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Potsdam
    
"Zum Holländischen Viertel und zum Alten Markt"

 


Villa von Haake an der Hegelallee in Potsdam





Vom Jägertor aus folgen wir weiter der Hegelallee, passieren die von dem Schinkelschüler Ferdinand von Arnim im Barockstil geplante und 1848 fertig gestellte "Villa von Haacke"...


Straßencafes am Nauener Tor in Potsdam





... und erreichen kurz darauf die begrünten Straßencafés und -restaurants am dem Platz vor dem Nauener Tor.



Das mächtige "Nauener Tor" entstand im Jahr 1754.

Nauener Tor an der Hegelallee in Potsdam


König Friedrich II. beauftragte den Bau "in gothischem Geschmacke" und übertrug die Planung und Ausführung dem Architekten Johann Gottfried Büring. Das Nauener Tor ist entgegen der häufig zu lesenden Behauptung nicht dem Schloss Inveraray Castle in Schottland nachempfunden, denn dieses verfügte zur Bauzeit des Nauener Tors über keine Kegeltürme. Eine Skizze der Toranlage findet man in dem dritten Band von Friedrichs architektonischer Illustrationssammlung "Eloge de Jordan" aus dem Jahr 1750.


König Wilhelm I. ließ das Nauener Tor 1868 zu seinem heutigen Aussehen umbauen: Die beiden Barock-Torflügel wurden entfernt und der spitzbogige Durchgang wurde eingefügt.

Mit seinen Zinnen, den gotisierten Türmen und den Torhäusern ähnelt das Nauener Tor einer mittelalterlichen Burg. Hinter den westlichen Arkadenbögen befanden sich die Räume des Torschreibers, hinter den östlichen war die Torwache untergebracht. Ganz unüblich ist, dass die Schauseite des Stadttors nicht zur Feldseite sondern zur Stadtseite zeigt.


Mittelstraße im Holländischen Viertel von Potsdam
Östlich des Nauener Tors liegt das "Holländische Viertel".

Es wurde von 1737 bis 1742 für und von holländischen Handwerkern und Künstlern hochgezogen, die Friedrich Wilhelm I. in Amsterdam angeworben hatte und denen er das volle Bürgerrecht und Religionsfreiheit zusicherte.

Die Pläne fertigte der aus Amsterdam stammende Zimmermann und Baumeister Jan Boumann d. Ä., der die Bauarbeiten in dem sumpfigen Gelände auch überwachte.


Mittelstraße im Holländischen Viertel von Potsdam




In den vier Karrees zwischen Kurfürsten-, Hebbel-, Gutenberg- und Friedrich-Ebert-Straße gibt es neben schmucken Cafés, Kneipen, kleinen Lädchen, Boutiquen und Galerien auch eine Dependance des Fliegenden Holländers und einen sehr empfehlenswerten Ableger des Münchner Augustinerkellers.


Traufenhaus mit fünf Achsen im Holländischen Viertel in Potsdam






Die meisten der 134 Backsteinhäuser im holländischen Stil sind fünfachsige Traufenhäuser...


Treppengiebelhaus in der Mittelstraße im Holländischen Viertel von Potsdam












... oder dreiachsige Giebelhäuser mit Schweif- oder Stufengiebeln. 


Jan-Bouman Haus in der Mittelstraße 8 in Potsdam mit Museum zur Geschichte des Viertels










Im "Jan Boumann Haus" in der Mittelstraße Nr. 8 ist die Geschichte des Holländischen Viertels und das Leben und Wirken von Jan Boumann dokumentiert.


Blick durch die Friedrich-Ebert-Straße in Potsdam






Durch die Mittelstraße erreichen wir die Friedrich-Ebert-Straße, ...


Sowjetischer Ehrenfriedhof und Denkmal auf dem Bassinplatz in Potsdam





... der wir bis zum nahen "Bassinplatz" folgen.

Der Name des Platzes geht auf ein Wasserbecken zurück, das hier im Jahr 1737 zur Trockenlegung der sumpfigen Umgebung angelegt und durch einen Kanal mit dem nahe gelegenen Heiligen See verbunden wurde.

