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Passau
  
"Dreiflüssestadt am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz"

 


Donauufer, Altes rathaus am Rathausplatz und Dom von Passau 
"Passau zählt zu den sieben schönsten Städten der Welt"
nachgesagt Alexander von Humbold

 


Archäologische Funde belegen eine Besiedlung der weitgehend hochwassersicheren Landzunge zwischen Donau und Inn bereits um 5000 vor Christus. Im 1. Jahrhundert v. Chr. existiert hier eine befestigte Siedlung der Kelten, die den Namen "Boiodurum" trägt, "Festung der Boier". Schon damals werden die Flüsse als Handelswege zum Warentausch benutzt. Warum die Kelten um 50 v. Chr. die Siedlung Boiodurum aufgeben konnte bis heute nicht geklärt werden.

Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. stoßen die Römer nach Boiodurum vor und errichten hier, an der Nordgrenze ihres Reiches, eine befestigte Zollstation, die bis zum Jahr 100 n. Chr. zu einem Kastell ausgebaut und erweitert wird, um die Innmündung und den auf beiden Flüssen inzwischen regen Schiffsverkehr zu sichern. Im Schutz dieses Kastells entwickelt sich auch eine kleine Handelssiedlung. Um weitere Truppen in dem strategisch wichtigen Gebiet unterbringen zu können, erfolgt zehn Jahre später im Gebiet der heutigen Altstadt zwischen Donau und Inn der Bau eines weiteren Kastells, in das eine Kohorte der vom Niederrhein stammenden und mit den Römern verbündeten "Bataver" einrückt und das dadurch den Namen "Batavis" erhält. Knapp zweihundert Jahre später entsteht am rechten Inn-Ufer eine mächtige Festung mit mehr als drei Meter starken Mauern und wuchtigen Ecktürmen, die in Abwandlung des alten Siedlungsnamens "Boiotro" genannt wird und die bis zu dreihundert Mann aufnehmen kann. Auch hier entwickelt sich im Schutz der römischen Truppen eine kleine Siedlung, deren Bedeutung jedoch weit hinter der des Kastells zurückbleibt.

In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts gründet der durch Germanien ziehende Missionar und Wandermönch Severin von Noricum im Bereichs des Kastells Boiotro ein Kloster. Nach dessen Tod im Jahr 482 verfasst sein Schüler Eugippus die "Vita Sancti Severini", in der nicht nur das Leben des heiligen Severin beschrieben wird, in der auch von verstärkten Einfällen der Alemannen, dem Rückzug der römischen Truppen und der Evakuierung der Bevölkerung von Boiotro und Batavis berichtet wird. Ähnlich wie in Regensburg übernehmen die Bajuwaren die Siedlungen und errichten zwischen Donau und Inn eine Herzogsburg. Die weiteren Ereignisse des 6. und 7. Jahrhunderts bleiben im Dunkel der Geschichte. Erst 739 wird wieder über die Siedlung berichtet, die in der lateinischen Geschichtsschreibung nun den Namen "Patavia" trägt, von den Bajuwaren "Pazzawe" genannt wird und die - wie Regensburg - in diesem Jahr Bischofssitz wird, von dem aus die Slawen im östlichen Donauraum missioniert werden. 739 wird auch das Kloster Niedernburg gegründet, das bis zur Säkularisation im Jahr 1806 über tausend Jahre bestehen wird.

Nach dem großen Hunneneinfall des Jahres 907 erhält Passau eine massive Stadtbefestigung, um die Bevölkerung vor den wiederholten Angriffen der berittenen Horden aus dem Ural zu schützen, die erst 955 mit dem Sieg von König Otto I. in der Schlacht auf dem Lechfeld entscheidend geschlagen und christianisiert werden. Um die Aufstände der mit den Böhmen und Polen verbündeten Bayern unter deren Herzog Heinrich II. - auch "Heinrich der Zänker" genannt - niederzuringen, erobert Kaiser Otto II. im Jahr 977 die Stadt Regensburg und belagert und erstürmt mit seinem Heer in der Folge auch die von Heinrich II. besetzte Stadt Passau. Passau wird durch die Kriegshandlungen schwer beschädigt, Heinrich der Zänker wird niedergerungen und dem Bischof von Utrecht zur Bewachung übergeben. Die herzoglichen Privilegien werden auf das Bistum übertragen und der Passauer Bischof Pilgrim erhält als Ausgleich für die Kriegsschäden die Reichsabtei Niedernburg. Die bischöfliche Alleinherrschaft wird im Jahr 999 vollkommen, als Kaiser Otto III. dem Bistum die Gerichtsbarkeit sowie das Zoll-, Markt- und Münzrecht überträgt. Zwar entzieht König Heinrich II. im Jahr 1010 Kloster Niedernburg wieder der Geistlichkeit und wandelt es wieder zur Reichsabtei, doch im 12. Jahrhundert gelingt es dem Bischof von Passau, sich das Kloster endgültig anzueignen: Friedrich I. Barbarossa überträgt ihm die Abtei im Jahr 1161. Sein Nachfolger Heinrich VI. bestätigt die Übertragung gegenüber Bischof Wolfger von Erla, der seit 1191 in Passau herrscht und gute Beziehungen zu Kaiser und Papst unterhält. Wolfger von Erla vermittelt im Investiturstreit, wird von Papst Innocent zum alleinigen Oberrichter ernannt, nimmt am Kreuzzug 1197/1198 teil, avanciert zum Patriarchen von Aquileia und wird Stellvertreter des Königs Philipp von Schwaben, der ihm das Adelswappen mit einem aufrecht gehenden roten Wolf verleiht, das Passau nach Wolfgers Tod am 23. Januar 1218 als Stadtwappen übernimmt.
 

