Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Nordseeinsel
Rømø
"Naturperle im Wattenmeer"
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Die
Insel Rømø ist die größte der drei dänischen Nordseeinseln und
die einzige, die rund um die Uhr mit dem Auto erreicht werden kann:
Seit
1948 verbindet der neun Kilometer lange Rømødæmningen die nördlich
von Sylt gelegene,
130 km² große Insel mit dem jütländischen Festland.
An warmen
Sommertagen ist hier deutlich mehr los, denn dann benutzen bis zu hunderttausend Tagestouristen diesen
Damm, um gemeinsam mit den Feriengästen am weitläufigen Strand
von Rømø Badefreude pur zu genießen.
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Hinter
dem Damm biegen wir an der großen ampelgesteuerten Kreuzung
nach Norden ab und fahren bis Juvre. Hier
endet Rømø. Jedenfalls für Zivilisten.
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Hinter
der Absperrung liegt das die ganze Nordspitze der Insel
beanspruchende militärische
Sperrgebiet.
Für interessierte Besucher hat man hier
eigens eine Aussichtsplattform geschaffen, von der aus
man der dänischen Luftwaffe ...
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und den Bodentruppen bei ihren Militärübungen zuschauen
kann.
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Nachdem
wir uns von der Schlagkraft des dänischen Militärs überzeugt
haben, wenden wir uns der interessanteren, zivilen Seite
von Rømø zu. In
Juvre findet man neben der Hauptstraße den Hvalbenshegn, einen ganz ungewöhnlichen, denkmalgeschützten
Gartenzaun aus dem Jahr 1772.
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Da es im 18. Jahrhundert
auf der waldlosen Sandinsel weder Steine noch Holz gab - der
heute auf der Insel vorhandene Wald wurde um 1930 gepflanzt
- mussten
die Bewohner einen anderen Weg finden, ihre Gärten einzufrieden.
Was lag näher, als die Kieferknochen der erlegten Wale in gleich
große Stücke zu zersägen und daraus Gartenzäune zu bauen.
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Im
etwas weiter südlich gelegenen Ort Toftum schauen wir
uns am Juvrevej 60 das Nationalmuseum Kommandørgård
an.
Der Hof wurde 1748 von der Familie Thadens erbaut und
blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz.
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1950 wurde das Gebäude vom Dänischen Nationalmuseum übernommen, in
der Folge renoviert und als Museum hergerichtet. Das
Museum im Kommandeurhof erinnert an die Zeit des 18. Jahrhunderts,
als viele Inselbewohner auf Walfängern anheuerten. Etwa
50 von ihnen, darunter auch mehrere Thadens, dienten sich auf holländischen und deutschen Walfangschiffen
bis zum Kapitän (holländisch Kommandør) hoch.
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Besonders
sehenswert sind die mit holländischen Fliesen verzierten
Wände, die mit biblischen Motiven bemalten Decken und das Wandgetäfel.
Im angeschlossenen Café des
Nationalmuseets
Kommandørgård ist es Zeit für unser zweites Frühstück.
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Vor
dem angrenzenden Reetdachhaus ...
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ist auf
einem Sockel ein Walknochen angebracht, der von einem der
16 Pottwale stammt , die im März 1996 am Strand von Rømø
tot angespült wurden.
Die über 12 Meter langen und bis
zu 25 Tonnen schweren Tiere trieben schon mehrere Tage tot im
Wasser und hatten wahrscheinlich in den flachen Gewässern
im Norden der Insel die Orientierung verloren.
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Der
schräg gegenüber des
Kommandørgård liegende Hof von 1884 mit angrenzender Scheune
und Stallungen wird auch heute noch genutzt ...
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und gefällt uns ausgesprochen gut.
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Wir
fahren weiter südlich zurück zur großen Kreuzung am
Ende des Rømø-Dammes und biegen nun rechts ab, um auf
der schnurgeraden Straße nach vier Kilometern Lakolk
im Westen der Insel zu erreichen.
