Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Norwegen Von
Sogndal nach Geiranger "Schneefall
vor und Dauerregen in Geiranger"
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Logbuch des Norge-Cruisers
"Focus" an Tag 11 der Nordlandreise: Wir
schreiben heute den 22.05.2015. Seit dem Verlassen
unserer Basis sind wir exakt 2.222 Kilometer gefahren und bis zum
Ziel unserer Reise sind es nur noch etwas über 2.000
Kilometer. Auf direktem Weg. Aber wir reisen nicht
auf dem direkten Weg zum nördlichsten Punkt Europas.
Wir werden vorher noch die "Lofoten"
erkunden.
Heute wollen wir durch
das Hochgebirge "Sognefjell" nach "Jotunheimen",
dem "Heim
der Riesen", der alpinsten Landschaft Norwegens . Dann vorbei
an "Galdhøpiggen" und "Glittertinden",
den höchsten Bergen des Landes, bis nach Lom und von dort aus über
die "66" nach Geiranger.
Und
weil die Straße Nr. 55, der "Sognefjellsvegen", von November bis Mai
Wintersperre hat, versichern wir uns vor der Abfahrt
in Kaupanger, dass die an mehreren Gletschern vorbeiführende
Hochgebirgs-Passstraße bereits geöffnet und durchgehend befahrbar
ist.
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Wir
verlassen den "Vesterland Feriepark" nahe
Kaupanger vergleichsweise spät, denn wir haben ausgesprochen
gut und lange geschlafen und uns sehr viel Zeit
für das Frühstück gelassen.
Nach zwei Kilometern halten
wir dann am "Sogn
Folkemuseum" zum ersten Mal an.
Das
Museum zeigt, wie die Menschen im Sogndal vom Mittelalter
bis in die Neuzeit lebten und arbeiteten.
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Neben
alten landwirtschaftlichen Geräten sind auch kunsthandwerkliche
Gegenstände, ehemalige Gebrauchsgüter und die Bekleidung
unterschiedlicher Epochen zu sehen. Historische
Werkstätten, eine alte Zahnarztpraxis und ein Gemischwarenladen
aus vergangenen Zeiten ergänzen die nur in den Sommermonaten
zugängliche Ausstellung.
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Bei "Sogndal"
und "Sogndalsfjøra" lässt endlich der
Regen nach.
Auf der 210
Meter langen Fachwerk-Stahlträgerbrücke "Loftesnes
bru" aus dem Jahr 1958 überqueren wir den von Wolkenfetzen verhangenen
und
"Sogndalsfjord"
genannten Seitenarm des "Sognefjords"
und biegen dann nach rechts auf die "55" Richtung
Sognefjell ab.
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Ursprünglich
wollten wir bei "Hafslo" einen Abstecher
nach "Solvorn" machen, um mit der Fähre über
den Lustrafjord zur Stabkirche in Urnes zu fahren.
Kurzentschlossen
verzichten wir auf einen Besuch der ältesten norwegischen
Säulenstabkirche, weil wir nicht wissen,
wie die Wetterverhältnisse im Gebirge aktuell sind und wieviel Zeit wir für den Sognefjellvegen benötigen
werden.
Der hier inzwischen wieder einsetzende
Dauerregen wird im Gebirge sicher
in Schneefall übergehen.
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Und:
Je weiter wir der "55" entlang dem Lustrafjorden
folgen, ...
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desto düsterer wird die Wolkendecke über den schneebedeckten
Bergen zwischen "Gaupne" und "Skjolden".
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Drei Kilometer hinter Skjolden erreichen wir das
"Vassbakken Kro & Camping" und den
Wasserfall "Vassbakken", der tosend 180 Meter
in die Tiefe stürzt.
Der Vassbakken wird
von dem aus dem "Hurrungane-Gebirge"
kommenden Fluss "Åselvi" gespeist, der
in der Nähe des Campingplatzes in den Fluss "Fortundalselva"
mündet, der wiederum über den See "Eidsvatnet"
dem Lustrafjord zufließt.
Fünf Kilometer weiter erreichen wir die Ortschaft
"Fortun". Wir fahren die Tankstelle am
Ortsausgang an, füllen den halbleeren Tank und erfahren an
der Kasse,
dass die Sognefjellstraße nach Jotunheimen, zum
Jostedalsbreen-Gletscher und nach Lom
wegen Neuschnee ab hier gesperrt ist. Und tatsächlich:
50 Meter hinter
der Tankstelle hängt ein großes neongelbes Schild "STENGT".
Wir haben also keine Fortüne in Fortun.
Da
wir hier nicht mehr weiter kommen,
müssen wir zwangsläufig die 56 Kilometer nach
Sogndal zurückfahren. Der Zeitverlust auf den kurvenreichen,
über Hügel und durch Senken führenden und oft auf 60 km/h begrenzten
Straßen beträgt mehr
als 2½ Stunden. Wären wir mit der Fähre nach Urnes
gefahren, hätten wir Geiranger heute sicher nicht
mehr erreicht.