Aufrecht gehender Wolf im Adelswappen von Wolfger von Erla
Wappen von Passau


1133 wird eine erste Brücke über den Inn geschlagen, die den aufwändigen und von Strömungen abhängigen Fährbetrieb entbehrlich macht und die auch den mehrfach durch Passau ziehenden Kreuzritter-Heeren auf ihrem Zug nach Palästina die Querung des Flusses erleichtert. Eine Holzbrücke über die Donau folgt erst 1278.

1164 erhalten die Passauer Kaufleute von ihrem Bischof das Marktprivileg. Im gleichen Jahr wird erstmals die Herbstdult als Handelsmesse erwähnt. Mit dem Handel kommt Reichtum in die Stadt. Es bildet sich eine Oberschicht, die mit ihrem Vermögen nicht nur die kostspielige Stadtmauer finanziert, sondern auch ab 1219 die für den von Kaiser Friedrich II. in den Rang eines Reichsfürsten erhobenen Bischof Ulrich die exponiert gelegene fürstbischöfliche Trutzburg Oberhaus. Den erwirtschafteten Reichtum stellt man mit Wohntürmen à la San Gimignano in der Toskana öffentlich zur Schau. In dieser Zeit verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Bischof zusehends: Die Verschuldung des Bischofs wächst rapide und die Geld gebenden Kaufleute sehen in der Veste Oberhaus inzwischen eine Zwingburg gegen sich selbst. Um Aufständen vorzubeugen, überträgt Bischof Gebhart im Jahr 1225 Passau die Stadtrechte und damit der Bürgerschaft erste Mitspracherechte in der Verwaltung. Unruhen kann dies allerdings nicht verhindern. Mehrfach erheben sich die nach Selbstverwaltung strebenden Bürger von Passau gegen die Herrschaft des Bischofs und besetzen die Verteidigungsanlagen der Stadt, während der Klerus in die Festung Oberhaus flieht. Die Versuche, mit Gewalt den Status einer Freien Reichsstadt zu erzwingen und damit nur dem Kaiser Untertan zu sein, scheitern am Widerstand des Kaisers und an den Katapulten der uneinnehmbaren fürstbischöflichen Festung hoch über der Stadt. Die Jahrzehnte dauernden Auseinandersetzungen finden 1367 ein Ende: Die durch habsburgische Einheiten verstärkten Truppen des Fürstbischofs schlagen die Bürger in der Schlacht bei Erlau endgültig.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wird in Passau wieder verstärkt gebaut: 1407 erfolgt die Grundsteinlegung des neuen, spätgotischen Doms, in den Folgejahren erhalten die Inn- und die Ilzstadt eine Stadtbefestigung. Auch die bestehenden Wehrtürme werden verstärkt oder erneuert und die Flussufer befestigt. Bischof Leonhard von Layming, von der Bevölkerung abgelehnt, weil er deren erkämpfte Rechte wieder beschneiden will, lässt die fürstbischöflichen Vesten Ober- und Niederhaus weiter befestigen und mit einem Wehrgang miteinander verbinden. Dadurch wird er für die Bevölkerung unangreifbar: Veste Oberhaus war so zur größten Burg an der gesamten Donau ausgebaut worden. 1476 entlädt sich dann der Zorn der Bürgerschaft: Weil ein direkter Angriff des Fürstbischofs sinnlos ist, werden statt seiner die Passauer Juden, Schutzbefohlene des Landesherrn, Ziel der Attacken. Während des Passauer Pogroms wird die seit dem 12. Jahrhundert hier ansässige jüdische Gemeinde unter dem Vorwand eines Hostienfrevels verfolgt und die Gemeindemitglieder hingerichtet oder vertrieben. Die jüdische Synagoge wird zerstört und drei Jahre später an gleicher Stelle die Kirche St. Salvator errichtet.

