Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Wernigerode "Von
der Liebfrauenkirche zum Schloss"
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Nach
der tollen Aussicht vom Turm der Liebfrauenkirche schauen
wir uns nun noch auf dem Liebfrauenkirchhof um, bevor
wir zum Schloss von Wernigerode spazieren.
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Auch
hier sieht man überwiegend schön renovierte Fachwerkhäuser,
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zwischen denen das eine oder andere Steinhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
steht.
Nach dem
großen Stadtbrand von 1751 wurden vielfach die Brandmauern
verstärkt und einige der entstandenen Baulücken mit
Steinhäusern geschlossen, um die Gefahr von Großbränden
zu reduzieren.
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Am
Liebfrauenkirchhof von Wernigerode steht auch das Geburtshaus
des Chemikers Martin Heinrich Klaproth, der hier am 01.12.1743
das Licht der Welt erblickte.
Martin Heinrich Klaproth
war einer der angesehensten Chemiker seiner Zeit und
entdeckte u. a. die Elemente Uran, Titan und Strontium.
Er verstarb am 1. Januar 1817 in Berlin
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Wir
verlassen nun den Liebfrauenkirchhof und folgen der
Burgstraße. An der Kreuzung mit der Straße Am Vorwerk
überrascht uns, dass das Robert
Koch-Institut seit 1945 hier in Wernigerode eine Außenstelle hat.
Der
Gebäudekomplex ist ein Mix aus Labor-Neubauten und sanierten,
unter Denkmalschutz stehenden Altbauten und wurde im
August 2003 eingeweiht. Hier erforschen mehr als 80
Wissenschaftler
bakterielle Infektionskrankheiten und suchen nach Möglichkeiten
zur Bekämpfung der Erreger.
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Von
der ursprünglichen Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert
findet man heute nur noch einige - teilweise renovierte
- Reste, die vom Ende der Burgstraße entlang der Straße
Burgberg verlaufen. Hinter dem Wallgraben erheben sich
die begehbare Stadtmauer und ein rekonstruierter Befestigungsturm.
Von den insgesamt 30 Türmen der Stadtbefestigung konnte
das Vorfeld leicht beobachtet und wirksam verteidigt
werden.
Eigentümlich war und ist die Form dieser
Wehrtürme: auf der Grabenseite halbrund, auf der Innenseite
jedoch offen. Den Erbauern wird manchmal die Absicht
unterstellt, so die Einsatzbereitschaft der Stadtwachen
zu sichern, weil in den zur Stadt hin offenen Türmen
niemand unbemerkt ein Schläfchen halten konnte.
Der wahre
Grund für diese Halbschalen-Bauweise war aber die Tatsache,
dass diese Türme im Fall einer Eroberung nicht als Bastion
gegen die Stadt verwendet werden konnten. Die niedrigeren
Baukosten dürften ebenfalls zu dieser Bauweise geführt
haben.
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An
der Straße Am Vorwerk entdecken wir eine interessante
neuzeitliche Skulptur: "Graf Adalbert" wurde
im Jahr 2004 von Professor Karl Oppermann
geschaffen.
Ein Jahr zuvor wurde dem 1930 in Wernigerode
geborenen Schriftsteller und langjährigen Professor für Malerei
an der Hochschule der Künste in Berlin der Wernigeröder
Kunstpreis
verliehen.
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Hier
Am
Vorwerk sehen wir nicht nur, dass wir unserem Etappenziel
auf dem Agnesberg schon ein ganzes Stück näher gekommen sind, ...
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wir sehen auch einen zweiten Halbschalenturm, ...
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an dem die ungewöhnliche Bauart weitaus besser zu sehen
und vor allem besser zu fotografieren ist, als dies bei seinem Halbschalenturm-Kollegen
am Burgberg der Fall war.
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Wir
folgen nun der Lindenallee und erreichen kurz vor dem
Lustgarten den Kreisverkehr mit dem von Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode
gestifteten Kriegerdenkmal für
die im Deutschen Krieg 1866 gefallenen Söhne der Grafschaft Wernigerode.
Damals rangen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft
im Deutschen Bund.
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In
unmittelbarer Nähe erinnert ein weiteres Kriegerdenkmal an
die während des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr
1870 gefallenen Wernigeröder Soldaten.
Napoleon III.
erklärte damals wegen eines Streites um die spanische
Erbfolge dem Norddeutschen Bund den Krieg, musste 1871
kapitulieren und Elsass / Lothringen abtreten.
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Die
oberhalb des Kriegerdenkmals im Lustgarten liegende
Orangerie entstand unter Christian Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode
um 1730 als Barockbau.
Hier überwinterten die in den
Sommermonaten im Lustgarten stehenden Zitrusgewächse.
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Nachdem man
1787
alle subtropischen Kübelpflanzen verkauft hatte, wurde
die Orangerie bis in das Jahr 1826 nur noch sporadisch
als Sommerresidenz und für Konzerte genutzt. Danach
wurde das Gebäude als öffentlich zugängliche
fürstliche Bibliothek genutzt; seit
1990 ist hier das Landeshauptarchiv von Sachsen-Anhalt
untergebracht.
Der zuvor in französischem Stil
angelegte Lustgarten wurde in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts in eine englische Parklandschaft
umgestaltet.
