Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Ribe Von
der Fiskergade zu Ribes Vikinger und zum Dom
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Vom
Riberhus spazieren wir durch das ehemalige
Fischerviertel von Ribe. Die schmucken Fischerhäuschen wurden nach dem
großen Stadtbrand von 1580 errichtet.
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Durch
die Grønnegade, Fiskergade,
Overdammen, Mellemdammen und Nederdammen ...
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schlendern wir zum Ribe Kunstmuseum in der Sct. Nicolai Gade.
Das
Museum wurde in dem 1864 erbauten Wohnhaus des Fabrikanten
Balthazar Giørtz bereits 1891 eröffnet und beherbergt neben
vielen anderen Werken eine wertvolle und sehenswerte
Sammlung dänischer Maler
des 19. Jahrhunderts.
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Idyllisch
ist die Parkanlage mit dem alten Pavillon hinter dem
Museum. Über mehrere Stege kann man hier die Ribe Østerå
überqueren und auf direktem Weg ins Zentrum zurückkehren.
Wir gehen jedoch zur Sct. Nicolai Gade zurück,
der wir in südöstlicher Richtung folgen ...
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und erreichen nach wenigen Metern Ribe Brandvæsen, die
Feuerwache von Ribe.
Hier feiert man einen Tag
der offenen Tür mit Gulaschkanone und Grillstand und zeigt moderne und historische Löschgeräte
und Feuerwehrautos.
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Schräg
gegenüber am Odins Plads liegt das Museum "Ribes Vikinger".
Hier erfährt man
alles über das Leben der Wikinger, die entgegen der
landläufigen Meinung ganz überwiegend friedliche Bauern
waren. Nur einige wenige Stämme fielen mit ihren schnellen
und wendigen Langbooten in Westeuropa ein und plünderten
und brandschatzen nicht nur entlang der Themse und der
Seine. In der Ausstellung des Mittelalters
wird gezeigt, wie man vor der Reformation in Ribe lebte,
und in der Erlebnishalle fühlt man sich in das Jahr
800 zurückversetzt.
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Durch
die angrenzende Grünanlage spazieren wir am Ufer des Ribe Østerå
entlang,
vorbei am Denkmal für Anders Sørensen
Vedel aus dem Jahr 1902.
Anders Sørensen
Vedel wurde am 9.
November 1542 in Vejle geboren. Er studierte in Ribe und Kopenhagen, wurde Priester
und war bereits in jungen Jahren Lehrer des späteren
Astronomen Tycho Brahe. Anders Sørensen
Vedel war vom König bestellter Historiker, richtete
in Ribe eine eigene Druckerei ein, übersetzte
1575 die "Gesta Danorum" aus
dem Sächsischen ins Dänische und verfasste neben anderen
Werken das "Buch der Hundert Balladen".
Ab
1596 lebte Vedel zurückgezogen in Ribe bis zu seinem
Tod am 13. Februar 1616.
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Entlang
der Dagmarsgade erreichen wir den Sct.
Catharinæ Plads ...
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der einst zu den herausragenden Wohnlagen von Ribe gezählt
haben muss.
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Hier
steht auch die Sct.
Catharinæ Kirke mit ihrem angeschlossenen Kloster, das
einzig erhaltene der alten Bischofsstadt. Das
Dominikaner-Kloster wurde im 13. Jahrhundert gegründet
und gehört heute zu den am besten erhaltenen Klöstern
Skandinaviens.
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Durch die Reformation änderte
sich die Nutzung des Gebäudes: König Christian
III. erließ 1536 eine neue Kirchenordnung, die den Klöstern
verbot, neue Mönche aufzunehmen. Und um Widerstände
gar nicht erst aufkeimen zu lassen, ordnete er auch die
Verhaftung von drei katholischen Bischöfen an. 30 Jahre später war auch das Kloster Sct.
Catharinæ verwaist und wurde dann als Hospital genutzt.