Das 16. Jahrhundert beginnt für die Bewohner von Passau mit einer Katastrophe: Das Jahrhunderthochwasser des Jahres 1501 überflutet bei einem Pegelstand von nie wieder erreichten 11,50 Metern weite Teile der Stadt. Einundzwanzig Jahre später schließen König Ferdinand I. - ein Bruder von Kaiser Karl V. - und Kurfürst Moritz von Sachsen den Vertrag von Passau, in dem der Protestantismus formal anerkannt wird und dem drei Jahre später der Augsburger Religionsfrieden von 1555 folgt.
 

Kanaldeckel mit dem Wappen von Passau
Wappen von Passau


Die durch den profitablen Salzhandel über den Goldenen Steig erreichte wirtschaftliche Blütezeit der Stadt geht Ende des 16. Jahrhunderts einem abrupten Ende entgegen, weil die Habsburger in der Stadt Linz einen eigenen Salzhandel mit Böhmen aufziehen und Bayern eine für Passau bestimmte Jahresproduktion in Salzburg abfangen kann. Das endgültige Aus folgt im Jahr 1611, als Bayern mit dem gewonnen "Salzkrieg" die vollständige Kontrolle über die Salzproduktion in der Stadt Hallein erringt. Die einst einflussreiche Handelsstadt wird durch die wirtschaftlich und politisch aufstrebenden Staaten Bayern und Österreich von ihren wichtigen Fernhandelswegen abgeschnitten. In Passau geht dadurch eine dreihundertjährige Ära des Wohlstandes zu Ende.

Weitere Schicksalsschläge treffen die Stadt: 1634 und 1650 wütet die Pest, 1662 vernichtet ein großer Stadtbrand die gesamte Altstadt und der Dom brennt bis auf die Grundmauern ab; das gotische Passau existiert nicht mehr. Sechs Jahre später hat man die Altstadt in Teilen wieder hochgezogen und beginnt mit dem Bau des heutigen Doms. Passau entwickelt sich nun zur geistlichen Stadt: eine theologische Hochschule wird gegründet, Jesuiten siedeln sich an und die Klosterkirche Mariahilf wird wegen ihres Madonnenbildes zur Wallfahrtstätte, die bis zu hunderttausend Wallfahrer jährlich besuchen.

Zweimal noch wird Passau zum Zentrum überregionaler Ereignisse: 1676 erlebt die Bischofsstadt die Hochzeit von Kaiser Leopold I. und Prinzessin Eleonore von Pfalz-Neuburg, 1683 flüchtet der Kaiser vor dem kurz vor Wien stehenden osmanischen Heer in die mit Bastionen verstärkte und uneinnehmbare Veste Oberhaus ins Exil. Passau wird bis zum Sieg über die Türken in der Schlacht von Kahlenberg für vier Wochen politischer Mittelpunkt des Kaiserreiches.

Im 18. Jahrhundert wird Passau zur barocken Residenzstadt ausgebaut. Wirtschaftlich geht es Mitte des Jahrhunderts langsam wieder bergauf: 1763 gelingt die Ansiedlung einer Seidenmanufaktur, 1768 erscheint die erste Passauer Zeitung, 1789 wird die erste Porzellanmanufaktur eröffnet. Ihren politischen Status als selbstständiges Fürstbistum verliert die Stadt im Jahr 1803 im Rahmen der Säkularisation, 1806 wird Passau dem neugegründeten Königreich Bayern angegliedert.

Verkehrspolitisch erlebt die Stadt 1838 die Aufnahme der Passagierschifffahrt auf der Donau, auf dem Inn verkehren Fracht- und Passagierschiffe. Auch der Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahr 1860 und der Bau eines neuen Winterhafens 1903 verbessern die Anbindung der Stadt an das grenzübergreifende Verkehrsnetz. 1911 wird die Hängebrücke über die Donau gebaut, 1935 wird die Nibelungenhalle eingeweiht, die mit einem Fassungsvermögen von bis zu zehntausend Personen viele Jahre die größte Halle Deutschlands ist.

Die Kriegsjahre 1939-1945 übersteht Passau ohne gravierende Schäden, weil sich die amerikanische Luftwaffe auf die Bombardierung des Bahnhofs und der Hafenanlagen beschränkt. Nach dem Krieg strömen Flüchtlinge und Vertriebene aus Südosteuropa in die Stadt. 

