Foto-Reisebericht
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Malmedy Vom
Place Albert 1er zur Halle de Grètèdar
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Nach dem
Besuch der Kathedrale spazieren wir
durch die "Rue Derrière l'Eau" zum "Place Albert 1er".

König Albert
I. von Belgien stammte aus dem Haus Sachsen-Coburg
und Gotha. Er wurde am 8. April 1875 in Brüssel
als Albert Leopold Clement Marie Meinrad geboren und starb
am 17. Februar 1934 bei einer Klettertour in
den Ardennen nahe der Stadt Namur.
Er regierte Belgien von 1909 bis 1934. Zu Beginn
des 1. Weltkrieges verweigerte er den Truppen des
Deutschen Kaiserreiches den Durchmarsch und hielt
mit der belgischen Armee die deutschen Truppen so
lange auf, bis Frankreich und Großbritannien mobil
gemacht hatten. Nach der Besetzung Belgiens kommandierte
er seine auf alliiertes Gebiet zurückgezogene Armee
zur Befreiung Belgiens.
Auf dem früheren
Marktplatz von Malmedy ließ im Jahr 1781 Jacques de Hubin
als Fürstabt
von Stavelot-Malmedy einen Obelisk
errichten, der mit seinem Wappen verziert war. Während
Malmedys Zugehörigkeit zu Frankreich musste das fürstabtliche Wappen auf
Weisung des Präfekten entfernt werden.
Zu Beginn der preußischen Zeit wurde - um ihn nicht
auf dem Rathaus sitzen zu haben - ein Reichsadler
auf dem Obelisk angebracht, der aber mit dem Übergang
zum Königreich Belgien unverzüglich wieder demontiert
wurde.
Genug
Geschichte: Es ist Mittagszeit und wir haben Hunger.
Lange suchen müssen wir nicht. Hier am Place Albert
1er gibt es eine Reihe einladender Straßencafés und
-restaurants. Wir entscheiden uns spontan für das
"À Vî Mâm'dî" und bereuen es nicht: Service
und Küche sind trotz des Hochbetriebes freundlich,
schnell und gut.
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Auf
dem Place Albert 1er sind heute viele Motorräder
und einige sehenswerte Gespanne geparkt.
Die
kurvenreichen Straßen um Malmedy sind vom Frühjahr
bis in den Herbst hinein ein wahres Eldorado für
Zwei- und Dreirad-Fans.
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Sind
wir vor
unserer Mittagspause noch auf gut Glück durch
Malmedy spaziert, ändern wir das nun:
Wir gehen hinüber zum "Maison
du Tourisme" an der Einmündung der Rue du Commerce
in den Place Albert 1er und erhalten von den freundlichen
und sehr gut deutsch sprechenden Mitarbeiterinnen der
Touristinformation eine kleine Broschüre mit einem
Stadtplan, in dem alle Sehenswürdigkeiten der Stadt
verzeichnet sind.
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Wir hören
uns auch gerne deren hilfreiche Ratschläge für
unseren weiteren Rundgang durch die Stadt an, dann
spazieren wir informationsbroschürt und dem Stadtplan
folgend...
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durch die "Ruelle des Capucins" zur alten
Kapuzinerkirche "Eglise des Capucins".
1623 legten Kapuzinermönche in
Malmedy den Grundstein für ein neues Klostergebäude,
das bis zum Jahr 1902 existierte.
Das zugehörige,
aus Bruchsteinen errichtete Gotteshaus stellten
sie 1626 fertig und weihten es fünf Jahre später
dem Heiligen Franz von Assisi.
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Da
die Kapuzinerkirche als Klosterkirche gebaut wurde,
verfügt sie lediglich über ein Hauptschiff und eine
kleine Seitenkapelle.
Mittig im Kirchenschiff
befinden sich zwei im 17. Jahrhundert geschaffene
Beichtstühle und eine etwa gleichalte Kanzel mit
einem großen Schalldeckel.
