Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Die Umgebung
von Malmedy Wavreumont,
Stavelot, Coo, Bütgenbach und Robertville
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Nach
unserem Stadtrundgang durch Malmedy fahren wir auf
der Straße N62 Richtung Stavelot und biegen etwa
auf halbem Weg nach links zur "Monastère Saint-Remacle"
in Wavreumont ab.
Das Kloster Saint-Remacle wurde im Jahr 1950 von Benediktinermönchen
gegründet, die den Altbau heute als Hotelanlage
nutzen. Hier können die Hotelgäste dem Alltagsstress
entfliehen und am abgeschiedenen Klosterleben teilhaben.
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Das
heutige Kloster und dessen
Verwaltung ist im
angrenzenden modernen
Neubau untergebracht.
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Im
nahe gelegenen Dorf Wavreumont findet man einige
sehenswerte Fachwerkhäuser, die teilweise Ende des
17. Jahrhunderts errichtet wurden.
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Über
die N664 und die N68 erreichen wir kurz darauf den
farbenprächtig gestalteten Ortseingang von Stavelot.
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Wir fahren
zum Marktplatz im Stadtzentrum, ...
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wo uns der knallrote 2CV des Restaurants "Figaro"
daran erinnert, dass es Mittagszeit
ist.
Was liegt
also näher, als das so schön beworbene italienische Restaurant mit seiner
einladenden Terrasse aufzusuchen. Der Service ist
sehr gut, die Suppen, Pizzen und Salate schmecken prima
und die Preise sind o.k.
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Ausgeruht
und gestärkt bewundern wir anschließend das bunte
Blütenmeer der riesigen Blumenampel
auf dem Marktplatz...
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und schauen uns die im Jahr 1754 geweihte Backsteinkirche
"Saint Sébastien" an, in der ein schöner Hochaltar
und eine Eichenkanzel zu sehen sind, beide wurden
im 18. Jahrhundert geschaffen.
Im Chor des Gotteshauses ruhen in einem Schrein
die Gebeine des heiligen Remaclus.
Remaclus
wurde um 600 n. Chr. in Aquitanien geboren. Er trat
625 dem Benediktinerorden bei und gründete gemeinsam
mit König Sigibert III. die Klöster in Malmedy und
Stavlo, dem heutigen Stavelot, denen er ab 650 auch
als Abt vorstand. Remaclus verstarb um 675 im Kloster
Stavelot.
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Vorbei
an einem mit Mosaiken verzierten Jugendstilhaus...
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passieren wir mehrere für Stavelot typische Karnevalsmasken,
die an ein Ereignis des Jahres 1449 erinnern.
Damals
verbot der neue Abt des Klosters seinen Mönchen,
am Karnevalstreiben teilzunehmen. Aus Protest zogen
die Bürger von Stavelot weiße Gewänder mit Kapuzen
an, verbargen ihr Gesicht hinter Masken mit langen
roten Nasen und zogen mit Schweinsblasen winkend
durch die Straßen und Gassen der Stadt.
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Durch
die blumengeschmückte Avenue Ferdinand Nicolay...
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... erreichen
wir dann die "Abbaye de Stavelot".
Das im Jahr
648
gegründete Kloster von Stabo (Stavelot) wurde bis in das 18. Jahrhundert
hinein genutzt. Im 10. und 11. Jahrhundert
wurde die Abtei unter den Äbten Odilo und Poppo
zu einem bedeutenden Zentrum der vom Kloster Cluny
ausgehenden Reformbewegung zur Rückbesinnung auf
die einstigen religiösen und moralischen Wertevorstellungen
und benediktinischen Grundsätze. Kaiser Heinrich
IV. unterstrich damals die Bedeutung der Abtei von
Stavelot, indem er ihr das nahe gelegene Kloster Malmedy unterstellte.
Während
der Französischen
Revolution wurde die Abtei von Stavelot zwangsweise
aufgelöst und verfiel danach. Inzwischen hat man die archäologischen
Reste der riesigen Abteikirche wieder freigelegt,
deren Dimensionen der verbliebene untere Teil des
einst mächtigen Kirchturms rechts im Bild verdeutlicht.
Im angrenzenden Museum kann man mittels
moderner 3D-Technik die Abteikirche von einst virtuell betreten.
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Die
freigelegten Fundamente und Mauern sind für Besucher zugänglich,
lediglich die Bereiche der aktuellen Grabungsarbeiten
sind abgesperrt.
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Wir
verlassen Stavelot auf der N68, fahren unter den
drei mächtigen Steinbrücken von Trois-Ponts hindurch
und erreichen über die N633 Richtung La Gleize die
kleine Gemeinde Coo.
Wir parken außerhalb
der Stadt und überqueren zu Fuß die mit einem farbenfrohen
Blütenmeer geschmückte Brücke, ...
