Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Kiel
"Vom Hauptbahnhof zum Rathaus und in die Holstenstraße"
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Wir
haben uns für eine Zugfahrt nach Kiel entschieden, weil
wir uns eine Parkplatzsuche in der schleswig-holsteinischen
Landeshauptstadt während der Kieler Woche ersparen möchten.
Wir verlassen unsere auf die Minute pünktliche
Regionalbahn im Kieler Hauptbahnhof, einem Kopfbahnhof,
der am 31. Mai 1899 eröffnet, im Krieg schwer
beschädigt und danach neu errichtet wurde und in dem
die Bahnstrecken aus Flensburg, Husum, Hamburg und Lübeck
enden.
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Die
Dimensionen des Gebäudes können sich sehen lassen: Die
55 Meter breite und mehr als doppelt so lange
Bahnsteighalle überspannt sechs Gleise, die seit 1995
elektrifiziert sind.
Die Empfangshalle wurde
1999 im Rahmen von Renovierungsarbeiten erneuert, der
Bahnhofsvorplatz erhielt im Jahr 2004 sein heutiges
modernes Aussehen.
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Über
einen gläsernen Steg erreicht man vom Bahnhof trockenen
Fußes das überdachte Shopping-Center "Sophienhof",
eines von mehreren wie auf einer Perlenkette aufgezogenen
Einkaufszentren, die sich vom Hauptbahnhof aus entlang
der Holstenstraße durch die Altstadt und hinter dem
Alten Markt bis in die Dänische Straße und die Schlossstraße
hinziehen...
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und in denen man nicht nur in über 100 Geschäften nach Herzenslust shoppen
kann. Man kann hier auch zu jeder Jahreszeit wind- und
regengeschützt bummeln und bei einem Besuch in einem
der kleinen Bistros oder Cafés darüber grübeln, was
uns die Künstler mit ihren ausgestellten Werken vermitteln
wollen.
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Wir
folgen dem Ziegelteich bis zur ehemaligen Ostseehalle,
die heute als Sparkassen-Arena bei sportlichen und musikalischen
Großveranstaltungen, Messen und Ausstellungen bis zu
13.000 Besuchern Platz bietet.
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Der
Tiefgaragenbereich der Sparkassen-Arena ist entsprechend
groß dimensioniert und ermöglicht sogar U-Booten die
direkte Zufahrt zur Halle, das Einparken auf engstem
Raum ist allerdings nur mit ausgefahrenen Periskopen
möglich.
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Über
den Kleinen Kuhberg und die Rathausstraße mit dem dahinter
stehenden Rathausturm...
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erreichen wir die katholische
Kirche St. Nikolaus.
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Im
Inneren des 1890 aus Ziegelsteinen errichteten neugotischen
dreischiffigen Gotteshauses...
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überrascht uns ein wunderschöner Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert
mit
den Statuen der Mutter Gottes mit dem
Jesuskind, der heiligen Barbara und der heiligen Margarethe
im Mittelteil.
Die
Seitenflügel zeigen in geöffnetem Zustand den heiligen Sebastian und den heiligen
Johannes Cantius, geschlossen sieht man den heiligen
Nikolaus sowie eine Szene aus dessen Leben. |
Auch
die Pieta aus dem 18. Jahrhundert im
Kapellenraum unter dem Turm ist sehenswert.
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Das
"Neue Rathaus" am Rathausplatz nahe dem Kleinen
Kiel mit einem Sandstein-Mittelteil und Seitenflügeln
aus Backstein wurde von 1907 bis 1911 nach den Plänen
von Professor Hermann Billing aus Karlsruhe erbaut, weil das "Alte Rathaus"
am Alten Markt für die schnell wachsende Marine-, Hafen-
und Werftenstadt mit inzwischen mehr als 100.000 Einwohner
zu klein geworden war. Das damalige "Alte Rathaus"
sucht man heute vergebens, es wurde während der Bombardements
des 2. Weltkriegs vollkommen zerstört.
Inzwischen
trägt das "Neue Rathaus" den Namen "Altes
Rathaus", weil ein neues "Neues Rathaus"
zwischen Stresemann-Platz und Heinrich-Ehmsen-Platz
bezogen wurde. Eine reichlich verwirrende Namensgebung...
Gleichwie:
Die Einweihung des riesigen Verwaltungsgebäudes am Rathausplatz
erfolgte am 12. November 1911 im Beisein von Kaiser
Wilhelm II., dem das Gebäude zusagte, vielleicht auch,
weil den Italien-Fan der mächtige, 106 Meter hohe Turm an den Campanile
auf dem Markusplatz in Venedig erinnerte.
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Über die Rathaustreppe erreichen wir ein großes Foyer,
in dem uns die bronzene Brunnenfigur des Karlsruher Bildhauers
und Kunstprofessors Hermann Föry empfängt.
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Direkt daneben erinnert eine große Wandplatte mit
der Inschrift
"Zum ehrenden Gedächtnis der im Weltkrieg gefallenen
und gestorbenen Beamten, Angestellten, Arbeiter und
Lehrer der Stadt Kiel" und den Namen an die Kriegsopfer
des 1. Weltkrieges.
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Wir
fahren mit
einem Aufzug zur Aussichtsplattform
in 67 Metern Höhe und genießen den herrlichen Rundum-Blick
auf das Häusermeer der Stadt Richtung Wasserturm und Christian-Albrechts-Universität, ...:
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auf den Kleinen
Kiel, ...