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Optischer
Blickfang des Hauptschiffes ist der aus Eichenholz gefertigte Hauptaltar,
der mit einem Großgemälde verziert ist, das die
Geburt Christi darstellt.
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Sehenswert
ist auch der mit Säulen und Schnitzereien kunstvoll
verzierte
Nebenaltar in der Seitenkapelle.
Zentrale
Figur ist die mittig über dem Altar zu sehende Skulptur
eines Kapuzinermönches mit dem Jesuskind. Sie wird
von Statuen flankiert, die Franz von Assisi und
Jesus Christus darstellen.
Auf der linken
Seite der kleinen Kapelle steht eine weiße Skulptur
der Jungfrau Maria, die von dem Künstler Jean Del
Cour geschaffen wurde, auf dessen künstlerische Spuren wir
bereits am Vormittag in der Kathedrale
gestoßen sind.
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Vorbei
an der rot-gelb gemusterten Backsteinfassade der
"Académie de Musique"...
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und dem Hypothekenamt vom Malmedy...
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erreichen wir wieder das Flüsschen Warchenne, das
in diesem idyllischen Abschnitt von mehreren Fachwerkhäusern
überbaut ist.
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Das
Häuserbild entlang der "Rue Derrière les Mures" ist sehr abwechslungsreich: Hier
findet man neben Bruch-
und Backsteinfronten auch sehenswerte
Schiefer- und Fachwerkfassaden.
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An
der Einmündung der "Rue Derrière les Mures" in die
"Rue Neuve" machen wir einen kurzen Abstecher
nach links in die "Rue de la Gare" zum schlossähnlichen
"Commisaariat
d'Arrondissement".
Im Bezirkskommissariat hat
der Kommissar der Ostkantone seinen Dienstsitz
und hier ist auch der deutschsprachige Übersetzungsdienst
des Innenministeriums untergebracht
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Wieder
zurück folgen wir wieder
dem Plan der Touristinformation und überqueren die Warchenne.
Uns
überrascht, wie echt dem Bildhauer Charles de Wassembourg
die Labrador-Statue auf der steinernen Brückenbegrenzung
gelungen ist.
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Direkt
hinter der Brücke auf der linken Seite des Kreisverkehrs
befindet sich, von einer parkähnlichen Grünanlage umgebene,
der Dienstsitz der Finanzämter von Malmedy und Stavelot.
Das
neoklassizistische Gebäude mit einem dreiachsigen
Mittelrisalit und zwei fünfachsigen Flügeln wurde
von 1912 bis 1914 errichtet.
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1920
bestimmte General Baltia - Gouverneur der ein Jahr
zuvor
durch den Vertrag von Versailles dem Königreich
Belgien zugeschlagenen Gebiete von Malmedy und Eupen
-
das beeindruckende Gebäude zum Sitz der provisorischen
Kantonsregierung.
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Wir
folgen nun der parallel zur Warchenne verlaufenden
"Rue
Joseph Werson" und passieren die Feuerwache von
Malmedy.
Die Löschfahrzeuge sind heute fast
alle im Einsatz,
um das Großfeuer
im Hohen Venn zu bekämpfen, das schon ein Fünftel
des Naturschutzgebietes vernichtet hat.
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Hinter
der Feuerwache biegen wir vor dem Parkplatz an der Rue
Joseph Werson nach links
ab und folgen einem schmalen Weg, der uns hinter die Feuerwache
führt, vorbei an den interessanten und abwechslungsreichen
Rückfassaden der Häuser der "Rue Neuve",
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deren der Straße zugewandte Seite die für Malmedy
typischen
Schieferfassaden besitzen, die uns sehr stark an das Bergische Land erinnern.