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Immerhin klärt das hilfsbereite
Team der Tankstelle telefonisch für uns, dass der Riksveg
5 (RV5) nach "Skei" und
der nachfolgende RV15 nach "Stryn"
und "Oppstryn" befahrbar sind. Wir können
unser heutiges Tagesziel also auf der Straße und
ohne die zeitaufwändige
und teuere Fährstrecke Hellesylt - Geiranger erreichen.
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Zurück
in Sogndal biegen wir nach rechts auf den RV 5 ab
und passieren bei Svidalen den 400 Meter hoch gelegenen
und teilweise noch zugefrorenen See "Dalavatnet".
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Durch
den "Frudalstunnelen" und entlang des
"Fjærlandsfjorden" erreichen wir dann
das "Norsk
Bremuseum" bei Fjærland.
Das
von dem Architekten Sverre Fehn geplante Norwegische
Gletschermuseum informiert die Besucher anhand von
Filmen, Modellen und Experimentiermöglichkeiten
über das ewige Eis, die Entstehung der Fjorde und
Gletscher,
deren Auswirkungen auf die Fjordlandschaft sowie
deren Abhängigkeit
von klimatischen Veränderungen.
Das
Gletschermuseum, dem das Ulltveit-Moe-Klimazentrum
angeschlossen ist, klärt auch auf, warum das Eis
blau und die Fjorde grün sind.
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Weiter
geht die Fahrt durch den 6,4 Kilometer langen "Fjærlandstunnelen"
und über
Skei, Utvik, Innvik und Olden am Innvikfjorden bis
nach Stryn.
Hier biegen wir nach rechts auf den Riksveg
15 ab
und erreichen vorbei an Mindresunde und Fosnes...
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das "Jostedalsbreen
Nasjonalparkcenter" bei Oppstryn am Ufer des Sees "Strynsvatn".
Ähnlich wie das Gletschermuseum
vermittelt das im Jahr 1993 eröffnete "Jostedalsbreen
Nationalpark-Zentrum" Informationen zu Gletschern
und Eis und zur Geologie der Umgebung. Interessierte
können sich hier zu geführten Wanderungen und Kanu-Safaris
anmelden.
Der angrenzende, über 1.300 Quadratkilometer
große "Nationalpark Jostedalsbreen" wurde zwei Jahre
vor dem Nationalpark-Zentrum eröffnet.
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Benannt wurde
er nach dem größten Gletscher Europas, dem fast
100 Kilometer langen "Jostedalsbreen",
der die weltweit größten Fjorde voneinander trennt,
den Sognefjord und den Nordfjord.
Es beginnt
nun wieder stärker zu regnen und es wird immer kälter.
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Wir
fahren weiter auf der RV15 und passieren
die Ortschaften Hjelle und Folva.
Kurz bevor
wir dann in den 3.720 Meter langen, das Gebirge "Sætreskarsfjell"
unterquerenden "Grasdalstunnelen" einfahren,
beginnt im Focus die Frostwarnanzeige zu leuchten.
Zwischen
dem nachfolgenden "Oppljostunnelen" und
der nahen Kreuzung
des "Riksveg 15" mit dem "Fylkesvei 63" setzt dann Schneeregen ein.
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Die
nächsten Kilometer Richtung Geiranger fahren wir nun
auf
dem stetig weiter ansteigenden FV63, der an
dem in 1.020 Meter Höhe gelegenen und immer noch zugefrorenen
See "Djupvatnet" vorbei...
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... zur
1.030 Meter hoch gelegenen "Djupvasshytta"
führt.
Die familiengeführte
Djupvasshytta gleicht eher einem Hotel als einer
Hochgebirgshütte. Den erhofften Kaffee bekommen
wir hier nicht, denn außerhalb der Saison ist das
Gebäude geschlossen.
Eigentlich zweigt an
der Djupvasshytta
die im Jahr 1938 fertiggestellte und erst zehn Jahre
später eröffnete Stichstraße "Nibbevegen" zum 1.475
Meter hohen Berg
"Dalsnibba" ab, vom dem aus ich schon
im Juni 1978 die phantastische Aussicht auf Geiranger
und den "Geirangerfjord" genoss, aber der Schnee liegt
hier noch so hoch, dass weder die Abzweigung noch
der Nibbevegen zu erkennen sind.
Nachdem wir
seit mehr als zwei Stunden keinem einzigen Fahrzeug
begegnet sind, verliert sich die Einsamkeit etwas,
als ein zweiter Pkw mit gleicher Fahrrichtung die
Djupvasshytta erreicht.
