Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Maastricht "Das
Ceramique-Viertel in Maastricht-Wijk"
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Die
Fußgängerbrücke "Hoeg Bröegk" führt uns hinüber
zum rechten Maasufer und dem Maastrichter Stadtteil Wijk,
in dessen Süden sich noch innerhalb der alten
Festungsmauern Ende des 19. Jahrhunderts die Porzellanmanufaktur
"Société Céramique" ansiedelte.
Steingut aus
Maastricht wurde
weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, Maastrichter Tafelgeschirr von
"Regout", "Sphinx" und der "Société Céramique" war in der
ganzen Welt begehrt.
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Nachdem
die Société Céramique 1963 den Betrieb einstellte und
später auch die Firma Sphinx ihre Fabriktore schloss, begann man
1990 mit den Planungen, auf dem ungenutzten und knapp 25 Hektar
großen Fabrikgelände ein modernes Stadtviertel mit Bürohäusern,
Geschäften, Hotels, kulturellen Einrichtungen und mehr
als 1.600 Wohnungen entstehen zu lassen, in das Teile
der alten Befestigungsanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert
ebenso integriert werden sollten wie einige der alten
Fabrikgebäude.
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Herz des neuen Stadtviertels
wurde der am Fuß der Fußgängerbrücke gelegene zentrale
Platz "Plein 1992",
dessen Name auf den "Vertrag von Maastricht"
zurückgeht, der 1992 in der nahe gelegenen Provinzialverwaltung
unterzeichnet wurde.
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Auch
die in den Boden eingelassenen "Euro"-...
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und "1992"-Platten erinnern an
dieses politisch bedeutsame Ereignis.
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An
der linken Seite des Plein 1992 findet man moderne Wohn-
und Geschäftshäuser, rechts wird der
Platz von der "Bordenhal" begrenzt, einem
von drei erhaltenen Industriegebäuden der Société Céramique,
die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.
Die
Bordenhal wurde 1999 grundlegend renoviert und zum Derlon-Theater
umgebaut, in dem die "Theatergroep Het Vervolg"
auftritt.
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Die
Bordenhal wird vom "Centre Ceramique" überragt.
In dem von dem Limburger Architekten Joe Coenen entworfenen
Gebäude mit den ungewöhnlich schlanken Säulen ist die
Stadtbibliothek von Maastricht untergebracht.
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In
der markanten Glasfront des Centre Ceramique spiegelt sich...
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der auf der anderen Seite des Plein 1992 stehende "Toren van Siza",
der von dem portugiesischen Architekten Alvaro Siza
geplant und später auch nach diesem benannt wurde.
Der 52 Meter hohe,
mit Zinkblech verkleidete Wohnturm mit seinen liegenden
Fenstern wurde im Oktober 2001 eingeweiht.
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In
unmittelbarer Nähe schimmert "La Fortezza" von Mario Botta
durch das spärliche Herbstlaub der Bäume.
Der aus Lugano
in der Schweiz stammende Architekt gab seinem Wohn- und Bürokomplex
das Aussehen einer Festung, ...
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was man am besten von der baumlosen Straße "Sphinxlunet" aus
erkennen kann.
Die schmalen, hohen Fenster ähneln Schießscharten
und das gesamte Backsteingebäude gleicht einem Bollwerk.
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Die
vor der Fortezza verlaufende "Avenue Ceramique" ist die
in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hauptachse des Viertels,
der wir nun bis zur Kennedybrücke folgen.
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Die
"Residence
Sonneville" des belgischen Architekten Bob van Reeth
auf der rechten Straßenseite macht ihrem Namen mit den
84 Luxus-Appartements und den verglasten Balkonen in
exakter Südlage alle Ehre: Hier wird Senioren ein echter
Platz an der Sonne geboten.
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Etwa
in der Mitte der Avenue Ceramique passieren wir das
von Jan Hubert Henket geplante "Rijksverzamelkantoor"
der Rijkswaterstaat. Die unterschiedlichen
Gebäudeteile des großen Bürokomplexes verbindet das
hinter dem gläsernen Eingangsbereich liegende weitläufige
Atrium. Die Rijkswaterstaat ist eine zum niederländischen
Verkehrsministerium gehörende Behörde, die im 18. Jahrhundert
gegründet und mit dem Bau und der Unterhaltung der Wasserstraßen
beauftragt wurde. Heutzutage umfasst das Aufgabengebiet
der Rijkswaterstaat auch den Straßen- und Brückenbau.