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Kloster
und Kirche wurden der Heiligen
Katharina geweiht, der Legende nach eine Tochter
des Königs Costus von Zypern, die unter dem römischen
Kaiser Maxentius in Alexandria wegen ihres Glaubens
gefoltert und enthauptet wurde.
Eine Statue
der Heiligen Katharina sahen wir bei einem Besuch
der St. Katharinenkirche in Lübeck.
Sowohl
der Altar der Catharinæ Kirke mit dem vergoldeten Altarbild
aus dem Jahr 1650 als auch ...
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die Kanzel von 1591 mit den sieben geschnitzten Darstellungen
aus dem Leben Jesu sind reich verziert.
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Da
das Fundament auf zu weichem Untergrund gegründet wurde,
stürzte das ursprüngliche Gotteshaus im Jahr 1228 ein.
Die heutige Kirche wurde Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut.
Auch
der Turm aus dem Jahr 1617 war einsturzgefährdet, deshalb
wurden nach der Fertigstellung mehrere Meter wieder
abgetragen.
Um
einen erneuten Einsturz abzuwenden, wurden zwischen
1972
und 1978 umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig.
Teile der Kirchenfundamente wurden mit Hebewinden gestützt
und gehoben. Zur Verdeutlichung der aufwändigen Sicherungsarbeiten
ließ man eine dieser Winden sichtbar. Sie kann rechts des Altars über
eine enge, nach unten führende kleine Treppe
besichtigt werden.
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Die
Orgel der Katharinenkirche ist neueren Datums, sie wurde
1978 von der Firma Bruno Christensen & Sons
gebaut, wobei Orgelpfeifen der Frederik-Nielsen-Orgel
von 1885 als auch der Markussen-Orgel von 1932 wiederverwendet
wurden.
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Dass
der Baugrund im Zentrum von Ribe schon lange knapp und
teuer ist, zeigt das "Dreiecks-Haus" von 1876 an der Einmündung
in den Støkens Plads.
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"Det
Gamle
Rådhus" am Von Støckens Plads stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde
ab 1709 als Rathaus genutzt. Das von den markanten Treppengiebeln
geprägte Gebäude wird heute nur noch
für offizielle Empfänge und Trauungen genutzt.
Hier
wurde 1619 Anders Bording geboren. Bording gründete
1666 in Kopenhagen die erste Zeitung Dänemarks, die
in Versform herausgegeben wurde.
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Am
schräg
gegenüber liegenden Haus
der Maren Spliid erinnert
eine Gedenktafel an das grausige Schicksal der Schneidersfrau,
die von einem Geschäftskonkurrenten ihres Ehemannes
denunziert und am 9. November 1641 wegen Hexerei verbrannt
wurde.
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Die
Ribe Domkirke wird von ihren unterschiedlichen
Türmen überragt. Der 52 Meter hohe "Bürgerturm" aus
dem Jahr 1333 verlor 1593 seine Spitze und kann
deshalb heute
bestiegen werden. Sein Vorgänger stürzte während
der Christmette in der Weihnachtsnacht 1283 ein und
begrub zahlreiche Gottesdienstbesucher unter sich. Auch der
südliche Turm stürzte wegen massiver Statikprobleme
ein. Er wurde im 20. Jahrhundert neu errichtet.
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Der weiche Marschboden gab über
die Jahrhunderte hinweg derart
nach, dass der gesamte Dom, ursprünglich mehrere
Meter über dem Straßenniveau liegend, heute bereits deutlich
unter die ihn umgebenden Straßen eingesunken ist.
Vor
dem südlichen Seitenschiff stehen die Statuen
von
Hans Tausen
- ab 1541 Bischof und Betreiber der Reformation
in Dänemark - und von Hans Adolph Brorson,
der ab 1741 Bischof von Ribe war. Vor der Kristkirke in Tondern
steht ein weiteres Brorson-Denkmal.
