Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Venlo "Zum
Rosarium und durch die Paradestraat weiter zum Koninginneplein"
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Am
Mag. Nolensplein beginnt mit der Geldersepoort
die von deutschen Tagesbesuchern so beliebte Venloer
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in der man auch "Die 2
Brüder von Venlo" findet, bei denen wir schon vor mehr
als 20 Jahren zum ersten Mal Butter, Käse und Schokolade
billig - weil zollfrei - eingekauft haben.
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Die
größte Auswahl an holländischem Käse bietet derzeit
wohl der Käsestand direkt am Mag. Nolensplein, den wir
nun überqueren, ...
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um uns in der St. Martinusstraat
das "Huize St. Lucia" von 1890 anzusehen.
Das
weiße, neoklassizistische Gebäude mit einem auf Säulen ruhenden Balkon sowie
Stuckverzierungen am Giebel und über den großen Fenstern
steht unter Denkmalschutz.
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Wir
biegen nach links in die nach einem Roermonder Bischof
benannte Mag. Boermansstraat ein, auf deren rechter
Straßenseite ein Torbogen zum Rosarium führt.
Dieser
Park mit einer Vielzahl seltener Rosensorten von "Dame
de Coeur" über "Heidetraum" und "Duftzauber" bis hin zu "Rosa
Santana" wurde nach dem 1. Weltkrieg angelegt und 1929
eröffnet. Das Rosarium wird von den Anwohnern gepflegt.
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Vor
dem kleinen Teich mit den Wasserspielen von Harr Scheffer
ragt die Bronzestatue "Bevrijdingsmonument"
in die Höhe, die von dem
Bildhauer Peter Roovers im Jahr 1968 zur Erinnerung an die Befreiung
und die zwischen
1940 und 1945 verstorbenen Bürger von Venlo geschaffen
wurde.
Der in Rotterdam geborene Peter Roovers
studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Rotterdam
und an der Ecole des Beaux Arts in Paris und war Schüler
von Auguste Rodin. Er schuf neben vielen Kriegsdenkmälern
auch ein Denkmal zur Kanalisierung der Maas und das
Nationaldenkmal "De Nederlandse Maagd". Er
lebte und arbeitete in dem von ihm selbst renovierten
Kasteel von Heijen im niederländischen Gennep, wo er
1993 auch verstarb.
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Geht
man vom Rosarium durch die Loohofstraat mit dem Jugendstilgebäude
"De Looihof" aus dem Jahr 1927, ...
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dann erreicht man die spätgotische Jongerenkerk von
1617. Die Kirche hieß früher Minderbroederskerk und
gehörte ursprünglich zu dem Anfang des 20. Jahrhunderts
zerstörten Franziskanerkloster.
Die Minderbroederskerk
alias Jongerenkerk wurde im 2. Weltkrieg stark
beschädigt und 1950 renoviert. Der zweitürige Westeingang
stammt aus dem Barock.
Da die Kirche verschlossen
ist...
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spazieren wir weiter in die Paradestraat. Hier in der
"Parade" findet
man jede Menge Straßencafes und Bars.
Wir entscheiden
uns für einen Platz an der Sonne vor der Brasserie De Fiscus,
bestellen uns Salatteller und Beef Stroganoff
und werden nicht enttäuscht.
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Früher
floss hier ein Bach, den man mit der Straße "Groote
Beik" überbaute. Während der Zugehörigkeit zu Frankreich
Ende des 18. Jahrhunderts wurden auf der Groote
Beik regelmäßig
Militärparaden abgehalten, was zum heutigen Namen "Parade"
führte.
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Gestärkt
und ausgeruht bummeln wir nun durch die Klaasstraat
und die Niewstraat...
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zur Klosterkapelle Domani, die im
Jahr 1416 geweiht und 1785 erweitert wurde. Ende
des 18. Jahrhunderts wurden Kapelle und Kloster
von den Franzosen beschlagnahmt, danach kamen sie in
private Hände. Im 2. Weltkrieg wurde das Kloster
zerstört und die Klosterkapelle beschädigt. Nach dem
Krieg errichteten die Dominikaner auf den mittelalterlichen
Fundamenten ein neues Kloster und renovierten Domani.