In den 1870er Jahren wurde das Bassin wegen der durch die Verschlammung hervorgerufene Geruchsbelästigung zugeschüttet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstand auf dem größten Platz der Stadt der Sowjetische Ehrenfriedhof mit einem großen Denkmal.


Kirche Sankt Peter und Paul am Bassinplatz in Potsdam
Im Süden wird der Bassinplatz von der Kirche "St. Peter und Paul" begrenzt.

Das Gotteshaus wurde für die katholische Kirchengemeinde errichtet und ursprünglich von dem Architekten August Stüler geplant.

Nach dessen Tod überarbeitete der Schinkel-Schüler Wilhelm Salzenberg die Planung und ersetzte dabei die vorgesehenen Westtürme durch einen 64 Meter hohen Glockenturm im Stil eines italienischen Campanile.

Der Grundriss der St. Peter und Paul Kirche entspricht einem griechischen Kreuz mit vier gleichlangen Armen.


Mit seinen byzantinischen Stilelementen und der halbrunden Apsis mit den drei Konchen erinnert das Gotteshaus an die Hagia Sophia in Istanbul.

Die Grundsteinlegung erfolgte im Juni 1867. Schon drei Jahre später wurde die Kirche fertiggestellt: Die Weihe erfolgte am 7. August 1870.


Heiligen-Statuen am Portal der Kirche Sankt Peter und Paul am Bassinplatz in Potsdam


Im Mittelportal sind in drei Nischen die Kirchenpatrone zu sehen: Die Apostel Paulus und Petrus flankieren die Jungfrau Maria mit dem Kind.

Im Kircheninneren gefallen uns die wunderschönen Decken-, Wand- und Apsis-Malereien, die Statuen der vier Evangelisten an den Vierungspfeilern sowie die Gemälde von Antoine Pesne, die die Todesangst Christi, die Rosenkranzübergabe und einen Schutzengel darstellen.


Verzierte Hausfassaden in der Strasse Am Bassin in Potsdam






Durch die "Straße am Bassin" mit ihren dreigeschossigen Barockhäusern aus roten und gelben Backsteinen in holländischem Stil...


Fassade der Wilhelm-Galerie in Potsdam





... erreichen wir die "WilhelmGalerie" an der Charlottenstraße.

Das moderne Büro- und Geschäftshaus entstand nach der Wende.


Überdachter Innenhof der Wilhelm-Galerie in Potsdam








Im Erdgeschoss findet man diverse Ladengeschäfte und gastronomische Betriebe, in den Obergeschossen haben eine Reihe von Firmen ihre Büroräume.

Im überglasten Innenhof machen wir bei Kaffee und Kuchen eine kleine Pause, um danach...


Begrünter Platz der Einheit in Potsdam




... bei einsetzendem Regen den hinter der WilhelmGalerie gelegenen "Platz der Einheit" zu überqueren.

Bis 1945 hieß der von dem Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné gestaltete Platz zu Ehren von König Friedrich Wilhelm II. "Wilhelmplatz".


Denkmal für den unbekannten Desserteur auf dem Platz der Einheit in Potsdam

Auf dem Platz der Einheit steht das im Jahr 1989 von dem türkischstämmigen und in Berlin lebenden Bildhauer Mehmet Aksoy geschaffene "Denkmal für den unbekannten Deserteur".

Die Marmorskulptur sollte ursprünglich in Bonn aufgestellt werden.

Nachdem der Bonner Stadtrat die Aufstellung jedoch vehement verweigerte, weil man in der damaligen Bundeshauptstadt kein Denkmal für Fahnenflüchtige haben wollte, ...


... transportierte man das Denkmal im September 1990 in die Partnerstadt Potsdam, wo es nach einem positiven Stadtverordneten-Beschluss dann dauerhaft aufgestellt wurde.



Auf dem Platz der Einheit findet man auch ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus.

Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Platz der Einheit in Potsdam


Die Gedenkstätte wurde am 9. Mai 1975 als "Mahnmal für die antifaschistischen Widerstandskämpfer" eingeweiht. 1979 erhielt das Mahnmal auf Drängen der SED-Bezirksleitung sein heutiges Aussehen.