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Ursprünglicher
Haupteingang der ältesten Domkirche Dänemarks war das
aus dem 12. Jahrhundert stammende Portal
mit den Säulentragenden Löwen am südlichen Querhaus und
mit der verzierten Katzenkopftür, deren Name auf den
einen Türring tragenden Löwenkopf zurückgeht. Im Mittelalter
wurde Verfolgten Asyl gewährt, sobald sie diese Tür erreichten.
Das
romanische Granitrelief im Bogen über der Tür zeigt die Kreuzabnahme
und ist die älteste mittelalterliche Seinmetzarbeit
Dänemarks.
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Das
große Sandstein-Relief im Spitzgiebel
über dem Portal stellt das Himmlische Jerusalem dar
mit den Porträts dänischer Könige, die den Dombau förderten.
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Mit
dem Bau des Doms wurde während der Amtszeit von Bischof
Thure zwischen 1125 und 1134 begonnen. Im Kircheninneren
findet man
romanische Arkaden mit Rundbögen, an den Fenstern gotische
Spitzbögen. Weil
der sonst üblicherweise verwendete Granit für detaillierte
Verzierungen zu spröde war, holte man Tuffstein aus
der Eifel nahe Andernach, Trachyt aus dem Siebengebirge
und Sandstein aus dem Weserbergland nahe der Porta Westfalica. Und die
Baumeister verpflichtete man an den berühmten Dombaustellen
in Speyer und Mainz. Die ältesten Teile des ursprünglich
dreischiffigen Gotteshauses sind romanisch und entstanden
zwischen 1100 und 1225, die äußeren Seitenschiffe wurden später
in gotischem Stil ergänzt. Der Dom von Ribe
ist das einzige fünfschiffige Gotteshaus in Dänemark.
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Auf
der Nordseite findet man im inneren Seitenschiff die
um 1475 geschaffene St.
Jürgens Holzskulptur, die den Kampf des heiligen Jürgen
mit dem Drachen darstellt.
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Im
äußeren Seitenschiff stehen die Grabplatten
des Ostindienfahrers Jørgen Hansen und dessen Ehefrau
Johanne Pedersdatter aus dem Jahr 1671, ...
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eine geschnitzte
Eichentür mit dem Wappen des Bischofs Ivar Munk aus
dem frühen
16. Jahrhundert ...
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und die Grabplatte
vom Grab dieses Bischofs, die um 1530 von Claus
Berg in Odense, einem Schüler des berühmten
Veit Stoß, geschaffen wurde.
Ivar Munk wurde
1499 zum Bischoff gewählt, aber erst 1513 geweiht. Überlieferungen
berichten, dass er sich überwiegend um sein eigenes
Vermögen und um das des Bistums kümmerte. Die Abbildung
auf der Grabplatte zeigt ihn nicht nur mit dem Bischofsring:
Ivar Munk trägt an jedem Finger einen Ring. Seinen ersten
Gottesdienst als Bischof hielt Ivar Munk erst nach 13
Jahren im Amt.
Ivar Munk war jedenfalls der letzte katholische
Bischof von Ribe. Er widersetzte sich dem königlichen
Willen zur Reformation, widersetzte sich 1533 der Wahl
Christians III. zum dänischen König und verharrte am alten Glauben, obwohl sein gesamtes Umfeld
der Reformation folgte.
Ivar Munk übergab sein
Amt 1534 an seinen Neffen Olaf Munk und wohnte weiter
im Bischofspalais, in dem er 1539 starb.
