Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Wernigerode "Vom
Markt zur Sylvestrikirche und in die Marktstraße"
|
|
|
Wir
verlassen den Marktplatz durch den zwischen Rathaus
und Gothischem Haus verlaufenden "Klint"...
|
...
und erreichen nach wenigen Metern das Harz-Museum.
In
dem klassizistischen Gebäude aus dem Jahr 1827 ist neben
dem eigentlichen Harz-Museum - das nicht nur den Ratsschatz
und Exponate zur Stadtgeschichte zeigt sondern auch
anhand von Fossilien und Gesteinen die Naturgeschichte
des Harzes vermittelt - auch die
Stadtbibliothek und die 1868 gegründete Harzbücherei
mit jeder Menge ausleihbarer Literatur über das nahe Gebirge untergebracht.
|
Wir
biegen hier in die Klintgasse ein, eine wirklich kleine,
enge Gasse, die früher als Mühlengasse die Verbindung
zur heute nicht mehr existierenden Teichmühle herstellte.
Das
große Fachwerkhaus Klintgasse Nr.
3 entstand um 1580 als Nachfolgebau eines erstmals 1393 urkundlich
erwähnten Wohnhauses, das zeitweilig auch Wilhelm Wiardes
gehörte, dem örtlichen Anführer während des Bauernkrieges.
An
dieses Haus grenzt...
|
...
das Schiefe Haus
Klintgasse Nr. 5, ein Nachfolgebau der ehemaligen Teichmühle.
Das Schiefe Haus entstand um 1680 - natürlich
mit senkrecht stehenden Mauern, die aber mit der Zeit
vom Mühlgraben derart unterspült wurden, dass das Gebäude
heute eine größere Schieflage zeigt als der Schiefe
Turm von Pisa: Der Giebel steht 1,20 Meter über!
Einsturzgefahr
besteht für das Schiefe Haus nicht, auch eine Zunahme
der Schräglage ist nicht zu erwarten, da die Grundmauern
auf ihrer Reise Richtung Mittelpunkt der Erde inzwischen
auf festem Gestein gelandet sind.
|
Wir
schauen uns auch die Blumenuhr neben
dem Schiefen Haus an,
die - gepflegt und minutengenau - mit ihren leuchtenden Farben ein weiterer
schöner Farbtupfer in der Bunten Stadt am Harz ist und
gehen dann...
|
...
zur nahe gelegenen Stiftskirche St. Georgii und St. Sylvestri.
Die gotische Basilika wurde erstmals im Jahr
1230 als Kirche St. Georg urkundlich erwähnt und 1265
zum Benediktiner-Chorherrenstift St. Sylvestri umgewandelt,
das 1539 im Zusammenhang mit dem reformationsbedingten
Religionswechsel der Grafschaft wieder aufgelöst wurde.
Die
Gruft des Gotteshauses
diente den Grafen von Wernigerode und ab 1429 auch denen
von Stolberg-Wernigerode als Grablege.
Der neogotische
Turm von
St. Sylvestri entstand 1886.
|
Die
dreischiffige Kirche erhielt ihr heutiges neogotisches
Aussehen durch die großen Umbauarbeiten des Jahres 1880.
Dabei wurden sogar die Seitenschiffe
abgerissen und neu errichtet.
Das Kircheninnere
von St. Sylvestri erscheint uns schlicht und schmucklos,
ganz im Gegensatz zum Kircheninventar.
|
Im
Chor bewundern wir einen geschnitzten Flügelaltar, der um 1480 in
einer Brüsseler Werkstatt entstand. Die filigranen Schnitzereien
zeigen religiöse Motive, darunter die Geburt Jesu, die
Beschneidung, die Anbetung, die Trauung von Maria und
Josef und die heiligen drei Könige mit ihrem Gefolge.
Das
Kruzifix mit dem Korpus des
Gekreuzigten über dem Altarschrein stammt aus dem 13. Jahrhundert.
|
Vor
den Stufen zum Chor steht ein verzierter Buntsandstein-Taufstein
aus dem 15. Jahrhundert.
|
Im
linken Seitenschiff erinnert ein Epitaph
aus dem Jahr 1590 an Stadthauptmann Dietrich von Gadenstedt,
der am 13. Januar 1586 im Alter von 75 Jahren verstarb.
Dietrich
von Gadenstedt diente 52 Jahre den Grafen zu Stolberg-Wernigerode
und bewohnte ein stattliches Haus am Oberpfarrkirchhof,
das wir noch sehen werden.
|
Das
wohl älteste Inventarstück von St. Sylvestri ist ein
Sakristeischrank, der
um 1250 geschaffen wurde und der links neben dem Eingang zur Sakristei
steht. Er ist einer der ältesten seiner Art in ganz
Deutschland.
|
Der
aus Eichenbohlen gefertigte Schrank
zeigt mehrere gotische Reliefs, darunter einen Affen mit Spiegel,
einen Turnierhelm mit zwei Bären, Schlangen und einen
Löwen mit einem Kopf zwischen den Klauen.
Diese Verzierungen
symbolisieren den Kampf des Christentums gegen die Heiden
und versinnbildlichen den Gegensatz von Gut und Böse.
|
Zwischen
dem linken Seitenschiff und dem Hauptschiff findet man
eine frühgotische Christusfigur, die Jesus mit der linken
Hand den Segen spendend darstellt.
|
Die
Barockorgel
auf der Empore von St. Sylvestri aus dem Jahr 1790 wird auch heute noch genutzt.