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Beheizt
wird das 1998 fertig gestellte Rijksverzamelkantoor der Rijkswaterstaat durch
eine Solarheizung, die gläsernen Schornsteine sind Teil
des modernen Lüftungssystems.
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Das
aus gelben Backsteinen errichtete "Carré des Palmiers"
zwischen den einmündenden Straßen "Zeguerslunet" und "Levignelunet"
bildet einen großen Innenhof,
den man durch den von schlanken Säulen getragenen hohen
Eingangsbereich erreicht.
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Das
"Nederlands Architectuur Institut" hat seit dem 2. September 2006 eine Dependance
in der renovierten "Wiebengahal" an der Avenue Ceramique.
Das
ehemalige Industriegebäude wurde von 1910 bis 1912 erbaut,
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die Planung der Fabrikhalle wird dem Architekten Jan Gerko Wiebenga
zugeschrieben, der kurz zuvor sein Bauingenieurstudium
an der Technischen Universität von Delft abgeschlossen
hatte und für das Bauunternehmen Stulemeijer tätig war.
Jan Gerko Wiebenga beschritt mit seinem Projekt
für die damalige Zeit vollkommen neue Wege: Die Halle
besteht aus einem Skelett aus Stahlbeton, das die Wände
und die Stahlprofile der Glas- und Fensterflächen trägt.
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Neben
der Wiebengahal steht das von dem italienischen Stararchitekten Aldo Rossi
geplante "Bonnefantenmuseum", dessen Name auf ein Kloster
zurückgeht, in dem es früher seinen Sitz hatte.
Der Ziegelbau beherbergt ein Museum für
Archäologie und Kunstgeschichte, das auf 9.000 qm Ausstellungsfläche
u. a. Silber-, Keramik- und Glassammlungen sowie italienische
und niederländische Gemälde zeigt, darunter auch Werke
von Pieter Brueghel und Paul Peter Rubens.
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Schräg
gegenüber erkennt man die Glasfassaden des Bürogebäudes
"Il Fiore" - die Blume. Mit seinen
vier halbrunden Gebäudeteilen ähnelt die Struktur des
von Herman Herzberger geplanten Gebäudekomplexes einer
Blüte mit vier Blütenblättern und erinnert an die früher so beliebten Blumendekors
der Maastrichter Keramikindustrie.
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Modern
ist auch die
Skulptur im Innenhof der gegenüber liegenden Vodafone-Libertel-Niederlassung
mit Gebäudeteilen auf beiden Seiten der Auffahrt zur
John F. Kennedybrücke.
Der Bürokomplex dient quasi als Bindeglied zwischen dem Ceramique-Viertel
und dem südlich gelegenen Stadtteil
Randwyck.
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Wir
gehen zwischen dem Bonnefantenmuseum und dem Vodafone-Gebäude hindurch
zum Maasufer und schauen uns den zinkverkleideten, 28
Meter hohen Turm
an der Rückseite des Museums an, der uns an eine abschussbereite
Rakete
erinnert, ...
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und spazieren dann auf dem Maaspuntweg durch die Grünanlage
am Maasufer entlang.
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Die
Anlage wird von dem 300 Meter langen Gebäudekomplex
"De Stoa" begrenzt.
Die von den Schweizer
Architekten Luigi Snozzi und Aurelop Galfetti geplante
Wohnanlage mit 130 Luxus-Appartements bietet ihren Bewohnern
einen Traumblick
auf die Maas und die Maastrichter Altstadt.
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Der
Appartementkomplex verbindet optisch den Turm des Bonnefantenmuseums
mit dem Centre Ceramique am Plein 1992, und es ist sicher
kein Zufall, dass De Stoa einer alten Festungsmauer
ähnelt, steht sie doch an der Stelle der alten Wijker
Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert. Von der Festungsmauer
und dem "Recentoren" sind einige
Fundamentreste erhalten geblieben.