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Über
dem mittleren Rundbogen der Orangerie zeigt ein Relief zwei
Grazien, die neben Blumenkorb und Füllhorn auch die
gräflichen Wappen halten.
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Das
ehemalige
Palmenhaus im Lustgarten wurde 1873 südwestlich der
ehemaligen Orangerie errichtet, allerdings nur bis 1913
auch als solches genutzt. Das Gebäude
wurde damals zum Archiv umgebaut.
Das ehemalige Palmenhaus
wurde 1944 bei
einem Bombenangriff schwer beschädigt und ist heute
nur noch eine Ruine.
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Bereits
im 18. Jahrhundert war der Lustgarten von einer
Mauer umschlossen, der Zugang zum Garten ist heute wie
damals durch das auf der dem Schloss zugewandten Seite
durch das Löwentor möglich.
Das Tor mit den beiden mächtigen,
Wappen haltenden Löwen wurde wie das Palmenhaus und
der gesamte Lustgarten 1944 schwer beschädigt und 1951 wieder Instand gesetzt.
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Es gibt
mehrere
Möglichkeiten, das Schloss von Wernigerode zu erreichen: Die kürzeste Route folgt der unterhalb
des Löwentores einmündenden Straße "Im Rosenwinkel".
Die bequemste Art ist eine Fahrt mit der Wernigeröder
Schlossbahn, in die man nahe dem Krummelschen Haus in
der Breite Straße einsteigen kann. Alternativ kann man
auch die Pferdekutsche ab der Blumenuhr am Schiefen
Haus nehmen.
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Wir entscheiden
uns für einen etwas längeren Fußweg und folgen der Straße
"Am Lustgarten", um uns unterwegs den ehemaligen
gräflichen Marstall...
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und das gräfliche Spielhaus unterhalb des Schlosses
anzusehen, in dem die Kinder der Grafenfamilie und die
der Gäste bei höfischen Festen betreut
wurden.
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Dem
eigentlichen Schlossbereich vorgelagert ist die ehemalige
Bastion, die im frühen 16. Jahrhundert entstand und
die später zu Gesindehäusern umgebaut wurde.
Von
hier sind es nur noch wenige Meter...
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bis zum Eingangstor mit
dem gräflichen Wappen, das zwei Forellen darstellt.
Rechts
vom Tor befindet sich das ehemalige Torhaus, dahinter
liegt...
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der Bäckerhof, von dem aus man - vorbei am Hausmanns-
oder Schusterturm - den Eingang zum Schlossgang erreicht.
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Durch
diesen Gang und über die nachfolgenden Treppen der Schlossterrassen
kommen wir...
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zum beeindruckenden Hauptportal von Schloss Wernigerode.
Eine
kleine Burg stand hier bereits im 12. Jahrhundert,
eine erste große Erweiterung wurde von Heinrich Graf
zu Stolberg-Wernigerode um 1495 beauftragt. Nach
Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg ließ Graf Ernst die Burganlage um
1675 renovieren, erweitern und in ein
Barockschloss umbauen.
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Sein heutiges Aussehen erhielt
das Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
unter Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode, der es durch
den Architekten Karl Frühling in einer über zwanzigjährigen
Bauzeit zu einem Repräsentationsschloss umbauen ließ.
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Der
Innenhof
von Schloss Wernigerode überrascht uns sowohl mit seiner
Größe als auch mit den tollen Fassaden aus ganz unterschiedlichen
Epochen.
An den von Efeu umrankten, hofseitigen Treppenturm
grenzt der Hofstuben-
oder Festsaalbau und das rechtwinklig dazu stehende Holzhaus,
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...deren
Fassaden mit wunderschönen Schnitzereien
verziert sind.
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Über
die Freitreppe erreicht man den Eingang zur Schlosskirche
und den Zugang zum hoch aufragenden Bergfried.
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Das
jüngste Gebäude ist das Sommerhaus auf der Ostseite
des Innenhofes.
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Es
ist mit Wappen verziert und zeigt mit den Buchstaben
EGZSTWH über einem der Fenster die Initialen des Bauherren Ernst
Graf zu Stolberg-Wernigerode.
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Natürlich
sind auch die Innenräume des Schlosses zu
besichtigen. Ein Rundgang durch die Schlosskirche St.
Pantaleon, das Billardzimmer, die Große Halle, den Rauchsalon, die Alte und Neue Bibliothek, die Gemächer
des Fürstenpaares und vor allem eine Besichtigung des
Festsaales, der Henrichskammern und der Königszimmer
lohnen die Eintrittsgebühr von 5 Euro allemal.
Empfehlenswert
ist auch das Ausleihen eines der für 2,50 Euro angebotenen Audio-Guide-Systeme
mit detaillierten Beschreibungen der einzelnen Gebäudeteile
und Räume.
Leider herrscht in den Innenräumen ein absolutes Film-
und Fotografier-Verbot, an das wir uns selbstverständlich
gehalten haben.
Wer will schon vor einer
der schweren Kanonen enden...
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Nach
unserem Rundgang durch Schloss Wernigerode kehren wir
zum Hauptportal zurück, ...
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um uns noch die vorgelagerte, gepflegte Schloss-Terrasse
anzusehen, ...
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von der wir noch lange den Ausblick
auf die Dächer der
Stadt mit der Liebfrauenkirche im Vordergrund und der Sylvstrikirche
im Zentrum genießen.
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