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Im
Nordteil des Querschiffes erinnert die im Jahr 1259
aus
schwarzem belgischen Marmor geschaffene, ursprünglich
mit Messing verkleidete und mit Alabaster-Einlagen verzierte
Grabplatte, die älteste
Grabplatte eines Königs in ganz Skandinavien, an König Christopher I.,
Sohn von König Valdemar II. und Königin Berengaria von
Portugal, von denen wir am Hotel Dagmar schon gehört
haben. Christopher I. folgte seinem älteren Bruder
Abel auf dem Thron und setzte durch, dass entgegen der
üblichen Thronfolge seine Söhne als Thronfolger eingestuft
wurden und nicht die Söhne seines älteren Bruders. Dies
führte in der Folge zu Verrat und Intrigen. Mit
der Einführung neuer Steuern zog er sich auch den Zorn
der Kirche zu. Erzbischof Jacob Erlandsen widersetzte
sich und untersagte allen Pächtern von Kirchenland den
Militärdienst. Als Christopher I. dann auch auf Kirchenbesitz
Steuern eintreiben wollte, wurde er von Jacob Erlandsen
exkommuniziert. König Christopher demütigte daraufhin
den Erzbischof, den er mit einer Narrenkappe auf dem
Kopf durch Hagenskov treiben und dann in Ketten legen
ließ.
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Es wundert nicht, dass Christopher I. am
29. Mai 1259 während
eines Abendmahls mit Kommunionswein aus der Hand von
Abt Arnfast vergiftet wurde. Sein Leichnam wurde hier
vor dem Altar beigesetzt.
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In
der Nähe des Altars befindet sich die Bronzetaufe
aus dem 13. Jahrhundert mit Darstellungen der Krönung
Marias und der Dreieinigkeit.
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Vor
dem von Bischof Ivar Munk um 1520 gestifteten Chorgestühl
steht ein fünfarmiger Leuchter aus dem späten 15. Jahrhundert
mit einer Abbildung der Heiligen Katharina auf der Buchablage.
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Die
Wandmalereien im
Chor und über dem Altar sind in der Kirchengemeinde
und bei Besuchern auch nach mehr als zwanzig Jahren
noch umstritten.
Die modernen Wand- und Glasmalereien
sowie die sieben Mosaiks über dem Altar mit den Themen die Himmelstür
(nicht im Bild), der Kelch des Lebens, Elias Himmelfahrt,
Jakobs Traum, Nach der Sintflut, die Geschlechterfolge
und das Himmlische Licht (nicht im Bild) wurden zwischen
1982 und 1987 von Carl-Henning Pedersen
geschaffen. Uns gefällt der Kontrast zwischen
der modernen Kunst und dem vielhundertjährigen
Kircheninventar.
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Auf
der rechten Seite des Hauptschiffes prangt unübersehbar
die
wunderschöne Kanzel, die von Bildschnitzer Jens Asmussen aus Odense im
Jahr 1597 geschaffen wurde.
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Die
Bethlehemskapelle im
rechten Seitenschiff wurde 1292 gestiftet und
ist seit 1626 auch Grabkapelle des Reichsadmirals Albert Skeel
und dessen Frau Berte Friis, die beide am Epitaph an
der Ostwand kniend abgebildet sind.
Auf der
gegenüberliegenden Wand sind auf alten Tafeln die Bischöfe
und Pastoren von Ribe aufgelistet.
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Beeindruckt
vom Kircheninneren beschließen wir, auch zur Aussichtsplattform
des Bürgerturms aufzusteigen, um uns Ribe aus der Vogelperspektive
anzusehen.
Die Turmgebühr ist mit 10 Kronen ( ca.
1,35 € ) sehr moderat und wird für die Unterhaltung
verwendet.
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Anfangs
zählen wir beim Aufstieg die Stufen, doch als wir die raue
Oberseite der Vierungskuppel passiert haben und das
immer noch funktionierende Uhrwerk von 1696 erreichen,
vergessen wir den Treppenstufenzähler-Zwischenstand.
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Weiter
oben im Glockenstuhl hängen die Domglocken in mehreren
Stockwerken übereinander.
Nun sind es nur noch
wenige Stufen ...
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...
bis zum vergoldeten Wetterhahn, dem wir hier in Augenhöhe
begegnen.
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Unten
auf dem Torvet haben sich in den Straßencafés inzwischen
zahlreiche Gäste eingefunden und genießen die Frühjahrssonne.
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Wir genießen hier
oben noch lange ...
...
die wunderschöne Aussicht auf die Altstadt von Ribe
und das südjütländische Umland.
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