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An
der Einmündung der "Rue Neuve" in den
"Place du Pont Neuf" erreichen wir die
klassizistische "Chapelle de la
Résurrection". Die Auferstehungskapelle wurde
von 1755 bis 1757 im Auftrag und nach den Plänen von
Jean Ignace Roderique erbaut.
Der am 3. November
1696 in Malmedy geborene Bürgermeisterssohn Jean
Ignace Roderique studierte in Köln Theologie und
war ab 1725 Professor an der Universität von Würzburg.
1732 bekam er einen Lehrstuhl an der Universität
in Köln. Zwei Jahre später wurde er Verleger und
Herausgeber der einflussreichen Zeitung "Gazette de
Cologne".
J. I. Roderique verstarb
am 4. April 1756, noch während der Bauzeit der von
ihm finanzierten Kapelle, die nur in den Sommermonaten
zu besichtigen ist.
In der Kapelle sind laut
der Malmedy-Broschüre aus der Tourist-Info
nicht nur die Reliquien der Heiligen Emerentia,
Albine und St. Justus untergebracht, hier findet
man auch den Grabstein und das Grab des großzügigen Erbauers.
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Seitlich
der Auferstehungskapelle beginnt die leicht ansteigende
"Rue Haute-Vaulx",
die durch den ursprünglich ältesten Stadtteil von Malmedy
führt, der im Jahr 1689 während des von den
Franzosen gelegten großen Stadtbrandes vollkommen vernichtet
und
anschließend neu aufgebaut wurde.
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Am
höchsten Punkt der Rue Haute-Vaulx überrascht uns
das aus dem 17. Jahrhundert stammende "Maison
Vinette".
Das wahrscheinlich kleinste
Haus von Malmedy ist möglicherweise auch das kleinste
Museum weltweit. Es besteht aus einem nicht zugänglichen
Museumsraum, der ein Schlafzimmer der damaligen
Zeit darstellt, das nur durch die Fenster betrachtet
werden kann.
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Die
dargestellte Szene erinnert an eine Begebenheit
des Jahres 1797: Das schwer erkrankte Fräulein Vinette
liegt vom Tod gezeichnet im Bett.
Obwohl
es durch die französischen Besatzer verboten ist,
Schwerkranken die heiligen Sterbesakramente zu spenden,
widersetzt sich damals die Bevölkerung der Anordnung der
Militärs und formiert sich zu einer Prozession zum
Haus Vinette, damit der Pfarrer der im Sterben liegenden
Vinette die letzte Ölung erteilen kann.
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Auf
dem Rückweg zur Auferstehungskirche sehen wir uns
einige aus dem 17. Jahrhundert stammende und
filigran verzierte Haustüren an, ...
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und erkennen an der freistehenden Seitenwand eines
abgetragenen Fachwerkhauses, dass es in Malmedy
manchmal recht heiß hergeht.
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Am
"Place du Pont Neuf" treffen wir auf
einen
weiteren Musikpavillon.
Er wurde 1934 im klassizistischen Stil errichtet
und wird von schlanken Säulen getragen, die mit
ionischen Kapitellen verziert sind.
An der
Wand zum angrenzenden Wohnhaus findet man die Büsten
von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven
und Richard Wagner.
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Vorbei
an der originellen Fassade des aus Bruchsteinen
errichteten
"Le Venise" auf der gegenüberliegenden
Straßenseite...
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und dem wohl schmalsten
Haus von Malmedy in der "Rue La Vaulx"...
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kommen wir zur "Halle
de Grètèdar". Das ursprünglich als
östliches Stadttor zu Beginn des 17. Jahrhunderts
errichtete Gebäude wurde 1727 zur "Halle
de Grètèdar" umgebaut und vom Magistrat und
der Justiz genutzt.
Seit 1964 ist die Halle
de Grètèdar im Besitz der 1922 gegründeten Gesellschaft
für Archäologie und Geschichte "Malmedy Folklore",
die das Gebäude aufwändig sanierte und seitdem
hier ihren
Sitz hat.
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