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Rechts der
Straße liegt die Ladenmeile
des Einkaufzentrums Lakolk
Butikscenter. Hier erhält man alles, was man für einen ausgedehnten
Standbesuch benötigt: Förmchen, Eimer, Schaufeln und
Spielzeug für die Kleinen, Windspiele und Lenkdrachen für die
Großen sowie Badeanzüge, Bekleidung und Verpflegung für die ganze Familie.
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Die
Straße mündet vierspurig auf den Sandstrand von Lakolk,
der mit Autos befahren werden darf...
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und der mit einer Tiefe von 4 Kilometern einer der größten Strände
Europas ist und der sich die gesamte Westküste von Rømø entlang
zieht.
Heute
macht der ablandige starke Wind aus dem Strandbereich
ein riesiges Sandstrahlgebläse.
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Wie
wir schon in Juvre gesehen haben, wird der
Strandbereich nördlich von Lakolk militärisch genutzt
und darf nicht betreten werden. Dafür sind hier bei Lakolk Reitfreunden ausgedehnte Strandritte erlaubt, Kitesegler
dürfen weiter südlich im Bereich Havsand ihrem raumgreifenden
Hobby frönen und auf Strandsegler wartet der Sønderstrand südwestlich
von Havneby.
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In
Tvismark lohnt sich ein Besuch des Naturcenter
Tønnisgård. In dem reetgedeckten Gebäude aus dem Jahr
1858 ist nicht nur die Tourist-Information untergebracht, hier
kann man sich auch über die Natur der Insel Rømø informieren.
Führer
des Centers begleiten Natur- und Wattwanderungen, organisieren Kutschfahrten
und ermöglichen die Besichtigung alter Bunkeranlagen der deutschen
Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg.
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Im daneben liegenden
Rømø Mini Museum wird anschaulich die Entstehungsgeschichte
der vergleichsweise jungen Insel gezeigt.
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Rømø
entstand vor etwa 2500 Jahren als große Sandbank, auf der mit
der Zeit erste Pflanzen wurzelten. Allmählich bildeten sich
dann Dünenketten und erstes Marschland. Mitte des 13.
Jahrhunderts ließen sich hier die ersten Menschen nieder, die
mehr schlecht als recht von Viehzucht und Fischfang lebten,
weil das häufige Sandtreiben eine ertragreiche Landwirtschaft
verhinderte. Deshalb verdienten sich manche auch ein Zubrot
als Seeräuber. Auch der Walschädel vor dem Naturcenter
stammt von einem 1996 gestrandeten Wal. |
Hier
im Ostteil der Insel dominiert das fruchtbare Marschland, das
bis zum Wattenmeer reicht, hinter dem konturenhaft das jütländische
Festland herüberschimmert.
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Die sich
anschließende
karge, hügelige Moränenlandschaft ähnelt mit ihren Flechten
und dem Heidekraut der Dünen-
und Heidelandschaft von Sylt.
Kein Wunder:
Die Insel Rømø liegt nur wenige Kilometer nordöstlich
der deutschen Nachbarinsel und bildet eine Art Fortsetzung
derselben. |
Etwas
weiter südlich erreichen wir Kirkeby und die am Havnebyvej
gelegene Sct. Clemens Kirche. Die ursprünglich spätgotisch erbaute
Kirche von Rømø ist - keinesfalls überraschend - dem Heiligen der Seefahrer geweiht.