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um vor der kleinen Dorfkirche "Saint André à Coo"...
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nach rechts abzubiegen und zu den "Cascades de Coo"
hinunter zu gehen. Der Fluss Amel stürzt hier als
größter Wasserfall Belgiens mit Getöse mehr als
15 Meter in die Tiefe.
Die Amel bildet nahe
dem Wasserfall von Coo eine große Flussschleife, die
als Wasserspeicher genutzt wird, der aus zwei höher
gelegenen
Becken gespeist wird. Dazwischen nutzt ein großes
Pumpspeicherkraftwerk den Gefälleunterschied zur
Stromgewinnung.
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In
unmittelbarer Nähe des Wasserfalls von Coo und über eine
kleine Brücke erreichbar bietet der Freizeitpark
"Plopsa Cloo" Freizeitvergnügen pur:
Neben
Sessellift, Achterbahn, Mega Mindy Flyer, Labyrinth
und Kartbahn gibt es hier auch Minigolf und viele
weitere Attraktionen.
Wem es hier zu überlaufen
ist, dem sei ein Abstecher zur einsam gelegenen Ardennenanhöhe
Thier
de Coo empfohlen.
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Südöstlich
von Malmedy - über die E421 erreichbar - liegt das
Städtchen Baugnez, das durch Ereignisse des Kriegsjahres
1944 bekannt wurde.
Im Dezember 1944 versuchte
die deutsche Wehrmacht, mit einer Gegenoffensive
den Hafen von Antwerpen zurückzugewinnen. Am 16.
Dezember erreichten die Panzer der Kampfgruppe Peiper
die Kreuzung von Baugnez, die gerade von einem Konvoi
der US-Armee überquert wurde. Die Panzer eröffneten
sofort das Feuer, woraufhin sich die chancenlosen,
nur leicht bewaffneten GIs ergaben.
Die
deutschen Soldaten entwaffneten und plünderten die
Gefangenen, trieben sie auf ein nahe gelegenes Feld
und ermorden sie im "Blutbad von Baugnez".
Neben
der Kreuzung erinnert das "Memorial de Baugnez"
an dieses Blutbad. Hinter dem sternförmig angelegten
Blumenbeet mit gehisster US-Flagge findet man eine
kleine Kapelle.
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An
der begrenzenden Mauer des Ehrenmals sind auf Steintafeln
die Namen der ermordeten US-Soldaten angebracht.
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Schräg
gegenüber wurde im Jahr 2007 das sehenswerte "Historical
Center Baugnez 44" eröffnet, das den Besucher
in das Jahr 1944 zurückversetzt:
In sechzehn
Szenen werden die damaligen Geschehnisse lebensnah
dargestellt. Die wohl einzigartigen Licht- und Toneffekte
vermitteln uns den Eindruck, genau zwischen die
beiden Kampfverbände geraten zu sein.
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Etwas beklemmt und
sehr nachdenklich verlassen wir das Museum mit dem
Wissen, dass den Kriegsverbrechern zwei Jahre nach
dem Massaker in Dachau der Prozess gemacht wurde.
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Unser
nächstes Ziel ist Bütgenbach, das wir auf
der N632 über Weismes erreichen. Bütgenbach ist
eine der neun deutschsprachigen Gemeinden in Belgien
Wir parken vor
der neoromanischen Kirche Sankt Stephanus, die nach
den Plänen des Architekten Henry Cunibert erbaut
und im
Jahr 1932 fertiggestellt wurde.
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Bekannt
wurde die Gemeinde Bütgenbach durch den Lac de Bütgenbach, den
wir über die Seestraße erreichen.
Der Stausee
wurde ab 1929 zur Stromerzeugung angelegt und die
Staumauer 1932
geschlossen.
Er wird von der Warche gefüllt,
die wir schon in Malmedy
sahen und die weiter flussabwärts in die
Amel mündet, die dann am Wasserfall von Coo
in die Tiefe stürzt.
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Heute
steht am See von Bütgenbach die touristische Nutzung im Vordergrund:
Neben einem Wassersportzentrum und einem Segelverein gibt
es auch eine Feriensiedlung und einen ausgedehnten
Campingplatz.
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Etwas
älter als der Lac de Bütgenbach ist der wenige
Kilometer westlich und flussabwärts gelegene Stausee Lac de Robertville
aus dem Jahr 1928, der ein Fassungsvermögen von
mehr als 7 Millionen Kubikmetern hat und der
die Stadt Malmedy mit Trinkwasser versorgt.
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Etwas
unterhalb des Lac de Robertville liegt in einem bewaldeten
Talkessel nahe der Warche das "Château de Reinhardstein".
Reinhard
von Weismes lies Burg Reinhardstein mit Zustimmung des Herzogs
Wenzel von Luxemburg im Jahr 1354 errichten.
