Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info Lucca in
der Toskana Reichtum
durch Seide und Brokat
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Lucca wurde wie viele andere
toskanische Städte schon in vorrömischer Zeit gegründet. Ligurischen
Ursprungs wurde Lucca von den Etruskern auf einer Insel zwischen
den versumpften Armen des Flusses Serchio erweitert. 180 vor
Christus wurde Lucca römische Kolonie Colonia Lucca, in der
56 v. Chr. Julius Cäsar, Pompeius und Crassus ihr Triumvirat
schlossen.
Unter den Goten und Langobarden war die Stadt
Provinzhauptstadt. Zwar verlegten im frühen Mittelalter die
Karolinger den Hauptsitz nach Florenz, was die Bedeutung Luccas
jedoch nicht schmälerte: bedingt durch seine Lage an der Frankenstraße,
die Rom mit den Ländern nördlich der Alpen verband, entwickelte
sich die Stadt zum florierenden Handelszentrum und zur Metropole
der Seidenindustrie. Sie war die wichtigste Stadt in der Toskana
noch vor Florenz und Pisa.
1369 wurde Lucca freie Republik.
Adel und Bürgerschaft regierten die Stadt gemeinsam. Und: die
Stadt konnte sich dauerhaft den Machtansprüchen der Medici entziehen,
denn ...
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Lucca war mit einer 4,2 Kilometer langen, mächtigen Stadtmauer
umgeben, die zwischen 1544 und 1645 aus mehr als 6 Millionen
Ziegelsteinen erbaut wurde und absoluten Schutz bot - auch vor
den Überschwemmungen des Serchio.
Mit einer Höhe von 12 Metern und mit bis zu 15 Metern an der
Basis verbindet der vollkommen erhalten gebliebene Schutzwall
11 wehrhafte Bastionen, die herzförmig aus der Mauer hervorragen.
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Unter Napoleon wurde Lucca vorübergehend Fürstentum. 1847
wurde es Teil des Großherzogtums Toscana und ab 1860 gehörte
es zum vereinten Italien. Heute gilt Lucca als Inbegriff einer
toskanischen Stadt. Der Mauerring ist nun begrünt
und Luccas Flaniermeile: Passeggiata della Mura.
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Wir parken nahe der Tourist-Information und betreten das
historische Stadtzentrum durch die Porta San Pietro.
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Durch
die Via Vittorio Veneto schlendern wir zur Platanen bestandenen
Piazza
Napoleone, die Napoleons Schwester 1799 in französischem Stil
anlegen ließ.
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Die
gesamte Westseite der Piazza Napoleone nimmt der Palazzo della Provincia
ein, der im 16. Jahrhundert erbaut wurde und in dem zeitweilig
Napoleons Schwester Elisa
Baciocchi lebte.
Vor dem Palazzo steht - heute unbenutzt
- die Säule des städtischen Prangers.
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Die Mitte des Platzes schmückt
ein Denkmal
für Maria-Luise von Bourbon-Parma.
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Die
Piazza Napoleone geht nahtlos in die Piazza
del Giglio über mit dem klassizistischen Theater aus dem 18.
Jahrhundert.
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Wir
gehen wenige
Schritte weiter in nördlicher Richtung durch die Via Vittorio Veneto und
erreichen
die Piazza San Michele mit der Lieblingskirche der Bewohner
von Lucca: San
Michele in Foro.
Das Gotteshaus wurde vom 12. bis ins
14. Jahrhundert erbaut und mit Carrara-Marmor verkleidet.
Fünf Säulenreihen zieren das Portal, alle Säule sind unterschiedlich
verziert. Auf der Spitze flankieren zwei Engel den Erzengel
Michael, der einen Drachen niederringt.
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Den
romanischen Innenraum schmückt ein Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert
mit dem Körper Christi, der ohne seitliche Wunden darstellt
ist.
Im
rechten Querschiff findet man das um 1500 entstandene Bild der
vier Heiligen Helena, Hieronymus, Rochus und Sebastian von Filippino
Lippi.
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Am
ersten Seitenaltar auf der rechten Seite ist die weißblaue Terrakotta-Figur
von Andrea della Robbia "Madonna mit dem Kind" sehenswert.
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In
der Corte San Lorenzo nahe der Piazza San Michele finden wir
vor seinem Geburtshaus das Denkmal des weltweit bekannten Komponisten
Giacomo
Puccini, der hier am 22.12.1858 geboren wurde. Im Haus wurde ein kleines Puccini-Museum eingerichtet.
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Die
Basilika San
Frediano stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde dem im Jahr
588 verstorbenen
Bischof von Lucca geweiht.
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Die Fassade ziert ein riesiges Goldmosaik,
das Christus umgeben von zwei Engeln und darunter die 12 Apostel
zeigt.
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Das
Kirchenschiff ist nach Westen ausgerichtet, was für Kirchenbauten
sehr ungewöhnlich ist: Als man den Bau mit der Taufkapelle verband
und die Außenmauern erhöhte, war die mächtige Stadtmauer schon
fertig und genau an der Stelle, an der ursprünglich das Eingangsportal
geplant war.
Deshalb wurde die Planung geändert und der Eingang
auf die Ostseite sowie die Apsis auf die Westseite verlegt.