Im 16. und 17. Jahrhundert
wurden mehrere Erweiterungen notwendig, weil sich die Bevölkerung
auf Rømø rapide vermehrte. Damals wohnten dreimal so viele Menschen auf
der Insel wie heute. |
Im
Kircheninneren hängen fünf Votivschiffe, die von wohlhabenden
Kapitänen
zum Dank für die Rettung aus Seenot gestiftet wurden. |
Sehenswert
ist auch die Altartafel
aus dem 17. Jahrhundert ... |
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und die etwa 100 Jahre ältere Renaissance-Kanzel. |
Das
alte Kirchengestühl von St. Clemens ist teilweise abgesperrt. An einigen
Bänken findet man die Namen wohlhabender Kirchgänger,
die sich ihren Sitzplatz gegen eine Gebühr dauerhaft reservieren
ließen. Die Gemeinde verwendete diese "Jahresmieten" für
die Unterhaltung des Gotteshauses. |
Auf
dem Kirchhof findet man zwei Reihen alter "Kommandeursteine",
Grabsteine von Walfangkapitänen
aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Die Kommandeure
der vor Grönland und im Eismeer jagenden Walfänger gaben diese Steine schon
zu Lebzeiten überwiegend in Holland in Auftrag - ohne Sterbedatum.
Das wurde nachträglich
gemeißelt. |
Einige
dieser Kommandørsteene sind sehr gut erhalten und erzählen die
Familiengeschichte der Verstorbenen. |
In
Sichtweite der Sct. Clemens Kirke steht das alte Feuerwehrhaus
von Kirkeby, das letztmals 1968 renoviert wurde. |
Von
hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Havneby,
dem südlichsten Ort der Insel.
Wir biegen kurz
hinter dem modernen Hotel- und Wellnesskomplex Kommandørgården
nach links in den Lyngvejen ab, passieren das reetgedeckte
Kapitänshaus, in dem die Jugendherberge
von Rømø untergebracht ist und erreichen ...
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den Freizeitpark Rømø Lege
& Hesteland mit dem zugehörigen Islændercenter. Im
Spiel- und Pferdeland erwarten Groß und Klein mehr als
30 Attraktionen: Streichelzoo, Spaßbad, Kletterburg, Boots-
und Kajakfahrten, Puppentheater, Eselskutschfahrten, Pony-
und Pferdereiten, Minicar-Racing, Schwebebahn,
Himmelexpress, Minigolf, das Piratenschiff Bounty und viele
andere.
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Der saisonabhängige Eintrittspreis zwischen
8 und 12 Euro für Erwachsene ist moderat und ermöglicht
auch Großfamilien, den Freizeitpark in ihrem Urlaub
mehrfach zu besuchen.
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Entlang
der Hauptstraße zur Südspitze der Insel sieht man nur wenige,
vereinzelt stehende, alte Häuser. Die kleinen Inseldörfer liegen etwas
abseits,
versteckt zwischen den Dünen oder im Wald.
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Havneby
präsentiert sich uns als nüchterner Hafenort, ...
...
der um 1960 gegründet
wurde und ausschließlich wirtschaftlich genutzt wird.
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Am
Havneplads steht eine Sturmflutsäule, die den
fast mannshohen Hochwasserstand vom 24.11.1981 als "Bestmarke"
angibt. Damals müssen große Teile von Rømø im Hochwasser
versunken sein.
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Im
Fischereihafen warten die Kutter auf das nächste
Auslaufen.
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Während
an einigen die Netze überprüft und ausgebessert
werden, ...
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wartet auf einem anderen des Fischers Freundin geduldig
auf die Rückkehr ihres Liebsten.
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An den Fischereihafen von Havneby grenzt das Fährterminal der Syltfähre.
Hier
trennen sich nun unsere Wege. Während Sie weiter
durch Havneby spazieren und sich vielleicht in dem nahe gelegenen
Golf-Ressort an der Vestergade die vielen Bunker, 13 Teiche
und 27 Löcher ansehen, gehen wir nun
an Bord und setzen für ein paar Stunden nach "List-Vegas"
über,
um uns in den Trubel vor und in der Alten Bootshalle zu
stürzen und um uns Jünne Goschs
köstlich frische Meeresfrüchte zu gönnen.
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Farvel på Rømø! Vi kommer tilbage!
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