Die Akustik der Kirche wurde durch die 1880
eingezogene Flachdecke so stark verbessert, dass in
dem Gotteshaus gern besuchte Kirchenkonzerte durchgeführt
werden.
|
St.
Sylvestri ist vom Oberpfarrkirchhof umgeben, der durch
schöne Fachwerkfassaden begrenzt wird.
Das Küsterhaus
mit der Hausnummer 4 stammt aus dem 17. Jahrhundert. Da früher
der Küster auch als
Lehrer fungierte, war in dem Anbau mit dem Schrägdach das
Klassenzimmer untergebracht.
|
Das
Haus Oberpfarrkirchhof Nr. 5 wird als Nonnenhof
oder auch als Alte Münze bezeichnet. Auffallend an
dem Gebäude ist das massive Mauerwerk im Untergeschoss, auf
dem das Fachwerk
des Obergeschosses aufgesetzt wurde.
Der Name Nonnenhof
geht auf das Kloster Drübeck zurück,
das bis zur Reformation Eigentümer des Hauses war.
Heute beherbergt
das Gebäude das Stadtarchiv.
|
In
dem daneben stehenden Haus Oberpfarrkirchhof Nr. 6
befand sich früher die Oberpfarre.
|
Am
Allianzwappen über dem Eingang erkennt man,
dass die ehemalige Oberpfarre eines der wenigen historischen
Gebäude der Stadt ist, das noch auf seine Renovierung
wartet.
|
Links
davor steht das Alte Lyceum von 1730. In dem
Schulgebäude war einst die Lateinschule angesiedelt.
Das ursprünglich in Kirchenbesitz
befindliche Haus wurde
1538 von der Stadt übernommen, ab 1863 war hier
das Gymnasium bis zur Einweihung des neuen Gebäudes
am Westerntor im Jahr 1871 untergebracht.
Auch
heute dient das Gebäude schulischen Zwecken - hier hat
das
Landesgymnasium für Musik seinen Sitz.
|
Der
schmale Durchgang in der südwestlichen Ecke des Oberpfarrkirchhofes
führte früher zur Stadtmauer und wurde despektierlich
"Rosengasse" und "Demutsgasse" genannt, weil es hier
erbärmlich stank und weil durch diese Gasse
die hier am Kirchhof ansässigen Stiftsherren ihre keinesfalls
der Demut dienenden Damenbesuche schleusten.
|
An der Südseite des Oberpfarrkirchhofes steht
das Gadenstedtsche Haus, ein Adelshaus mit gemauertem
Untergeschoss, das nach seinem Erbauer Dietrich von Gadenstedt
benannt wurde, dessen Epitaph wir in der Sylvestrikirche
sahen.
Das Obergeschoss schmückt ein weit herausragender,
verzierter Erker mit einem steilen und hohen Giebel und Butzenscheiben
in den Fenstern.
Das Haus des einstigen Stadthauptmanns
dient heute als Gemeindehaus.
|
Wir
verlassen nun den Oberpfarrkirchhof, passieren an der
Ecke zum Teichdamm das tolle
Jugendstilhaus
von 1896, ...
|
...
queren die Marktstraße an der Haltestelle der Schlossbahn
und der Pferdekutschen...
|
...
und folgen der engen Kochstraße, an deren Ende...
|
...
das im Jahr 1792 gebaute kleinste Haus
von Wernigerode steht.
Das Kleinste Haus ist
keine drei Meter breit und misst bis zur Dachrinne
4,20 Meter. Der größte Raum des früher von Handwerkern
bewohnten Fachwerkhauses ist gerade einmal 10 Quadratmeter
groß...
|
Vor
dem Nebenhaus...
|
...
betrachten wir die Bronzeskulptur "Die
Rast" von Jo Jastram aus dem Jahr 2004.
Der
in Rostock geborene Bildhauer studierte an den Hochschulen
Dresden und Berlin und erhielt 1999 den Kunstpreis der
Stadt Wernigerode.
|
Schräg
gegenüber auf der anderen Seite der Sebastian-Bach-Straße
stand früher das südliche Stadttor von Wernigerode,
der Dullenturm. Heute findet man hier nur einige
zu einem "Dullenturmdenkmal" zusammengefasste
Fundamentsteine des ehemaligen Stadtturmes, weil dieser
der Verkehrsplanung des Jahres 1967 zum Opfer fiel und
abgebrochen wurde - eine Maßnahme, die für uns nicht
nachzuvollziehen ist.
|
Wenige
Schritte weiter erreichen wir die Schöne Ecke, die wirklich
keinen passenderen Namen haben könnte...
Hier
kehren wir um, ..
|
... gehen zurück zum Dullenturmdenkmal und
sehen uns in der Marktstraße die tolle Turmschnecke
von Gernot Rumpf aus dem Jahr 2004...
|
...
und den Puppenspieler von Cathleen Meier aus dem Jahr
2003 an.
|
An
dem im
Jahr 1600 erbauten Fachwerkhaus Marktstraße Nr.
5 haben wir unseren Ausgangspunkt
fast wieder erreicht, denn...
|
...
am
angrenzenden Haus Nr. 1 mündet sie in
den Markt.
In dem um 1830 erbauten großen Gebäude
hat der Wernigeröder Kunst- und Kulturverein seinen
Sitz, der in seiner Galerie wechselnde Ausstellungen
arrangiert.
In den Hofgebäuden haben sich Kunsthandwerker
mit ihren Werkstätten und Verkaufsräumen angesiedelt.
Reinschauen lohnt
sich!
Aber bringen Sie unbedingt Zeit mit! Geldautomaten
finden Sie ggfs. gleich um die Ecke in der Breite Straße...
|