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Im
Kircheninneren findet man neben einem romanischen Taufbecken
aus dem 12. Jahrhundert und Fresken aus dem 16. Jahrhundert
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auch die von Jacopo della Quercia geschaffenen Grabplatten für
ein Kaufmanns-Ehepaar aus Lucca und dahinter einen Sarkophag
mit den Gebeinen des angelsächsischen Königs
Richard von Wessex, der während einer Pilgerreise im Jahr
722 in Lucca verstarb und hier beigesetzt wurde. |
Die ovale Piazza dell' Anfiteatro
mit ihren vier Zugängen geht auf ein römisches Amphitheater
aus dem 2. Jahrhundert zurück.

Im Mittelalter wurden auf den
Grundmauern der Zuschauertribünen Wohnhäuser erstellt, die inneren
Häuser dieses Ovals wurden dann im 19. Jahrhundert abgerissen.
In den drei- bis sechsstöckigen Bürgerhäusern mit ihren mehr
als 50 Bögen findet man hübsche Geschäfte, Cafes und Restaurants,
weswegen auch der Name Piazza del Mercato gebräuchlich ist.
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Die
in der Via Quarquonia gelegene Franziskanerkirche San
Francesco wurde kurz nach der Heiligsprechung des Franziskus
im Jahr 1228 begonnen. Betreten konnten wir die Kirche
nicht, alle Türen waren verschlossen. Leider reichte unser italienischer
Sprachschatz nicht aus, um den netten Anwohner zu verstehen,
der uns den Grund der Sperrung lautstark gestikulierend über
die Straße zurief.
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Über die Via del Fosso, die am alten Kanal entlang führt, wenden
wir uns wieder dem Zentrum der Altstadt zu.
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In der seitlich gelegenen Via S. Andrea sollte man Casa und
Torre Guinigi aufsuchen. Die Spitze des 42 Meter hohen Backsteinturms
aus dem 14. Jahrhundert ist mit Steineichen bewachsen,
kann bestiegen werden.
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Von
hier oben hat man eine tolle Aussicht auf die
Dächer und Türme von Lucca. |

Während
des Abstiegs sehen wir den Dom von Lucca, der
unser nächstes Ziel ist.
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Der
dreischiffige Duomo
San Martino entstand ab dem 6. Jahrhundert und wurde 1204 fertiggestellt.
Baumeister des mit einer Fassade aus weißem und grünem Marmor
versehenen Kirchenbaus war Guidetto da Como. Der knapp 70 Meter
hohe Glockenturm - unten aus braunen Steinen, oben aus Travertin
- wurde mit Zinnen versehen.
Der angrenzende Bischofspalast
folgte ab dem 8. Jahrhundert, Lucca wurde damals Bischofssitz.
An
der Fassade findet man die Kopie einer Skulptur des Namensgebers,
der auf seinem Pferd sitzend seinen Mantel für einen Bettler
teilt.
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Im
Dom findet man einige kunsthistorische Schätze: neben dem
Original der Skulptur "Der heilige Martin und der Bettler"
- entstanden etwa um 1300, kann man in der Sakristei das sehenswerte,
von Jacopo della Quercia im Jahr 1406 geschaffene
Marmor-Grabmal der Ilaria del Carretto, Ehefrau des Paolo Guinigi,
einer der Herren von Lucca, bewundern.
Hier findet man
auch die weltbekannten Altarbilder "Letztes Abendmahl"
von Tintoretto und "Anbetung der Könige" von Frederico
Zuccaris.
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Im
linken Seitenschiff steht die achteckige Kapelle mit dem Volto
Santo, dem als wundertätig verehrten Heiligen Gesicht, einer
Darstellung Christi an einem Kruzifix aus dem Holz, das der
heilige Nikodemus nach der Kreuzigung Jesu aus einer Libanon-Zeder
geschnitzt haben soll und das 782 nach Lucca gebracht wurde.
Am
13. September jeden Jahres wird Volto Santo in einer Prozession
durch die Altstadt von Lucca getragen.
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 Vom
Dom aus schlendern wir über die Passeggiata della Mura zu unserem
Auto zurück und genießen dabei den Blick auf die Dächer und
Türme der Altstadt von Lucca
Wir wissen zu diesem Zeitpunkt
noch nicht, dass
uns inzwischen die städtische Polizei für uns nicht
nachvollziehbar per "Scheibenwischerbrief" zu einer "Parkgebühr" von 71 Euro
verdonnert hat.
Eigentlich wollten wir dieses Knöllchen
nicht zahlen, weil alle neben uns parkenden Fahrer einheimischer
Fahrzeuge keinen Strafzettel erhielten und der Straßenbereich
nicht als besondere Parkfläche nur für Anwohner
gekennzeichnet war.
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Am
nächsten Tag folgen wir
dann aber dem Rat unserer Gastgeber und zahlen die Strafgebühr notgedrungen
bei der Post in Radicondoli ein, denn wir wollen
auch in den kommenden Jahren durch die Toskana touren und nicht
bei der nächsten Einreise abgegriffen werden...
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Literaturtipp:
Baedeker Allianz Reiseführer
Toskana
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