Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Hansestadt
Lübeck Vom Kanzleigebäude
zum Burgkloster und Burgtor
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Wir
folgen der abschüssigen Breite Straße und kommen am Kanzleigebäude mit seinem
zur Marienkirche führenden Arkadengang vorbei.
Das Gebäude wurde von 1483
bis 1486 als Ratsschreiberei
erbaut und mehrmals erweitert, u. a. im Jahr 1614 durch Ratsbaumeister Hans von
Rode. Sein jetziges Aussehen erhielt das Kanzleigebäude im Jahr
1818.
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Schräg
gegenüber in der Mengstraße Nr.4 steht das Buddenbrookhaus,
dessen 1758 errichtete Barockfassade in ihrem ursprünglichen
Aussehen bis heute erhalten blieb. Das Buddenbrookhaus
gehörte im 19. Jahrhundert der Familie
Mann und wurde durch den Roman "Die Buddenbrooks"
von Thomas Mann weltberühmt.
Seit dem Jahr 2000 findet
man hier das "Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum",
das mit Ausstellungen zur Schriftstellerfamilie Mann und dem
Roman "Die Buddenbrooks" an den Literaturnobelpreisträger
von 1929, dessen Bruder und deren literarische Werke erinnert.
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Durch
die als Fußgängerzone ausgewiesene Breite Straße spazieren wir
in nördlicher Richtung auf die Schifferkirche St.
Jakobi zu, deren Turm wegen Renovierungsarbeiten leider vollständig
eingerüstet ist, ...
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und passieren
auf der linken Straßenseite die Häuser der Kaufmannschaft,
die im frühen 19. Jahrhundert
gebaut wurden.
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Rechts
daneben befindet sich das mit einem spätgotischen Treppengiebel
verzierte Haus der Schiffergesellschaft, das seit 1535 Amts-
und Versammlungsräume der Gesellschaft beherbergt und dessen
Giebel ein Dreimaster als Wetterfahne schmückt.
Die im
Jahr 1401 gegründete Gesellschaft, ursprünglich eine Notgemeinschaft
für die Hinterbliebenen verunglückter Seefahrer, besteht auch
heute noch, trotz der engen Reglementierung der Mitgliedschaft:
man muss ein Seeschiff fahren oder gefahren haben und in der
Nähe von Lübeck wohnen.
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In der historischen Gaststätte
der Schiffergesellschaft sitzt man stilecht an "Gelagen"
(aus Schiffsplanken gezimmerte Tische) aus der Gründerzeit und
unter großen, an der Holzdecke hängenden Schiffsmodellen.
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Das
Mittelschiff der dreischiffigen, in lübscher Backsteingotik
vom 13. bis ins 15. Jahrhundert erbauten Kirche St.
Jakobi wurde 1334 fertiggestellt und war früher die Kirche der
Seefahrer und Schiffer.
Während viele andere Lübecker
Gebäude und Kirchen der Bombennacht des Jahres 1942 zum Opfer
vielen, überstand die Jakobikirche am Koberg den schweren Bombenhagel
unbeschadet, so dass man heute...
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nicht nur den spätbarocken Hochaltar im Mittelschiff und den
Brömbse-Altar in der südlichen Seitenkapelle bewundern kann,
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an den hoch aufragenden Pfeilern zwischen Mittel- und Seitenschiffen
findet man Wandmalereien mit Aposteln und Heiligen aus dem 14. Jahrhundert,
und auch die Tafelbilder an der Empore blieben ebenso erhalten......
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wie die reich verzierte Große Orgel aus dem 16. Jahrhundert...
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und das von drei Engeln getragene bronzene Taufbecken der Jakobikirche
aus dem 15. Jahrhundert.
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In
der Turmkapelle findet man das Wrack eines Rettungsbootes
des ehemals in Lübeck beheimateten Segelschulschiffes Pamir.
1957 sank die Viermastbark in einem schweren Orkan im Atlantik,
nur sechs der 86 an Bord gewesenen Offiziere und Kadetten überlebten
das Unglück.
Das geborgene Rettungsboot "Pamir 2"
dient heute als Gedenkstätte für alle auf See Gebliebenen.
Das Schwesterschiff der Pamir, die Passat, liegt heute in Lübeck-Travemünde
vor Anker.
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Neben
dem Eingang zur Jakobikirche stehen die alten Backsteinhäuser
aus dem frühen 17. Jahrhundert, in denen das Pastorat untergebracht
war und in denen die Pastoren von St. Jakobi wohnten.
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Am
Koberg Nr. 2 steht das Hoghehus (Hohes Haus),
eines der größten Kaufmannshäuser der Stadt, dessen älteste Teile im
frühen 13. Jahrhundert entstanden.
Im Jahr 1280 erfolgte
ein Umbau als Speicher mit Kemenatenanbau,
1328 wurde das Hoghehus zum Wohnhaus umgebaut. Die Giebelseite wurde
1796 neu gestaltet.
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Wenige
Meter weiter rechts in der Kleinen Burgstraße findet man den
Kranenkonvent, eines der ältesten Backsteingiebelhäuser Lübecks.
Der Kranenkonvent wurde um 1280 als Beginenhaus
errichtet und später als Armen- und Siechenhaus genutzt. Seit 1920 ist
hier ein Altersheim untergebracht.
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Vom
Koberg aus biegen wir nun in die Engelsgrube ein, deren Name
auf die hier angesiedelten Engländer zurückgeht, die während
der Hansezeit im angrenzenden Hafenbereich ihre Schiffe be-
und entluden.