Vor der über Eck stehenden Sandsteinmauer sieht man nun eine metallene Feuerschale des Künstlers Christian Röhl, die eine geöffnete Blüte symbolisiert. Der Kunstschmiedemeister wurde 1940 in Berlin geboren. Er studierte an der TU Berlin-Charlottenburg und an der Kunsthochschule Berlin. Christian Röhl lebte und arbeitete in Babelsberg und verstarb am 4. April 2013.


Hauptpostamt an der Straße Am Kanal in Potsdam

Neben dem Mahnmal verläuft die Straße "Am Kanal", an der das Hauptpostamt von Potsdam steht.

Die in den Jahren 1894 bis 1900 errichtete "Hauptpost" ersetzte die Alte Post aus dem Jahr 1784 und wurde am 10. März 1900 durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.

Die Pläne für den neobarocken Neubau fertigten der Architekt und Geheime Oberpostrat Ernst M. Hake sowie der Geheime expedierende Sekretär Ewald Freiherr von Rechenberg.


2006 verkaufte die Deutsche Post AG den denkmalgeschützten Gebäudekomplex an die Nicolas Berggruen Holding GmbH, die es nach einer Sanierung als "Palais am Stadtkanal" vermarkten möchte.

Vor dem Haupteingang der Hauptpost überqueren wir die Straße "Am Kanal"...


Altes Rathaus und Knobelsdorff-Haus am Alten Markt in Potsdam


... und spazieren zum "Alten Markt" von Potsdam.

An der Ostseite des weitläufigen Platzes steht das "Alte Rathaus", das seit der 1960er Jahre durch einen Neubau mit dem rechts daneben stehenden Knobelsdorff-Haus von 1750 verbunden ist.

Der Bau des repräsentativen Alten Rathauses wurde von Friedrich II. im Jahr 1753 beauftragt, seine Baumeister waren Jan Boumann und Christian Ludwig Hildebrandt. 1755 war das Barock-Gebäud fertiggestellt.


Vergoldeter Atlas mit Weltkugel auf dem Alten Rathaus von Potsdam








Seit 2012 wird das historische Gebäude vom Potsdamer Stadtmuseum genutzt, das mit seiner Dauerausstellung "Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte" die mehr als tausendjährige Historie der Stadt nachzeichnet.

Auf dem Turm des reich verzierten Gebäudes sieht man die vergoldete Skulptur von Atlas mit der Weltkugel.


Obelisk auf dem Alten Markt in Potsdam







In der Mitte des Alten Marktes wurde in den 1750er Jahren ein 20 Meter hoher Knobelsdorff- Obelisk aufgestellt, der jedoch ebenso wie das Fortuna-Portal und das Stadtschloss im Krieg schwer beschädigt wurde.

1979 wurde der Obelisk neu errichtet, aber an Stelle der Knobelsdorff'schen Darstellungen preußischer Herrscher brachte man nun Bildnisse der vier berühmtesten Potsdamer Baumeister an: Knobelsdorff, Gontard, Schinkel und Persius.


Wieder aufgebaute Nikolaikirche am Alten Markt in Potsdam
Die Nordseite des Alten Marktes wird von der "Nikolaikirche" begrenzt.

Die ab 1830 unter der Leitung von Persius errichtete Nikolaikirche ersetzte die 1795 abgebrannte Saalkirche von Philipp Gerlach aus dem Jahr 1724.

Die Entwürfe für das der St. Paul's-Cathedral in London ähnelnde Gotteshaus mit dem säulengetragenen Portikus schuf Karl Friedrich Schinkel.

Geweiht wurde die Kirche am 17. September 1837. Weil während der siebenjährigen Bauphase das Geld knapp geworden war, verfügte der Neubau nur über ein flaches Satteldach.


Im Jahr 1843 startete man eine zweite Bauphase, während der die vier Ecktürme und die beeindruckende Kuppel ergänzt wurden. Nach der Fertigstellung der mit einem vergoldeten Kreuz auf einer Weltkugel bekrönten Kuppel und der Ausgestaltung des Kircheninneren erfolgte am 24. März 1850 eine feierliche zweite Weihe statt.


Apsis mit wieder hergestellten Altarfresken in der Nikolaikirche in Potsdam




In der Nacht des 14. April 1945 zerstörten alliierte Bomben auch die Nikolaikirche. Dabei gingen viele Wandgemälde, die Orgel und das kostbare Gestühl verloren.