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Im Laufe
der Jahrhunderte war die Burg im Besitz der Familien
von Nassau und von Metternich, letztere bauten sie
zum Schloss aus, das sie bis zur Französischen Revolution
bewohnten. 1823 verkaufte Fürst Franz
Georg Karl von Metternich Schloss Reinhardstein
zum Abbruch und es verfiel in der Folge.
Mitte
der 1960er Jahre wurde der verfallene Reinhardstein unter
der Leitung des Historik-Professors Jean van Overloop
nach historischen Plänen und Zeichnungen wieder aufgebaut.
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Hauptgebäude
der in Privatbesitz befindlichen
Burganlage ist der dreistöckige Wohnturm Pallas mit Rittersaal, mehreren Wohnräumen
sowie einem Salon und einem Versammlungsraum.
In
dem niedrigeren, vorgelagerten, halbrunden Gebäude
findet man die u. a. eine Wachstube und eine Kapelle.
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Burgführungen
finden jeweils samstags und sonntags um 11:15 Uhr
und 14:30 Uhr in französischer und niederländischer
Sprache statt, während der Schulferien auch dienstags
und donnerstags um 14:30 Uhr. An einer deutschsprachigen Führung
durch den Reinhardstein kann man am letzten Sonntag im Monat um 14
Uhr teilnehmen (Stand 09/2011).
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Über
die N676 fahren wir weiter Richtung Eupen und sehen
uns das "Centre Nature de Botrange"
an der Route de Botrange an.
Das Naturparkzentrum Botrange
hat die Erhaltung des 45 Quadratkilometer großen
Naturschutzgebietes "Hohes Venn" zum Ziel
und informiert den Besucher über dessen Entstehung
sowie Pflanzen- und Tierwelt. Angeboten werden
zudem Planwagenfahrten
und geführte Wanderungen durch das im Winter als
Langlauf-Skigebiet genutzte Hochmoor.
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Die zugehörige
Dauerausstellung "Naturama" können wir
uns leider nicht ansehen, sie wird bis zum Herbst
2012 zu einem interaktiven Museum umgebaut und ist
deshalb geschlossen.
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Etwa
ein Kilometer weiter nördlich passieren wir den
"Signal de
Botrange" auf der höchsten Erhebung Belgiens,
der 694 m hohen "Botrange".
Damit seine Landsleute
eine Höhe von 700 Metern über dem Meeresspiegel
erreichen konnten, ließ hier Generalleutnant Herman
Baltia den "Baltia-Hügel" aufschütten,
auf dem im Jahr 1923 ein sechs Meter hoher Aussichtsturm
errichtet wurde.
Auf Initiative des aus dem
nahen Ovifat stammenden François Fagnoul (1883-1941)
wurde zehn Jahr später im Sommer 1933 neben diesem
- heute noch vorhandenen - Aussichtsturm der heutige
Signal de Botrange als Observationsstation gebaut.
Der Anbau einer kleinen Herberge im Folgejahr brachte
François Fagnoul den Spitznamen "Botrange-Wirt"
ein.
Der 24 Meter hohe Turm auf der Botrange
beherbergte mehrere Jahrzehnte lang eine meteorologische
Station. Heute wird er als Sendeanlage genutzt,
und aus der kleinen Herberge wurde ein ansprechendes
Ausflugslokal.
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Wir
folgen der N676 weiter und erreichen über den "Mont
Rigi" hinweg die "Baraque Michel", die
von dem aus Sinzig im Rheinland stammenden Handwerker
Michel Schmitz im Jahr 1811 gegründet und in der
Folge aus Unterkunft für Reisende hergerichtet wurde,
die das Hohe Venn durchqueren. Heute findet man
hier das Restaurant La
Baraque Michel.
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In
Sichtweite steht - auf der gleichen Seite der Nationalstraße
- die "Chapelle
Fischbach".
Im Turm der Kapelle Fischbach
entzündete
die in der Baraque Michel lebende Familie
Schmitz jeden Abend ein Leuchtfeuer, um Wanderern
die Orientierung im unwirtlichen und gefährlichen
Hochmoor zu erleichtern.
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Die
schmucke, frisch renovierte Kapelle mit ihrem kleinen, von Heiligenfiguren
umgebenen Altar wurde durch den aus Malmedy stammenden
Industriellen Henri Toussaint-Fischbach im Jahr
1830 erbaut und wurde der Mutter Gottes der Immerwährenden
Hilfe geweiht.
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Vor
unserer Rückfahrt machen wir hier noch einen kleinen
Spaziergang durch das Hohe Venn: Das ausgedehnte
Hochmoor
kann von Besuchern betreten und durchwandert werden, allerdings nur
auf den ausgewiesenen Wegen und Stegen.
Nicht
nur wegen des Naturschutzes: Abseits der ausgewiesenen
Wanderstrecken besteht Lebensgefahr!
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