Von der zum Traveufer hinunter führenden
Engelsgrube zweigen rechts und links niedere, schmale Gänge
ab, die mit dem einsetzenden Wohnraummangel des 15. Jahrhunderts
geschaffen wurden, um einen Zugang zu den kleinen Häuschen zu
schaffen, die in den ehemals weiträumigen Innenhöfen gebaut
wurden.
Das Rückrat dieses Gängeviertels bilden die
zur Trave verlaufenden Gruben wie die Engels- und die Fischergrube,
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die durch den Bäckergang miteinander verbunden sind und der
am Haus Nr. 43 in die Engelsgrube mündet.
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Wir
folgen der Engelsgrube noch einige Meter weiter und biegen dann
nach rechts in den Engelswisch ein, ...
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um wenige Meter weiter durch den schmalen und mit nur 1,5 Metern
Höhe sehr niederen
Hellgrünen Gang zu gehen - wir waren zu neugierig, wie die alte
"Notbebauung" heute aussieht.
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Das
Gängeviertel hat Charme: die kleinen, schön restaurierten Häuser
gruppieren sich um einen kleinen Innenhof und sind auch heute
noch bewohnt und gefallen uns.
Eigenartig und fremd finden
wir jedoch den hiesigen Osterbrauch, einen Koffer in einen Baum
zu hängen - vielleicht ein Symbol, dass die hier wohnenden Seeleute
zu Ostern schon mit ihren Schiffen ausgelaufen waren.
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Ein
weiterer Osterbrauch: die bis zu mannsgroßen Ostereier werden seit
Jahrhunderten mit
Lübecker Motiven bemalt - hier sind Holstentor und Marienkirche
dargestellt.
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Es
grünt so grün in der begrünten
Petersilienstraße, der wir zur Untertrave folgen, ...
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wo wir die "Eiche", den ältesten Speicher der Hansestadt
passieren. Die Eiche war ehemals im Besitz der Familie Mann,
heute hat hier ein Auktionshaus seinen Sitz.
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Schräg
gegenüber am
Behnkai
des Burgtorhafens liegt das Hanseschiff Lisa von Lübeck
vor Anker, das wir als echte Binnenländer natürlich für eine
Hansekogge halten. Am Imbiss bei der Drehbrücke
zwischen Holsten- und Hansahafen hat man uns dann eingenordet:
Hansekoggen
waren Einmaster und hatten eine Tragfähigkeit bis max. 120 Tonnen.
Mitte des 15. Jahrhunderts reichte diese Tonnage nicht mehr aus
und man ersetzte die Kogge durch die deutlich größere, zweimastige
Kraweel mit einer doppelt so hohen Kapazität.
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Der
Bau der Lisa von Lübeck dauerte von 1999 bis 2004. Das Schiff erinnert uns stark an unseren Besuch der Batavia
in Lelystad.
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Wir
spazieren durch die "Kleine Altefähre" mit ihren schmucken,
farbenfrohen Häusern und steigen über
die Treppe auf der linken Straßenseite hinauf zum...
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... St.
Maria Magdalena- oder Burgkloster, der bedeutendsten und größten
mittelalterlichen Klosteranlage in Norddeutschland, die schon
im Jahr 1228 als Dank für die gewonnene Schlacht bei Bornhöved
und der dadurch errungenen Vorherrschaft über den Ostseeraum
gegründet wurde.
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Das ursprüngliche Dominikanerkloster
wurde nach der Reformation auch als Armenhaus und Gefängnis
genutzt. Heute findet man hier die sehenswerten Ausstellungen "Schatz
des Hansekaufmanns" mit einer Vielzahl europäischer Gold-
und Silbermünzen und "Pfeffer und Tuch" mit dem Handel
der Hanse als Thema.
Ansehen sollte man sich auch das Refektorium,
dessen lange, spätromanische Halle in die Zeit des Hochmittelalters zurückführt.
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Wir
biegen nun in die Große
Burgstraße ein und passieren die neugotische Fassade des ehemaliges Gerichtsgebäudes,
das von 1894-1896 erbaut wurde und in dem heute das Landesamtes für soziale
Dienste seinen Sitz hat.
Früher war die Große Burgstraße der
einzige Landzugang in die Lübecker Altstadt, der ...
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mit dem in die Stadtmauer integrierten Burgtor gesichert wurde.
Das
Tor
mit seinem mächtigen, viereckigen Turm wurde im 13. Jahrhundert
errichtet und Mitte des 15. Jahrhundert aufgestockt.
Das
Burgtor wird eingerahmt vom Marstall (links) und vom Zöllnerhaus
aus dem Jahr 1571, dessen mit lübschen
und mecklenburgischen Wappen verzierte Terrakottafriese aus der Werkstatt des Statius
von Düren stammen. Von 1912 bis 1928 wohnte hier die Schriftstellerin Ida Boy-Ed.
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Von
der außerhalb der alten Stadtbefestigung gelegenen Burgtorbrücke
hat man einen guten Blick auf den Hansa-, den Burgtor- und den
Klughafen und die alte Hubbrücke, die die Hafenstraße mit der
Altstadtinsel verbindet.
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Hier machen wir in
Gesellschaft zweier Bronze-Löwen eine kleine Pause, bevor
wir Vom
Burgtor durchs Fegefeuer ins Paradies weitergehen.
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