Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Venlo "Vom
Roermondsepoort zum Stadhuis und zur Joriskerk"
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Wir
erreichen Venlo über die niederländische Autobahn A73
und fahren - da die Parkkosten im Stadtzentrum einheitlich
sind - direkt zum Parkhaus "Roermondsepoort".
Hier steht unser Mondeo deutlich besser als auf den
staubigen und schattenlosen "Open-Air"-Parkplätzen
am Maasufer.
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Vor dem Parkhaus stellen wir fest,
dass in Venlo gewaltig gebaut wird. Die Baugrube des
zwischen
dem Roermondsepoort und der Altstadt entstehenden "Maasboulevard"
hat
unglaubliche Dimensionen und wir fragen uns, wie man
am Ende den Großbagger da wieder heraus bekommt, besonders
weil jenseits der Sperrbetonmauer die Maas fließt...
Aber
raus muss er irgendwann und irgendwie, schließlich soll
der Maasboulevard mit seinen Wohnungen, Cafes, Restaurants,
Geschäften und einem Hotel im
Jahr 2010 eröffnet werden.
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Vom
Roermondsepoort sind es nur wenige Schritte bis zum Anfang
der Vleesstraat, der wir ein kurzes Stück folgen, ...
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um nach unserer langen Anreise erst einmal das niederländische
WC-Häuschen zu testen, das einer Litfaßsäule gleicht
und nur an seiner Beschriftung als stilles Örtchen zu
erkennen ist.
Das Ergebnis?
Die Toilette
ist pikobello sauber! Da zahlt man gerne 50 Cent Kanalbenutzungsgebühr!
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Schräg
gegenüber entdecken wir einen eigenartigen Stuhl, der
uns fast wie ein Narrenthron vorkommt. Ulrike probiert
ihn sofort aus und fühlt sich recht wohl, Einstein jedoch
ist
die riesige Sitzgelegenheit sehr suspekt.
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Wir
verlassen die Vleesstraat und biegen nach links in die
Hoogstraat ein, durch die wir den Kwartelenmarkt erreichen.
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Auf
dem Brunnen des Kwartelenmarktes steht das "Schinkemenke",
das in der linken Hand einen Schinken und in der rechten
Hand ein Schild mit dem Stadtwappen von Venlo hält.
Die 1953 entstandene Brunnenfigur ist eine Persiflage
auf die Venloer Statue "Mann im Harnisch"
aus dem Jahr 1618, die ursprünglich vor dem Rathaus
stand und heute im "Limburgs Museum" aufgestellt ist.
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Hinter
dem Schinkemenke steht
das spätgotische "Romerhuis". Der Name des Patrizierhauses
geht auf die Magistratsfamilie Romer zurück, die es im Jahr 1521
erbauen ließ.
Das Romerhuis ist seit 1925 im
Besitz der "Vereniging Hendrick de Kayser". Die nach dem
1565 in Utrecht geborenen Architekten und führenden
Baumeister des Goldenen Zeitalters Hendrick de Kayser
benannte Stiftung hat inzwischen mehr als 500 historische
Gebäude zwischen Zeeland und Groningen aufgekauft und
renoviert.
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Wir
folgen der Jodenstraat, die diesen Namen schon im 14. Jahrhundert
trug und in der man heute...
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die Bronzestatuen mehrerer Venloer Originale findet:
Neben Pienda Wullum trifft man auf Gerard van den Akker,
der besser unter dem Namen "Marokko" bekannt
war und der quer durch Europa wanderte.
Marokko war
zeitweise Mitglied der Fremdenlegion. Sein Wanderstab
war gespickt mit Nagelschildern seiner vielen Reiseziele
in aller Herren Länder und ist heute im Limburgs Museum
zu sehen.
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In der Nähe von Marokko steht die ebenfalls
von
Hay Mansvelders 1987 geschaffene Statue des Lambert
Francken alias "Baer de Woers". Der 1843 geborene Francken
arbeitete auf dem Müllplatz der Stadt und putzte sich
in seiner Freizeit gerne heraus.
