Foto-Reisebericht
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Rüthen "Vom
Süstern-Kloster zum Judenfriedhof"
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Vom
Historischen Rathaus aus folgen wir der Hachtorstraße
und erreichen kurz darauf das ehemalige Süstern-Kloster,
in dem seit dem 15. Jahrhundert Augustinerinnen
lebten.
1739 brannte das Kloster ab.
Zehn Jahre später errichteten Ursulinen
aus Dorsten ein neues, barockes Klostergebäude, das
1772 geschlossen wurde. Ab 1791 gab es hier eine Poststation,
ab 1876 ein Hotel. Heute ist hier die Rüthener Filiale
der Volksbank Anröchte untergebracht.
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Die Fässer neben
der Zufahrt und die Fassadenwerbung am linken Gebäudeteil
machen auf "Wormstall's Kornbrennerei" aufmerksam, die 1876 gegründet
wurde und deren Produkte "Rüthener
Bergquell" und "Jägerherz"
sowie
der Brombeerkorn "Brummbär"
und der Magenlikör "Augustiner"
auch heute noch weit über die Stadtgrenzen hinweg bekannt
sind.
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Schulunterricht gab es früher - nicht nur in Rüthen
- nur für Jungen. Die Mädchen wurden von den Augustinerinnen
und Ursulinen im Nähen, Stricken und Spinnen ausgebildet.
Die erste Schulklasse für Mädchen
wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg in einer Privatwohnung
eingerichtet, ab 1664 erfolgte der Unterricht dann im Süstern-Kloster.
Wir
schauen uns noch das kleine Glockenspiel an der Fassade
an...
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und folgen dann der Hachtorstraße weiter bis zur Einmündung
des Klosterwegs, wo das frühere Kapuzinerkloster
steht. Es wurde 1651 gegründet und von den Kapuzinern
bis ins frühe 19. Jahrhundert genutzt, danach lebten
hier
kurzzeitig Minoriten. Während der französischen
Besatzungszeit waren im Klostergebäude Soldaten einquartiert.
Die zugehörige Klosterkirche
wurde 1834 abgerissen. Zwischenzeitlich war
hier auch das Amtsgericht Rüthen untergebracht, heute
dient das ehemalige Klostergebäude als Wohnanlage.
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In
der Windpothstraße passieren wir das interessante Haus
Nr. 4.
Im Jahr 1930
erweiterte man das alte Fachwerkhaus auf der linken
Seite um einen steinernen Anbau, der hervorragend in
das alte Fachwerk integriert wurde.
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Vor dem
Erholungs- und Altenheim "Maria vom Stein"
für Schwestern des Ordens des hl. Vinzenz von Paul hängt
ein "Schubstuhl". Der im Jahr 2000 von Rüthener Handwerkern nachgebaute
Schandkäfig erinnert daran, wie im 16. und 17. Jahrhundert
Feld- und Gartendiebe zur Schau gestellt und dem Spott
und den Schaukeleien der Bürger ausgesetzt wurden.
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Hier im
Südwesten der Stadt
stand früher das um 1350 erbaute "Schneringer Tor",
das nach dem davor gelegenen Ort Schneringhusen benannt
war und das auf Anweisung der großherzoglich-hessischen Regierung
im Jahr 1809 abgerissen wurde.
Im angrenzenden Stadtgraben
wurde jahrhundertelang der Rüthener Viehmarkt abgehalten.
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Folgt
man vom Schneringer Tor aus der Stadtmauer nach Osten,
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dann erreicht man den im Jahr 1909 durch den Kasseler Ingenieur H.
Leithäuser in Ziegelbauweise errichteten Wasserturm
der Stadt.
Der 36 m hohe Turm hat ein Fassungsvermögen
von 150 Kubikmetern und wird auch heute noch zur Wasserversorgung
der Stadt mitgenutzt.
In 30 Metern Höhe gibt
es eine Aussichtsplattform. Wo man den für einen Turmaufstieg
notwendigen Schlüssel erhalten kann erklärt ein Schild neben dem Eingang.
Wir haben wegen des scharfen, kalten Windes auf einen
Aufstieg verzichtet.
Ein Jahr nach der Fertigstellung
des Wasserturms waren auch die Wasserleitungen
verlegt, ab 1912 erfolgte der Bau der Kanalisation.
Zwei Jahre später bekam die Stadt auch elektrisches Licht.
