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Wir
folgen nun der Gerberstraße, deren künstlicher Wasserlauf
an den vor
Jahren zugeschütteten Mühlbach erinnert, über den früher die
Gerber ihre Abfälle entsorgten, ...
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passieren das Haus Gerberstraße 41, in dem seit dem 18. Jahrhundert ...
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die Rotgerberei
"Zu den 7 Hansen" existierte...
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und erreichen schließlich die "Quelle"
des Baches, das große Wasserrad
vor der Galleria Kaufhof.
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Hier
öffnet sich uns der Residenzplatz
mit der Fürstäbtlichen Residenz.
Das quadratische Bauwerk mit seinen
vier Ecktürmen wurde zwischen
1651 und 1670 nach dem Plan von Michael Beer erbaut.
Zuvor standen hier bis 1632 zur mittelalterlichen
Klosteranlage gehörende Gebäude.
Fürstabt Roman Giel von Gielsberg bezog die
Residenz bereits 2 Jahre vor der Fertigstellung, 1674 übersiedelte
dann auch der Konvent hierher.
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Die Residenz mit
ihren beiden großzügigen Innenhöfen - Konventhof im Osten und Residenzhof
im Westen - diente
den Fürstäbten zur Repräsentation. Die sehenswerten Prunkräume
mit ihrer im 18. Jahrhundert von Giovanni Battista Pedrozzi
und Franz Georg Hermann ergänzten Rokoko-Ausstattung,
darunter der prächtig ausgestattete Thronsaal, können besichtigt werden.
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