Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Wernigerode "Vom
Markt durch das Heideviertel zur Johanniskirche"
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Wir
verlassen den Marktplatz von Wernigerode und biegen
in die Westernstraße ein, die mit ihrer Fußgängerzone
quasi eine Fortsetzung der Breite Straße bildet und
die derzeit eine neue Pflasterung erhält.
Auch
hier findet man Straßencafés, jede Menge Einkaufsmöglichkeiten...
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und an der Fassade von Paul Jüttners Buchhandlung ein Glockenspiel,
das im Dezember 2006 installiert wurde und dessen achtzehn computergesteuerte
Glocken täglich um 12, 15 und 17 Uhr
erklingen. Das Repertoire des Spielwerks soll aus Tausend
Titeln bestehen.
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Nicht alles, was man in
der Westernstraße sieht, darf auch angefasst werden: Das
Schild "Bitte
nicht berühren!" ist eindeutig.
Was sich aber
eigentlich von
selbst versteht, denn man stört einfach keine Dame bei
ihrem Wannenbad...
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Es
überrascht uns, dass Wernigerode über eine Spielbank
verfügt.
Es überrascht uns nicht, dass diese Spielbank in einem
alten Fachwerkhaus untergebracht ist. Wo auch sonst?
Wir haben bisher kein modernes Gebäude in der Wernigeröder
Altstadt gesehen. Zum Glück!
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Was
wir aber gesehen haben: Mehrere Kanaldeckel der Belastungsklasse
D400 zeigen das Stadtwappen. Der
Wernigeröder Stadtsäckel muss recht gut gefüllt sein...
Es gibt Städte, die schon mit der Beschaffung
von Standard-Kanaldeckeln Probleme haben. Aber die haben möglicherweise
auch keine Großbrauerei innerhalb ihrer Stadtgrenzen...
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Wir
passieren die
Einmündung der Hinterstraße in die Westernstraße, wo
uns ein alter DDR- Kleinlastwagen des Typs "Framo
V901" überrascht, der hervorragend
zu dem alten Pflaster und den Fachwerkfassaden passt.
Wenn jetzt noch die Nylon- und Trevira-Kleidung der
Passanten und die modernen Blechkarossen ...
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So
schön die alten Fachwerkhäuser anzusehen sind, für die Eigentümer
ist der Unterhaltungsaufwand sicherlich nicht unerheblich.
Die beauftragten Instandsetzungs-Firmen kann's
freuen, besonders weil diese Fachwerkhaus-Baustelle in
der Hinterstraße bei weitem nicht die einzige auf unserem Stadtrundgang ist.
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Mit
dem Ende der Westernstraße
erreichen wir auch das Wernigeröder Gymnasium, dessen erste Schulordnung bereits 1644 gedruckt wurde
und das heute zu Ehren des großen deutschen Schriftstellers
den Namen "Gerhart Hauptmann Gymnasium" trägt.
Das
heutige Schulgebäude entstand in den Jahren 1870 und
1871, zwanzig Jahre später hieß die Schule "Fürstlich Stolbergisches Gymnasium",
1929 nannte man die Lehranstalt "Städtisches-Fürst-Otto-Gymnasium".
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Das
Wappen des Grafen Otto von Stolberg-Wernigerode aus dem Jahr
1871 über dem Eingangsportal erinnert an den Mäzen und
das Einweihungsjahr der neuen Schule.
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Schräg
gegenüber steht der 42 Meter hohe Westerntorturm. Genauer
gesagt steht hier der Hauptturm des 1356 erstmals urkundlich
nachgewiesenen Westerntorturmes, denn das Vortor und die
Zwingeranlage wurden
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen.
Früher
war hier das Bürgergefängnis untergebracht, zudem
wurde hier tagsüber auch der Wegezoll kassiert. Nachts
wurde der Zugang zur Stadt zur Sicherheit der Bürger
verschlossen.
Heute steht Wernigerode interessierten
Besuchern auch in der Nacht offen und den Wegezoll kassieren
inzwischen - wie überall - die Übernachtungsbetriebe
in Form einer - in Wernigerode akzeptablen - Fremdenverkehrsabgabe.
An einem alten Brauchtum hält man aber - zu recht
- immer noch fest: Straffällig gewordene Bürger und Besucher
werden auch heute noch inhaftiert. Nur nicht mehr im
Westerntorturm.
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Wir
folgen der Ringstraße in nördlicher Richtung und biegen
in Höhe des Bahnhofes Westerntor nach rechts ins Heideviertel
von Wernigerode ab.
Hier lebten früher die Tagelöhner,
das Dienstpersonal und kleine Handwerker, die im Erdgeschoss
ihrer als "Buden" bezeichneten kleinen Häuschen
arbeiteten und im Obergeschoss wohnten.
Die
meisten dieser Häuschen wurden bei dem großen Stadtbrand
des Jahres 1847 ein Raub der Flammen.
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Von
dem Feuer verschont blieben einige wenige Häuser in
der Hinterstraße...
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und der Ständerbau, der lange Zeit als das älteste Haus
der Stadt galt. Durch neuartige Untersuchungen
des verbauten Holzes konnte inzwischen das tatsächliche Baujahr auf
1546
datiert werden.
Als Ständerbau wird das Haus
bezeichnet, weil dessen senkrechte Pfosten vom Boden bis
unter die Dachbalken durchlaufen und die Querträger
nicht aufliegen sondern eingezapft sind.
Das Haus wird derzeit renoviert
und ist deswegen nicht zugänglich.
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In
der Gabelung zwischen Hinter- und Mittelstraße wurde
1998 bei Straßenarbeiten ein über 500 Jahre alter Brunnen
wieder freigelegt, neu eingefasst und die Brunnenhaube
rekonstruiert.