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Die Jodenstraat mündet in
den "Oude Markt", der einst das wirtschaftliche Zentrum
von Venlo war.
Hier steht das moderne "Theater de Maaspoort"
mit dem Kultur- und Kongresszentrum der Stadt, das 1984
von Königin Beatrix eingeweiht wurde.
Vor dem
Theater de Maaspoort steht eine Orpheus-Statue.
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Durch
die Heilige Geeststraat kehren wir wieder in die Vleesstraat zurück...
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und schauen uns die Häuser Nr. 13 und 15 an.
Nicht
wegen der hier ansässigen Filialen von Esprit und Douglas,
sondern wegen der tollen alten Backsteinfassaden im
Neo-Renaissancestil:
Haus Nr. 13
aus dem Jahr 1880 ziert ein Glockengiebel, das rechts
angrenzende Haus Nr. 15 von 1898 verfügt über optisch
auflockernde Natursteinlagen, ist mit Ornamenten verziert
und besitzt einen Treppengiebel mit kleinen Ziertürmchen.
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Zwei
Häuser weiter steht das spätgotische
"Huis Ottenheym", das Mitte des 16. Jahrhunderts
gebaut und 1965 saniert wurde.
Von hier sind es nur
wenige Meter...
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zum Markt von Venlo und dem historischen Stadhuis.
Das
Stadhuis mit seinen beiden unterschiedlichen
Ecktürmen entstand zwischen 1597 und 1601 als Nachfolgebau
des als "Steynen Huys" bekannten ersten Rathauses
der Stadt.
Um die Baukosten zu begrenzen, integrierte
der aus Emmerich stammende Baumeister Willem van Bommel
in seinen Plänen auch Teile des damals vorhandenen ersten
Rathauses.
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Da im 17. Jahrhundert nur die
notwendigsten Unterhaltungsarbeiten durchgeführt wurden,
musste im 18. Jahrhundert mehr Geld für Instandsetzungen
aufgewendet werden. Damals leistete sich der Rat
auch die Goldledertapete von 1734.
Seine reich
verzierte Neurenaissance-Fassade erhielt das Stadhuis im Rahmen einer
umfassenden Renovierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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Die
vorgebauten Treppen und der Balkon darüber wurden 1608
ergänzt.
Einige der Fenster sind mit den Familienwappen
früherer Ratsmitglieder verziert.
Und hier steht
ein weiterer dieser überdimensionalen Stühle...
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Der
linke Turm des Stadhuis von Venlo ist niedriger und
deutlich schmaler als der rechte, die Uhrzeit zeigen
beide, ...
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aber nur der rechte Turm auch bei schlechtem Wetter.
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Zwischen
den beiden Türmen kann man die Köpfe von vier berühmten
Söhnen der Stadt erkennen:
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 Im linken Teil der
Rathaus-Fassade sind die Portraits von Jan van Venlo
(links) und Erycius Puteanus zu sehen.
Jan van Venlo war ein begehrter Glockengießer,
dessen schwerste Glocke 3.700 Kilogramm wog. Werke
von Jan
van Venlo findet man heute u. a. in der St. Martinuskerk
von Maastricht-Wijk. In der Clemenskerk in Nuenen
in Nordbrabant hängt die 1420 kg schwere Maria-Johannes-Glocke
von 1490 und in der St. Remigius-Kirche in Viersen hat
die Marienglocke aus dem Jahr 1506 beide Weltkriege
überstanden.
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Der ebenfalls aus Venlo stammende
Gelehrte und Geschichtsschreiber Erycius Puteanus (1574-1646)
war auch unter dem Namen Errijck de Put bekannt.
Er hatte nach Studiengängen in
Dortrecht und Köln und einer Latein-Professur in Mailand
vier Jahrzehnte einen Lehrstuhl in Leuwen inne. Erycius
Puteanus war nicht nur Rechtsberater von Erzbischof Albert, er
stand auch in Diensten von König Philip IV. von Spanien
und König James I. von England.