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Hier
oben, 17
km vor Geiranger, wird der Schneefall nun immer
stärker und das Thermometer zeigt Null Grad Celsius.
Wir
sind froh, dass der Fylkesvei 63 bis auf wenige
kurze Abschnitte immer noch schneefrei und auch
noch nicht vereist ist, denn es warten einige enge
Spitzkehren mit beachtlichem Gefälle auf uns.
Und
für den Fall der Fälle: Der norwegische PKW wird
uns sicher bald folgen...
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Als
wir auf dem kurvenreichen Weg hinunter ins Tal dann
wieder die Baumgrenze erreichen, ist aus dem Schneefall
wieder Dauerregen geworden, und wir sehen tief unter
uns Geiranger
und den berühmten Geirangerfjord liegen.
Die
Bewohner von Geiranger lebten bis in die 1880er
Jahre weitestgehend isoliert. Erst der Bau
der Straße nach Grotli und die Ankunft der ersten
Dampfschiffe ermöglichten regelmäßige Kontakte mit
den Nachbargemeinden und der Stadt Ålesund.
Inzwischen
ist Geiranger und der Fjord in die UNESCO-Liste
des Welterbes aufgenommen.
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Wir
fahren direkt zu dem an dem FV 63 gelegenen, modern
gestalteten "Hotel Geiranger", das 1885
als erstes Hotel in Geiranger eröffnet wurde.
Wir haben hier ein Zimmer reserviert, checken
ein und schaffen unser Gepäck per Fahrstuhl nach
oben.
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Unser
Zimmer ist perfekt ausgestattet und bietet uns zudem
einen wunderschönen Ausblick auf den Geirangerfjord,
in den zwischenzeitlich das Kreuzfahrtschiff "Norwegian
Star" der Reederei "Norwegian Cruise Line"
eingelaufen ist.
Geiranger hat
nur etwa 300 Einwohner, die ganz überwiegend
vom Tourismus leben:
Der Ort wird während der Sommermonate
regelmäßig von den Hurtigruten-Schiffen und einer
Vielzahl von Kreuzfahrtschiffen angelaufen.
Im Winter
ruht im Geirangerfjord der Schiffsverkehr wegen akuter Lawinengefahr.
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Schade, dass heute
das Wetter nicht mitspielt. Es regnet weiter, es
ist kalt, und wir
sind froh, ein Hotelzimmer gebucht zu haben.
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Während unseres
ersten Aufenthaltes hier im Jahr 1978
übernachteten wir auf dem Geiranger Camping direkt am Fjordufer.
Damals in der
zweiten Junihälfte bei strahlendem Sonnenschein
und hervorragender Fernsicht vom Dalsnibba.
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Vor
dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Rundgang entlang der Hauptstraße
hinunter zum Anleger.
Viel verändert hat
sich Geiranger in den letzten 27 Jahren nicht.
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Der
mit Goldfarbe angepinselte und
schwerlich lauffähige Ferguson-Traktor stand früher
nicht hier...
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und es sind einige wenige Souvenirshops
und Imbissbuden hinzugekommen, die aber bis auf
die Speiseeis-Bude alle geschlossen sind - wir hätten
das eher umgekehrt erwartet.
Auch hier hat
die Saison noch nicht begonnen und die Passagiere
des im Geirangerfjord liegenden Kreuzfahrtschiffes
nehmen wohl gerade an Bord ihr Abendessen ein. Sie
werden sicherlich erst morgen früh zum Rundgang
durch Geiranger ausgebootet.
Dann
wird es in Geiranger für zwei oder drei Stunden
etwas belebter sein.
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Auch
die am Hang stehende, von dem Architekten Hans Klipe
geplante und im Jahr 1842 aus Holz errichtete achteckige
"Geiranger
Kirke" scheint unverändert, ...
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... aber
das zweistöckige Gebäude am Gamle Ferjekai mit den verglasten
Außenwänden ist neu.
Hier
ist das "Geiranger Touristkontor" untergebracht,
das interessierten Besuchern von Mai bis Mitte September
jede Menge Infos zu Geiranger und dem Geirangerfjord
anbietet.
Man erfährt beispielsweise, wo
man Motorboote, Kanus und Fahrräder anmieten kann
und erhält hier Tickets zu Rafting-Touren, zu Ausflugsfahrten
zum Gletscher Briksdalsbreen und zum Sommer-Skifahren,
zu Fjordsafaris und zu Angeltörns auf dem Geirangerfjord
mit einem On-Board-Barbecue.
Apropos BBQ:
Es wird Zeit für uns, zum Hotell Geiranger zurückzukehren.
Wir wollen unbedingt im zugehörigen "Nordic
Bistro" die regionale Küche kosten und danach
auf der Panorama-Terrasse "7th Heaven"
das lokale Bier probieren...
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