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... über das Hochhaus der Nordbank hinweg auf die Kieler Förde
mit dem Marinearsenal, ...
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auf die Ostseefähren
am Schwedenkai und Norwegenkai, ...
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... und auf die Hörn, das neue "Neue Rathaus", auf
die Hörn- und Gablenzbrücke, den Sophienhof sowie auf
den Hauptbahnhof.
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Irgendwann
schaffen wir es, uns von diesem tollen Panorama loszureißen
und wieder nach unter zu fahren.
Im nahe gelegenen
Hiroshima-Park ist nun in den Liegestühlen vor den Wasserspielen
erst einmal eine ausgedehnte Pause angesagt.
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Der Blick ist auch hier unten phantastisch: Am angrenzenden
Kleinen Kiel, einem Ausläufer der Kieler Förde, spiegelt
sich die Fassade des von 1890 bis 1895 nach den Plänen
von Regierungsbaumeister Walter Hesse im Renaissancestil erbaute
Gebäude des ehemaligen Oberlandesgerichtes, in dem heute
das Justizministerium untergebracht ist.
Etwas
weiter rechts sieht man das Alte Hauptgebäude der Förde
Sparkasse aus dem Jahr 1910.
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Im Hiroshima-Park steht auch ein Denkmal für Otto von
Bismarck, dessen Durchsetzungsvermögen nicht nur Kiel
den "Nord-Ostsee-Kanal" verdankt. Der Reichskanzler
betrieb den Kanalbau überwiegend aus strategischen Gründen,
um die neu aufgebaute Flotte in Tagesfrist von der Ost-
in die Nordsee verlagern zu können.
Gegen den
Widerstand hoher Generäle fand Bismarck im Reeder Dahlström
und dem Wasserbauinspektor Boden Mitstreiter und erreicht
schließlich, dass Kaiser Wilhelm I. im Jahr 1883 den
Auftrag zur Planung des Kanals gab mit der Auflage,
ihn passend für die deutsche Flotte zu dimensionieren.
Nach
der Zustimmung des Reichstages legte 1887 der Kaiser
in Kiel-Holtenau persönlich den Grundstein, die Einweihung
der damals "Kaiser-Wilhelm-Kanal" genannten
Wasserstraße erfolgte 1895.
Otto von Bismarck
schaut von seinem Sockel...
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hinüber zur modernen
Glasfassade des Opernhaus-Anbaus.
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Das
Kieler Opernhaus
wurde von 1905 bis1907 im Jugendstil nach den Plänen des
Theaterarchitekten Heinrich Seeling erbaut.
Heinrich
Seeling
war Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in
Berlin und plante neben vielen anderen Theaterbauten
des das Deutsche Opernhaus und das Theater am Schiffbauerdamm.
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Die
Kieler Oper grenzt an den Rathausplatz, der während
der Kieler Woche
mit Buden zugebaut ist. Hier bekommt man Snacks und Getränke
aus aller Welt.
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Auf der Ostseite des Rathausplatzes steht das viergeschossige,
mit roten Backsteinen zwischen 1925 und 1927 errichtete
Ahlmann-Haus, Kiels erstes privates Bankhaus.
Die Inschrift
"1852 / Wilh. Ahlmann / 1927" an der Fassade
belegt, dass das Gebäude passend zum 75. Firmenjubiläum der
Ahlmann-Bank fertiggestellt wurde.
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Um die Ecke vor dem Eingang des Gebäudes der "Kieler
Nachrichten" in der Straße Fleethörn steht ein
Zeitungsjunge, der hinüber zum Asmus-Bremer-Platz
pfeift,
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auf dem der volksnahe Kieler Bürgermeister Asmus Bremer
auf seinem Lieblingsplatz im Schatten einer Eiche mitten unter dem Volk
sitzt.
Asmus Bremer leitete von 1702 bis 1720
die Geschicke der Stadt Kiel, strebte
die wirtschaftliche Stärkung des Hafens an und erstellte
zudem eine umfassende Kieler Chronik. Bremer wurde
auch zur Symbolfigur des Kieler Umschlags, eines Volksfestes
mit historischem Hintergrund, zu dessen
Beginn "Asmus Bremer sin Büx" am Turm von
St. Nikolai gehisst wird.
Die Skulpturen von
Asmus Bremer und dem Zeitungsjungen wurden von der Künstlerin
Frauke Wehberg im Jahr 1982 geschaffen.
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Schräg gegenüber
an der Ecke Fleethörn - Wille-Straße beobachten ein
Mädchen und ein Kind mit einer Katze den pfeifenden
Zeitungsjungen und Asmus Bremer. Bekpek
Kiel schreibt diese Skulptur dem 1993 verstorbenen Bildhauer Fritz During aus dem
nahen Raisdorf im Kreis Plön
zu.
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Wir
biegen nun in die Holstenstraße ein und folgen ihr in
nördlicher Richtung.
Die Holstenstraße wurde
auf Betreiben von Baurat Herbert Jensen und gegen den
Widerstand der hier ansässigen Geschäftsleute im Jahr
1953 vom Verkehr befreit und als erste Fußgängerzone Deutschlands eröffnet.
Sie ist auch heute noch DIE Kieler Haupteinkaufsstraße,
die...
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... den Europa-Platz im Süden mit dem Alten Markt im Norden
verbindet, wo die zwischen den modernen Kaufhäusern
auftauchende Backstein-Fassade der St. Nikolai-Kirche
die Holstenstraße optisch begrenzt.
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