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Vorbei
an der Terrasse auf der Südseite der Bordenhal...
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und dem alten Wehrturm "Maaspunttoren" gehen wir unter der modernen
Hoeg Bröegk
hindurch...
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zur Villa Jaunez, dem Haus des früheren Direktors
der Societe Ceramique.
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Von
hier hat man einen tollen Blick
über die Maas hinweg auf
die Altstadt von Maastricht.
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Etwas
weiter erinnert die "Waterpoortje" an Maastrichts
Historie. Der Durchgang zur Maas wurde 1714
in die Stadtmauer gebrochen, um das Laden und
Entladen der Schiffe zu erleichtern.
Im Jahr
1890 ließ die Gemeinde das Tor abreißen, sieben Jahre
später wurde es jedoch auf Geheiß des Ministeriums für Binnenländische
Angelegenheiten wieder hergestellt.
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Der
Maaspuntweg geht nun in den Stenenwal über, der uns
zur Sint Servaasbrug führt, der ältesten erhaltenen
Brücke über die Maas.
Die siebenbogige, dem heiligen
Servatius geweihte Maasbrücke wurde im 13. Jahrhundert
errichtet, um die alte, heute nicht mehr existierende
Römerbrücke zu entlasten.
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Am ersten Brückenpfeiler
auf Wijker Seite findet man die Figur des Schutzpatrons
der Brücke und der Stadt.
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Wir
biegen nun nach rechts ab und spazieren durch die alten
Gassen von Maastricht-Wijk, denn wir wollen noch in
die Hoogbrugstraat.
Nein, nicht wegen der in der Hoogbrugstraat ansässigen
Koffieshops "Cottage Rock", "De Smurf"
oder "Lucky Time". Wir benötigen weder Marihuana
noch Haschisch. Statt
eines Coffeeshops möchten wir uns noch das "Hospitaal van
Sint Gilles" ansehen. Das Hospital existiert
seit dem 13. Jahrhundert. Das Gebäude wurde 1762 bezogen und bot als Armenhaus
mittelosen alten Frauen Unterkunft.
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Das
angrenzende Doppelhaus Hoogbrugstraat
Nr. 39 und 41 wurde 1784 errichtet.
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Im
viergeschossigen Kontor mit angrenzendem Wohnhaus Hoogbrugstraat
Nr. 43 / Ecke Ruiterij hatte bis Herbst 2005 das "Europees centrum voor werk en samenleving"
seinen Sitz. Der Giebelstein unter dem mittleren Fenster
des ersten Obergeschosses zeigt neben einem Wappen auch
das Baujahr 1690.
Inzwischen wurde das Gebäude
von der Stadt Maastricht an
ein Unternehmen aus Eindhoven verkauft. Für 1,15 Millionen Euro.
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Apropos
Euro:
Südlich
des Ceramique-Viertels liegt am Maasufer und auf einer kleinen Insel das
Provinciehuis, das Gouvernement
der Provinz Limburg.
In dem vom Architectenbureau Snelder entworfenen und 1986
von Königin Beatrix eingeweihten "Provinciehuis" haben die Provinzverwaltung,
der Rat der Provinz und der Gouverneur ihren Sitz.
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Weit
über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt wurde
das verwinkelte Provinciehuis an der Limburglaan 10, nachdem hier am 7. Februar
1992 vom Europäischen Rat der "Vertrag über die Europäische
Union" unterzeichnet wurde. Durch das auch "Vertrag
von Maastricht" genannte Vertragswerk wurde die EU für
die Bereiche Außen- und Sicherheitspolitik sowie Justiz
und Inneres den einzelnen Mitgliedsstaaten übergeordnet,
eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion beschlossen
und der Euro als Gemeinschaftswährung festgelegt.
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Was
uns den lästigen Geldwechsel und das dauernde Umrechnen
bei Reisen ins europäische Ausland erspart und das
Borderhopping zum Holland-Shopping deutlich erleichtert.
Man sieht sich.
In der Wiege des Euro. Beim Einkaufsbummel
in der Stokstraat.
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Hier finden Sie
weitere
Infos zum Derlon-Theater
Centre
Ceramique Bonnefantenmuseum
Maastricht Gouvernement
der Provinz Limburg
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