Anfang 2005 gaben sie das Kloster
und Domani auf und verkauften beide an die "Woningstichting Venlo-Blerick",
die das Kloster zu einem Hospiz umbaute. Domani wurde
zu einem sakralen Veranstaltungsort "Podium für
Morgen" umgewandelt und wird nun für Konzerte,
Empfänge und Hochzeiten genutzt. Besichtigen
können wir das Kircheninnere wegen einer Trauung nicht,
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für die der Mönch vor dem Eingang um Stille bittet.
Die
Statue wurde 1997 von dem aus Venlo stammenden Künstler
Ger Janssen geschaffen. Ger Janssen besuchte von 1972
bis 1977 die Kunstakademie in Maastricht und arbeitete
als Illustrator und Porträtist, bevor er ab 1997 Bronze-Skulpturen
schuf.
Neben dem Mönch findet man an der ehemaligen
Klosterkapelle Domani weitere Werke von Ger Janssen,
man muss nur um die Ecke...
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in die "Keizerstraatje" gehen, die im Volksmund "Floddergats" genannt
wird und deren offizieller Name erinnert daran, dass
Kaiser Napoleon Bonaparte bei seinem Besuch hier durchspazierte.
Die Floddergats
wird von einem Zaun begrenzt, der nicht nur mit Schildern verziert
ist, auf denen man Sinnsprüche findet wie "Ein Morgenregen und
ein Altweibertanz dauern nicht lang", ...
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hier findet man auch die "Köpkes", die Köpfe
von Venloer Charakteren wie die hier abgebildeten "Jeneverkoeët"...
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und "Gladjanus", aber auch den "Höllewölle", den "Prazelmuts" und den "Bäökmoel"...
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und sogar Kleider tragende Tiere.
Übrigens: Miniaturausgaben
der originellen und sehenswerten "Köpkes" werden im Tourismusbüro
gegenüber von Domani
in der Niewstraat zum Kauf angeboten.
Wir brauchen
sehr lange, um an diesem Zaun vorbei zu kommen,
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werfen nur einen kurzen Blick in die abzweigende Ursulastraatje...
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und erreichen am Ende der Keizerstraatje den Eingang zum ehemaligen Dominikanerklostergarten...
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sowie die Straße Keulsepoort, die als Fortsetzung der Parade
zum Koninginneplein führt.
Die breite Straße
wird von der Statue "Heiliges Herz" beherrscht,
die der aus Wageningen stammende Bildhauer August Falize
im Jahr 1921 geschaffen hat.
August Falize war viele
Jahre Dozent an der Königlichen Schule für Bildende
Künste in Den Bosch.
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Über
dem Eingang des Postkantoors direkt daneben, das 1938 nach
Plänen des Reichsbaumeisters Hoekstra errichtet wurde
und dessen
Kleinausgabe in der Miniaturstadt Madurodam zu sehen
ist,
prangt in weißem Naturstein das Wappen
der Niederlande mit den drei Löwen und dem Schriftzug
"Je Maintiendrai" - "Ich werde standhalten".
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Dieser Wahlspruch geht auf Prinz Wilhelm von Oranien
zurück und wurde von dessen Nachkommen weiterbenutzt.
Im Jahr 1813 wurden Wappen und Wahlspruch zum niederländischen
Staatswappen, das 1908 auch vom Königshaus übernommen
wurde. "Je Maintiendrai" wurde auch zum Motto
des niederländischen Widerstandes während der Nazi-Zeit.
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Wir
biegen nach links in die Nassaustraat ein und erreichen
durch die Keullerstraat das "Museum Van Bommel Van Dam"
an der Straße Deken
van Oppensingel 8. Das städtische Museum für
moderne Kunst zeigt überwiegend expressionistische Werke
aus der Nachkriegszeit und entstand 1971 aus der mehr
als 1200 Gemälde und Skulpturen umfassenden Kunstsammlung
des Ehepaares Reina und Maarten Van Bommel Van Dam,
die diese der Gemeinde Venlo schenkten.
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Die davor
stehende Skulptur "Doppelter Knoten" aus dem
Jahr 1971 stammt von Sjinkichi Tajiri.