Last but not least: 1973 wird Passau jüngste bayerische Universitätsstadt und erhält mit der Eröffnung des Lehrbetriebs im Jahr 1978 zusätzliche wirtschaftliche Impulse. Siebentausend überwiegend ausländische Studenten verjüngen die Passauer Bevölkerung deutlich und geben dem kulturellen und gesellschaftlichen Miteinander in der Stadt neue Impulse. Wegen ihres internationalen Profils und der gelebten europäischen Verständigung wird die Stadt Passau im Jahr 1980 folgerichtig vom Europarat in Straßburg zur "Europastadt" ernannt.

Touristischen Aufschwung erhält die Stadt durch den Fall des Eisernen Vorhangs, der die Donau wieder als europäische Wasserstraße attraktiv macht. Die hier ablegenden Kreuzfahrtschiffe fahren nun über Wien hinaus bis nach Budapest und ins Donaudelta am Schwarzen Meer. Die Anzahl der Anlegungen hat sich seitdem mehr als verzehnfacht: Knapp zweitausend mal im Jahr machen Hotelschiffe an Passaus Schiffsanlegern fest.
 

 


Begleiten
Sie uns nun auf unserem Rundgang durch die Altstadt der Europastadt Passau:

 


Von der Veste Oberhaus zur Ortspitze


Vom Kloster Niedernburg zum Residenzplatz


Über die Innbrücke und den Fünferlsteg in die Ludwigstraße


Von der Pfarrkirche St. Paul zum Dom St. Stephan


Vom Landratsamt zum Rathausplatz  

 

 


Stadtplan von Passau
 

 

 

Allgemeine Tipps:

 

   Anreise

Die Dreiflüssestadt Passau liegt in Niederbayern an der Grenze zu Österreich und am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz.

Mit dem Auto erreicht man Passau über die Bundesautobahn A3 (Nürnberg - Regensburg - Passau und als A25 weiter nach Wels und Linz), aus dem Raum München über die A92 bis zum Autobahnkreuz Deggendorf, ab dort weiter über die A3.

Der Hauptbahnhof von Passau wird als Grenzbahnhof sowohl von den Fernzügen der Deutschen Bahn als auch der Österreichischen Bundesbahnen angefahren.

Passau ist auch auf dem Wasser erreichbar. Die Donau-Fahrgastschiffe verbinden die Stadt im Linienverkehr mit Regensburg, Linz und Wien.
 

   Hotels

  Hotel buchen:
Hotel Reservation Service
 

   Jugendherberge

Die Jugendherberge von Passau ist in den historischen Gebäuden der Veste Oberhaus auf dem Georgsberg hoch über der Stadt untergebracht. Die 1998 sanierte Jugendherberge verfügt über mehr als 130 Betten und eine hauseigene Sternwarte.
 

   Links

Stadt Passau
Tourist-Information

 

   Literaturtipps

Reiseführer Dreiflüssestadt Passau
Die Dreiflüssestadt Passau, "das bayerische Venedig"

Kleine Passauer Stadtgeschichte von Michael W. Weithmann

Dreiflüssestadt Passau von Lisa und Wilfried Bahnmüller

 

   Partnerstädte

Die Partnerstädte von Passau sind Hackensack in den USA, Dumfries in Schottland, Cagnes-sur-Mer in Frankreich, Krems in Österreich, Akita in Japan, Málaga in Spanien, Budweis in Tschechien, Veszprém in Ungarn, Liuzhou in China und Montecchio Maggiore in Italien
 

   Veranstaltungen

Passauer Dult
Ende April / Anfang Mai feiert Passau im Stadtteil Kohlbruck die zehntägige Mai-Dult mit dem zweitgrößten Schützen- und Trachtenumzug Bayerns und großem Höhenfeuerwerk. Die erstmals 1871 durchgeführte Traditionsveranstaltung bietet neben Bier- und Weinzelten attraktive Fahrgeschäfte.

Bürgerfest
Seit 1989 wird alle zwei Jahre Ende Juni an der Ortspitze in der Altstadt das Bürgerfest ausgerichtet.

Haferlfest
Im Juli feiert Passau in der Ilzstadt das traditionelle dreitägige Haferlfest, das 1887 unter dem Namen "Hafenfest" erstmals durchgeführt wurde. 

Herbstdult
Die Passauer Herbstdult findet jeweils im September im Messepark Kohlbruck statt.

Internationales Filmfestival Passau
Im November 2009 zeigen seit 2006 zum dritten Mal Filmemacherinnen und Filmemacher aus vielen Ländern ihre Werke. Die drei besten Kurzfilme, der beste Publikumsfilm und die beste bayerische Produktion erhalten die Trophäen "Passauer Augen". 

Einen aktuellen Veranstaltungskalender findet man auf der Website der Stadt Passau.









 




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Seite ergänzt: 10.07.2009