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An
der rechten Seite der Stadhuis-Fassade sind Hubert Goltzius
(links) und Jan van
Cleef abgebildet.
Auch der Humanist und Numismatiker Hubert Goltzius (1526-1583)
wurde in Venlo geboren. Er zog später nach Brügge und verfasste ein umfassendes
Numismatisches Compendium der Renaissance.
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Jan van Cleef
(1646-1716) war Maler und ein Schüler von Luigi Primo und Gaspard de Craeyer.
Seine Werke sind in vielen Kirchen
in Flandern und Brabant zu bewundern. Im Rathaus von Gent findet man auch heute noch sein
Gemälde "Empfang von Philipp IV. durch die Provinz Flandern".
Auch im Limburgs Museum, in der Jongerenkerk und der
St. Martinuskerk von Venlo sind Werke von Jan van Cleef
zu sehen.
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Über
die doppelläufige Freitreppe erreicht man den großen
Saal des Rathauses, in dem man sich trauen
lassen kann - wenn man sich traut.
Als wir in
Venlo waren, haben sich welche getraut. Und hatten mit
der malerischen Fassade des Stadhuis eine tolle Kulisse
für die Hochzeitsfotos.
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Den
Markt von Venlo begrenzt eine Reihe schöner Gebäude,
in denen sich überwiegend gastronomische Betriebe angesiedelt
haben wie das "Cafe Central", ...
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deren Straßencafes und -restaurants um die Mittagszeit
gut besucht sind.
Wir genehmigen uns vor dem
"Lindenboom" einen Kaffee und spazieren dann...
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durch die Sint Jorisstraat zur St. Joriskerk, deren
ältester Teil der spätgotische Chor ist, der von der bereits im 14. Jahrhundert
hier stehenden Sint Jorisgasthuiskapel stammt.
Diese Kapelle wurde zwischen 1411 und 1430 durch
die St. Joriskerk ersetzt. 1632 übertrug Prinz Frederik
Hendrik die Kirche der
Reformierten Gemeinde, die das Gotteshaus von 1718
bis 1719 durch den Dordrechter Baumeister Pleun de Bolnes
auf die heutige Größe erweitern ließ. Da
die St. Joriskerk verschlossen ist, ...
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biegen wir in die Groote Kerkstraat ein. Das
"Huize Schreurs" in der Groote Kerkstraat Nr. 19-21 stammt
aus dem Jahr 1588 und wurde vermutlich von dem Venloer
Bürgermeister Vogelsanck errichtet, weshalb das Renaissance-Gebäude
auch "Vogelsanck-Huis" genannt wird.
Auch
das Huize Schreurs
ist im Besitz der Verenigung Hendrick de Keyser, die
das Gebäude 1993 komplett renovieren ließ.
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An
der Fassade findet man neben einem Allianzwappen...
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maskengeschmückte Kragsteine und auf beiden Seiten des
Giebels ein Brustbild.
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Wir
folgen der Groote Kerkstraat...
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bis zur Einmündung der Kleinen Kerkstraat. Hier steht
das "Oude Weeshuis" aus dem Jahr 1611.
Das "Alte
Waisenhaus" der Stadt wurde von 1611 bis 1619 als
Lateinschule genutzt, von 1680 bis 1883 besuchten hier
die Venloer Schüler das Stadskollegie. Anschließend
war das im Gelderschen Renaissancestil errichtete Gebäude
Teil des Venloer Waisenhauses.
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Das Oude Weeshuis
ist nach
Romerhuis, Huize Schroers und Stadhuis das viertälteste
Gebäude von Venlo. Das auch "Ald Weishoês" genannte
Gebäude wird heute als Jugendzentrum
genutzt.
Über der mit einem Wappen verzierten
Eingangstür erkennt man die Statue "Mutter mit
Kind" des niederländischen Künstlers Hildebrand Lucien
Krop (1884-1970), der als Stadtbildhauer von
Amsterdam bekannt wurde.
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