Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Mögeltondern
- Møgeltønder "Pittoreske
Perle in Süd-Jütland"
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Fünf Kilometer östlich von
Tondern liegt das idyllische Dorf Mögeltondern (dänisch:
Møgeltønder), ein unbedingtes
Muss für Tondern-Besucher. Das Dorf existierte schon
in der Eisenzeit und war zu Beginn des Mittelalters
wichtiger als das nahegelegene Tondern. Und größer: Mögeltondern
bedeutet "Groß-Tondern". Der Ort bestand damals
aus einer Reihe von großen Höfen, einer Kirche und der
Burg "Mögeltondernhaus" (dänisch: Møgeltønderhus), die dem Bischof von
Ribe
gehörte und die neben dem Nordseezugang über die Wiedau
(dänisch: Vidå) auch
das Umland vor kulturellen Einflüssen aus dem friesischen
Süden sicherte. Mögeltondernhaus konnte aber nicht verhindern,
dass Mögeltondern von dem jungen, aufstrebenden Tondern in Bedeutung
und Größe bald übertroffen wurde.
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Am
Ortseingang von Mögeltondern befindet sich der Haupteingang
zu Schloss Schackenborg. Das Schloss und das zugehörige
Gut wurden erstmals
im Jahr 1223 als Mögeltondernhaus erwähnt. Während der Reformation
fiel es an die dänische Krone, die es
im Jahr 1661 dem Feldherrn Graf Hans Schack für dessen Verdienste
im Schwedenkrieg schenkte. Graf Schack wurde
auch zum Ritter des Elefanten- und des Danebrogordens ernannt.
Graf Schack baute das Mögeltondernhaus
in ein Schloss um, dessen heutiges Aussehen bei Umbauarbeiten im Jahr 1750
entstand.
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Die
Schackenborg sah elf Generationen der Grafen Schack,
bis das Anwesen 1978 wegen fehlender Erben wieder der dänischen Krone zufiel.
Seitdem dient es Prinz Joachim, dem jüngsten Sohn von
Königin Margarethe, als Residenz. Gut
Schackenborg ist heute ein Landwirtschaftsbetrieb mit
einer Anbaufläche von knapp Tausend Hektar und wird
vom Prinzen, einem diplomierten Agrarwirt, selbst bewirtschaftet.
Schloss
Schackenborg ist nicht zu besichtigen, während
der Sommermonate kann man aber an Führungen durch den Schlosspark
teilnehmen.
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Auch
das westlich vom Schloss liegende "Schackenborg
Slotskro" aus dem Jahr 1687 gehört dem Prinzen, der das
Hotel allerdings nicht selbst betreibt.
Das
Restaurant des königlichen Gasthauses ist für seine
Spezialitäten weit über die Grenze hinaus bekannt. Die
Zutaten stammen überwiegend vom Schlossgut - frischer
geht es nicht.
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Hier
beginnt die mit Linden bepflanzte Slotsgade, ...
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die wegen ihrer reetgedeckten Häuser aus dem 17. und
18. Jahrhundert, ...
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ihrer wunderschönen Erker, ...
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dem alten Katzenkopfsteinpflaster und der teilweise
schiefen, alten Backsteinfassaden ...
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mit recht als die schönste Dorfstraße in Dänemark bezeichnet
wird.
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Hier
findet man eine ganze Reihe von Antiquitäten-Geschäften,
in denen man stundenlang stöbern kann, besonders weil
die
angebotenen Artikel teilweise sooo betagt sind, dass
sie einfach vor die Tür gestellt werden.
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Zwischendurch
bietet sich eine kleine Erholungspause im bunten Garten von "Mormors
Lille Café"
an.
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 Die wenige Meter seitlich der Slotsgade stehende Kirche
von Mögeltondern überrascht uns nicht nur wegen
ihrer Größe.