In den Nachkriegsjahren wurde das Gotteshaus aufwändig restauriert und am 2. Mai 1981 zum dritten Mal eingeweiht.

Sehenswert sind u. a. die 13 Meter hohe Kuppel mit einem Durchmesser von 24 Metern, die Deckenmedaillons mit Darstellungen der Propheten des Alten Testaments sowie die Fresken in der Apsis hinter dem Altar.

Im Jahr 2010 eröffnete man auf dem Säulengang in einer Höhe von 42 Metern eine für Besucher zugängliche Aussichtsplattform, die bei gutem Wetter einen schönen Rundblick bieten soll.


Fortuna-Portal am Alten Markt in Potsdam





Im Südwesten des Alten Marktes steht das "Fortuna-Portal" mit einer über zwei Meter großen, vergoldeten Fortuna-Skulptur auf der Spitze.

Das Portal wurde von Jean de Bodt entworfen und 1701 als repräsentatives Eingangsportal des dahinter gelegenen Stadtschlosses erbaut.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde auch dieses Bauwerk schwer beschädigt und auf Anordnung der DDR-Führung gesprengt.

Eine Spendenaktion und das - auch finanzielle - Engagement des Fernseh-Moderators Günther Jauch ermöglichten ab dem Jahr 2000 den originalgetreuen Wiederaufbau des Fortuna-Portals, das nach einer zweijährigen Bauzeit eingeweiht werden konnte.


Stadtschloss am Alten Markt in Potsdam mit Fortunaportal





Nachdem zwischenzeitlich auch das Stadtschloss mit seinen beiden Seitenflügeln wieder errichtet wurde, bildet das Fortuna-Portal mit seinen angrenzenden Marktfassaden wie früher einen beeindruckenden Zugang...


Innenhof des neu errichteten Stadtschlosses in Potsdam

... zum Innenhof des Stadtschloss-Neubaus.

Das alte Stadtschloss wurde zwischen 1662 und 1669 erbaut, weil der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm die Stadt Potsdam zu seiner Zweitresidenz ausgewählt hatte.

Das Stadtschloss bestand aus einem dreigeschossigen Hauptbau und zwei zum Alten Markt verlaufenden zweigeschossigen Seitenflügeln.

Zwischen 1744 und 1751 wurde das Schloss nach den Wünschen von Friedrich II. durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff umgebaut.


Nachdem das Stadtschloss bei einem alliierten Luftangriff beschädigt wurde und ausbrannte, ließ die DDR-Führung den Gebäudekomplex im Jahr 1960 aus ideologischen Gründen sprengen und abreißen.


Nach einer fast zwanzigjährigen Planungszeit erfolgte am 25. März 2010 der erste Spatenstich zum Wiederaufbau des Stadtschlosses, die Grundsteinlegung erfolgte elf Monate später.

Ermöglicht wurde dies durch mehrere Bürgerinitiativen und eine 20-Millionen-Spende des SAP-Gründers Hasso Plattner. Um dessen Forderung nach einem historisch nahen Wiederaufbau nachzukommen, fasste man den Beschluss, die Fassade unter Verwendung von erhalten gebliebenen Fragmenten im alten Stil zu errichten, das Gebäudeinnere aber modern zu gestalten, um eine Nutzung als Parlamentsgebäude zu ermöglichen. Die Pläne fertigte das Architekturbüro Peter Kulka aus Köln/Dresden. Die nachvollziehbare Bewertung des Neubaus durch die Zeitschrift "Die Welt": "Ein Schloss, verhunzt von deutschem Provinzialismus".


Am 21. Januar 1914 wurde das "Neue Stadtschloss" feierlich eröffnet.

Moderner Landtag mit der Fassade des ehemaligen Stadtschlosses in Potsdam

Den besten Blick auf den Schloss-Neubau hat man von der Langen Brücke.

 
 




Hier finden Sie weitere Infos:
Das Nauener Tor
Holländisches Viertel

Kirche St. Peter und Paul

WilhelmGalerie
Potsdamer Stadtmuseum

Nikokaikirche

Stadtschloss Potsdam











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Seite erstellt: 05.03.2016