Zusammen mit dem Kopfsteinpflaster
und den alten Fachwerkfassaden ist so eine sehenswerte
Komposition entstanden, deren Flair kein Foto und keine
Kamera wirklich einfangen kann; das muss man sich einfach
vor Ort mit eigenen Augen ansehen.
Was sich
ebenso lohnt wie unser weiterer Weg durch das Viertel: Wir
folgen der Hinterstraße, gehen durch die Heidestraße
und biegen dann in die Mittelstraße ab, ...
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um hinter dem Nicolaiplatz in die Albert-Bartels-Straße
einzubiegen und vorbei an der alten Schloss-Apotheke,
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... dem modernen - es gibt am Rande
der Altstadt von Wernigerode tatsächlich moderne Gebäude
- Harzer Kultur- und Kongresshotel in
der Pfarrstraße...
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und entlang des Johanniskirchwegs die Grüne Straße mit
dem Haus der Diakonie "Zum guten Hirten"
zu erreichen, ...
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dessen Namensgeber an der Fassade des Obergeschosses dargestellt ist.
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Auch
in der Grüne
Straße findet man hübsche, gepflegte Fachwerkhäuser,
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die vom romanischen Turm der St. Johanniskirche überragt
werden.
St. Johannis wurde für die Bewohner der
wachsenden Wernigeröder Neustadt errichtet und durch
Bischof Volrad aus Halberstadt im Jahr 1279 geweiht.
Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus
umgebaut und um den gotischen Chor erweitert.
Zwischen
1864 und 1885 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten
notwendig.
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Wir
betreten die St. Johanniskirche durch das Portalhaus,
das 1885 mit alten Materialien neu errichtet werden
musste und das mit einer Skulptur von Johannes dem Täufer
geschmückt ist.
Die Statue wurde von dem Wernigeröder Holzbildhauer
Karl-Heinz Ziomek im Jahr 1983 geschaffen
und ersetzte...
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das vorher hier angebrachte und über 500 Jahre alte Original
"Johannes der Täufer", das nun konserviert und
witterungsgeschützt im Innenraum an der Südwand des
Chors zu sehen ist.
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Das
Innere der St. Johanniskirche und ganz besonders das
Hauptschiff erscheint uns sehr dunkel, was vielleicht
auf die ungewöhnliche Tonnendecke zurückzuführen ist,
die fensterlos und mit dunklem Holz ausgekleidet ist
und so einem Kopf stehenden, beplankten Schiffsrumpf
gleicht.
Konträr dazu wirkt der von hohen Glasfenstern
umgebene Chor lichtdurchflutet und weit.
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Im
Zentrum des Chors glänzt ein unglaublich detailliert
geschnitzter gotischer Flügelaltar unbekannter Künstler
aus dem frühen 15. Jahrhundert, der anlässlich
der Verleihung des Stadtrechtes vom letzten Grafen zu
Wernigerode im Jahr 1410 gestiftet wurde.
Auf
der Festtagsseite des Klappaltars gruppieren sich um
Maria mit dem Kind in der Mitte Darstellungen aus dem
Leben Jesu, die Sonntagsseite zeigt Taufe, Beschneidung
und Anbetung Jesu sowie Marias Himmelfahrt.
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Die Renaissance-Kanzel
entstand um 1610 und zeigt in ihren Verzierungen Christus als
Erlöser umgeben von den vier Evangelisten.
Hinter
der Kanzel hängt an der linken Chorwand ein um 1500 geschaffenes
Kruzifix.
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An
der Tür des Kanzelaufgangs findet man geschnitzte Abbildungen
von Martin Luther (oben) und Philipp Melanchthon.
Wir
haben die beiden Reformatoren schon einmal gemeinsam
dargestellt gesehen: auf dem Lutherdenkmal
in Worms.
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Der
Taufstein der St. Johanniskirche entstand im Jahr 1569
aus Buntsandstein und hat Seltenheitswert: Auch er zeigt neben anderen Verzierungen ein Bildnis
von Martin Luther.
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Die
große Ladegast-Orgel
auf der Empore an der Turmseite wurde 1885 gebaut und 1991
von der Potsdamer Orgelbau-Werkstatt Schuke renoviert.
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Durch
den Torbogen
am Johanniskirchhof gehen wir nun noch zu dem davor
liegenden...
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Neuen Markt,
dem ehemaligen Marktplatz der Neustadt, der bereits
1397 erstmals urkundlich
erwähnt und als Bauernmarkt genutzt wurde, auf dem überwiegend
landwirtschaftliche
Erzeugnisse angeboten wurden.
Hier finden wir
ganz überraschend einen kleinen Kobold aus dem Pfälzer Wald: Ein Elwedritsche-Weibchen
siedelte sich um die Jahrtausendwende von Neustadt an der Weinstraße kommend
in Wernigerode an und fühlt sich seitdem in der Bunten
Stadt am Harz so wohl, dass es sich sogar bei Tageslicht
ganz offen zeigt
und...
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inzwischen auch für Elwedritsche-Nachwuchs gesorgt hat. Noch zögert
das Elwedritsche-Baby, sein Ei zu verlassen, aber es
kann nicht mehr lange dauern, dann wird es - wenn es
nicht vollkommen aus der Art schlägt - bei den Einwohnern
am Neuen Markt für einige Aufregung sorgen. Es
soll Pfälzer geben, die durch die Streiche und Possen
der Elwedritsche schier wahnsinnig wurden...
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unn vielleicht
geht wege denne Elwedritscher aach in de Palz de Parrer mit de Peif
in die Kerch...
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