Der wuchtige Turm der ehemals
dem Heiligen der Seefahrer Sankt Nicolai geweihten Dorfkirche
wurde im 16. Jahrhundert errichtet und diente mehrere
Jahrhunderte
auch als Seezeichen.
Bis 1970 gehörte die gotische
Kirche
mit ihrem romanischen Kern zum Schloss und damit der Familie Schack.
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Über
der Eingangstür mit den beiden Löwenköpfen ist das Wappen
der Grafen Schack von Schackenborg zu sehen, darunter
ist der Psalm 49 eingemeißelt - auf dänisch.
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 Das
Kircheninnere verschlägt uns dann die Sprache. Eine solche
Pracht hatten wir hier nicht erwartet. Nicht in einer Dorfkirche,
die mehrere Jahrhunderte in Privatbesitz war.
Die
Grafen Schack müssen hier riesige Summen investiert
haben.
Nun verstehen wir auch, warum sich Prinz Joachim und
seine Verlobte Marie Cavallier
nicht in Kopenhagen, sondern hier in der "Møgeltønder Kirke"
von Bischof Erik Norman Svendsen am 24. Mai 2008 trauen
lassen wollen.
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Die
Empore ist mit biblischen Szenen verziert und trägt
die Namen der "Sponsoren", die während der
Gottesdienste hier ihren angestammten bzw. angekauften
Platz haben.
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Der
vergoldete Altar zeigt in der Mitte die Kreuzigung Jesu,
flankiert von den Figuren der Zwölf Apostel.
Darüber
ist die Auferstehung dargestellt.
Die Chormalereien
gehen auf das 16. Jahrhundert zurück.
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Das
schwere Granit-Taufbecken stammt aus dem 12. Jahrhundert.
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Die
filigran verzierte Kanzel ist ebenso vergoldet...
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wie die prächtige Loge der Grafen, die noch über der
Loge für die Wohlhabenden angebracht wurde.
Damit
jene - wie es sich geziemt - zu den Herrschaften aufschauen
mussten.
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Über
dem Eingang hängt die älteste Kirchenorgel Dänemarks.
Zwar blieb der Orgelbauer anonym, aber er hinterließ
wenigstens das Herstellungsjahr "Anno 1679".
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Am
eindrucksvollsten waren für uns die farbenprächtigen
Deckenmalereien, die neben der Kreuzigung weitere biblische
Motive darstellen.
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Der
die Kirche umgebende Friedhof ist akkurat gepflegt und
wirkt auf uns wie eine
bunte Parkanlage.
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Gegenüber
der Kirche von Mögeltondern am Ende der Slotsgade schauen
wir uns noch das Denkmal für Jens
Jessen an. Der am 05.02.1854 im nahegelegenen Ortsteil
Toghale geborene Jessen war Lehrer an der Realschule
in Hadersleben (dänisch: Haderslev), später Redakteur der Zeitung Flensborg
Avis und von 1901 bis 1906 Mitglied des Reichstages
in Berlin. Das dänischsprachige Blatt Flensborg
Avis wurde 1869 als Zeitung der dänischen Minderheit
im überwiegend deutschsprachigen Schleswig bewusst
antipreußisch ausgerichtet aufgelegt, weil sich die
Gründer zu Dänemark zugehörig fühlten und die Interessen
der dänischen Minderheit vertreten wollten. Die Zeitung
wollte auch die Hoffnung auf eine Vereinigung
Schleswigs mit Dänemark aufrechterhalten. Die
in den ersten Jahren sehr gemäßigte Linie des Blattes
wurde härter, als ab 1882 der Redakteur und langjährige
Chefredakteur Jens Jessen seine streitbaren Artikel
veröffentlichte, nachdem der Druck auf die nicht-deutsche
Bevölkerung seitens der Regierung immer weiter verstärkt
wurde. Jens Jessen wurde mehrmals verhaftet, er verbrachte
knapp vier Jahre hinter Gittern. Jens Jessen
verstarb am 22.07.1906 im Alter von 52 Jahren.
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