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Vom
Wasserturm aus gehen wir zur Hochstraße, der wir nach
Norden folgen, vorbei am großen Backsteinhof an der
Einmündung "Grüner
Weg"...
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und der "Markt-Schänke".
Im Fachwerkhaus links daneben
findet man die
Rüthener Geschäftsstelle, Redaktion und Kundenbetreuung der
seit 1850 erscheinenden Tageszeitung "Der Patriot" aus Lippstadt.
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Wenige
Schritte weiter erreichen wir den Marktplatz mit dem
modernen neuen Rathaus...
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und den davor aufgestellten 23 Meter hohen Maibaum
mit
den Zunftzeichen der Rüthener Handwerksbetriebe.
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Der
ganzjährig hier stehende Maibaum wurde von Rüthener
Zimmerleuten, Schreinern und Schlossern am 1. Mai 2000 aufgestellt,
passend zur 800-Jahrfeier der Stadt.
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Vor dem
Rathaus und
neben dem Maibaum findet man die Skulpturengruppe
"Rüthener Eselei" des Bildhauers Wolfgang
Lamchè aus Enningerloh, ein Geschenk der Sparkasse Rüthen
anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums.
Die
Skulptur erinnert daran, dass früher in der Bergstadt
Rüthen zum Holz- und Getreidetransport die Esel das wichtigste Lasttier
waren.
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Der "Dereham-Platz" direkt daneben weißt auf die englische Partnerstadt Dereham in der Grafschaft Norfolk
hin.
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Hier
findet man auch ein altes Aushängeschild
der 1852 gegründeten Sparkasse in Rüthen.
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Der
achteckige
Marktbrunnen aus dem Jahr 1996 wurde von Edmund Brockmann
geschaffen und ist mit den Wappen der fünfzehn Rüthener Ortsteile
verziert.
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An
der Nordseite des Marktplatzes steht die katholische
St. Nikolauskirche, die um 1300 über einer abgebrannten
Vorgängerkapelle errichtet wurde.
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Laut den
Aufschreibungen des Rüthener
Geschichtsschreibers Christoph Brandis wurde der Bau
von wohlhabenden Kaufleuten finanziert und deshalb
auch deren Schutzpatron St. Nikolaus
geweiht.
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Wir
betreten die St. Nikolauskirche durch das verzierte
Portal
an der Südseite mit der Statue des Heiligen Nikolaus.
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Das
frühgotische Hauptschiff
mit einer sehenswerten alten Barock-Orgel auf der Westseite
führt zum hochgotischen Ostchor...
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mit einem säulenverzierten Barockaltar
von 1771, dessen Altarblatt den hl. Nikolaus
zeigt.
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Weitere,
mit gedrehten Säulen verzierte Altäre aus der Zeit um 1680 findet
man sowohl im linken...
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als auch im rechten Seitenschiff.
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Die
tief
hängende Kanzel auf der rechten Seite des Hauptschiffes
wurde ebenfalls um 1680 geschaffen.
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Sehenswert
ist auch die Pieta im nördlichen Seitenschiff, die im
14. Jahrhundert von einem unbekannten Meister geschaffen
wurde.
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Nach
unserem Besuch der St. Nikolauskirche folgen wir weiter
der Hochstraße bis zum Haus Nr. 1, das gemäß
einer Inschrift über der Eingangstür im Jahr 1914 vom Apotheker
Gulielmus Surmann und dessen Ehefrau Hedwig renoviert
wurde.
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Heute
sind hinter der schönen Barock-Eingangstür eine Rechtsanwaltskanzlei und eine
Facharztpraxis untergebracht.
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Vor
der Fachwerkfassade von "Haus Dahl" schließt
sich der Kreis unseres Rundganges durch Rüthen, denn
hier erreichen wir wieder die "Niedere Straße",
der wir nach links bis zur Hachtorstraße und zum Hachtor
folgen.
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Bevor
wir die Stadt verlassen, schauen wir uns noch den jüdischen Friedhof
im Stadtgraben neben dem Hachtor an.
Dieser
Begräbnisplatz
wurde der seit dem 13. Jahrhundert bestehenden jüdischen
Gemeinde im Jahr 1625 zugewiesen.
Mit dem
Nationalsozialismus endete der Geschichte der jüdischen
Gemeinde
abrupt. Der Judenfriedhof wurde 1958 geschlossen und dient
seitdem als Mahnmal und zur Erinnerung an die in der
NS-Zeit ermoderten Juden.
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