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An
das Museum Van Bommel Van Dam grenzt der über 7 Hektar
große Julianapark, in dem neben vielen anderen Skulpturen
das Werk "De Muze" (die Muse) des in Maastricht
wohnenden Bildhauers Han van Wetering aus dem Jahr 1992
steht.
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Der
Julianapark mit seinem alten Baumbestand, weitläufigen
Rasenflächen und Resten der ehemaligen Stadtbefestigung
wurde nach dem 2. Weltkrieg auf dem Gelände der
Köln-Mindener-Eisenbahn-Gesellschaft angelegt und Anfang des 21. Jahrhunderts
als Kunstpark gestaltet.
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Wir
folgen dem Deken
van Oppensingel und treffen kurz vor der Einmündung
in die Keulsepoort auf die Skulptur "Valuas und Guntrund"
von Hay Mansvelders aus dem Jahr 1999. Mehrere Statuen
des Künstlers haben wir ja schon in der Jodenstraat
bewundert.
Das Paar wurde ursprünglich
bei Prozessionen als Goliath und dessen
Frau darstellende Riesenpuppen durch die Straßen von Venlo getragen, bis der Bischof
von Roermond diese nichtchristlichen Figuren verbot.
Da die Venloer ihre Puppen aber keinesfalls aufgeben
wollten, tauften Sie diese einfach in Valuas und Guntrund
um und teilten dem Bischof mit, die beiden seien Valuas
und Guntrund, die Gründer von Venlo, und könnten deswegen
nicht aus der Stadt verbannt werden. Die List funktionierte!
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Wenige
Meter weiter blieb eine Tankstelle aus dem Jahr 1933
erhalten - die älteste
noch erhaltene Tankstelle der Niederlande - allerdings heute ohne Tanks
und ohne Zapfsäulen.
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Direkt
nebenan ragt, ebenfalls an den Julianapark angrenzend
und Teil des "Museumsboulevards", die nach den Plänen
von Jeanne Dekkers errichtete hypermoderne Glas-
und Backsteinfassade des Limburgs Museum" in den blauen
Himmel. Das im Jahr 2000 eingeweihte Limburgs
Museum an der Keulsepoort 5 zeigt mit seinen teilweise
auch interaktiven
Themenausstellungen die Geschichte der Region Limburg
und ihrer Bewohner auf. Es vermittelt die Lebensweise
der ursprünglich als Jäger das Land durchstreifenden
Einwohner, die später sesshaft wurden und begannen,
von der Landwirtschaft zu leben, informiert über die
mittelalterliche Zeit der Ritter und Leibeigenen und
spannt den Bogen über die Gründung der Provinz Limburg
bis in die Neuzeit. Neben den Themenausstellungen
organisiert das Limburgs Museum jedes Jahr auch mehrere
Wechselausstellungen, bis Ende September 2008 beispielsweise
"Neandertaler in Europa".
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Venlos
Bahnhof am Koninginneplein direkt gegenüber von Limburgs
Museum wurde von dem aus Utrecht stammenden Architekten und
"Bahnhofsbauer" Koen
van der Gaast entworfen. Es war nach dem Bahnhof von Eindhoven van der Gaasts
zweites Empfangsgebäude, bei dessen Planung er eine
Besonderheit berücksichtigten wollte: Der Bahnhof von
Venlo war ein bedeutender Grenzbahnhof, der eine Visitenkarte
nicht nur für Venlo sondern für die gesamten Niederlande
sein sollte - und wurde.
Weitere von Koen van
Gaast entworfene Empfangsgebäude findet man u.a. in Amsterdam, Leiden, Middelburg, Almelo
und Schipol.
Wie
eng die Welt zusammengerückt ist, kann man vor oder
im Bahnhof von Venlo täglich neu erleben: Hier dringen
neben niederländischen auch deutsche, französische,
englische und für uns unverständliche asiatische Wortfetzen
ans Ohr und uns wird deutlich, dass Venlos Besucher
genauso multikulturell sind wie seine Bewohner.
Ob diese aber
auch so tolerant sind wie die Niederländer???
Misschien.
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