Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Wernigerode "Der
Marktplatz mit Rathaus und Gotischem Haus"
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Wir
fahren über Kassel, Göttingen und Goslar Richtung Vienenburg,
wo wir auf die B6 auffahren. Von hier aus sind es nur
noch wenige Kilometer bis nach Wernigerode.
Am
Rastplatz "Brockenblick" kurz vor Stapelburg
sehen wir den mit 1.141 Metern höchsten Berg
des Harzes zum ersten Mal: den Brocken.
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Da
wir unser Zimmer erst am Nachmittag beziehen können,
beschließen wir, uns einen Überblick über
Wernigerode zu verschaffen, fahren zum Parkplatz am
Försterplatz und spazieren an der Waldgaststätte
am Armeleuteberg vorbei...
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zu dem im Jahr 1902 erbauten Kaiserturm,
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von dem man einen herrlichen Blick auf Wernigerode,
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das Schloss von Wernigerode...
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und den nun deutlich näher gelegenen Brocken hat.
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Auf
dem Rückweg kehren wir in der Waldgaststätte Armeleuteberg
ein und
holen das Mittagessen nach, das wir uns auf der Autobahn
verkniffen haben - wir haben diese stundenlang warm
gehaltenen
Raststättenessen noch nie gemocht.
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Dann
geht es hinunter in die Stadt und wir checken im Hotel
zur Tanne ein, das der Tourismus-Service für uns ausgewählt
hat.
Es war eine sehr gute Wahl, denn neben einer
gepflegten Speisekarte gibt es für uns ein hübsch eingerichtetes
Zimmer, von dem aus wir...
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einen schönen Blick auf die alten Fachwerkfassaden der
Breite Straße mit dem Krummelschen Haus...
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und auf das über der Stadt liegende Schloss haben.
Klar,
dass es uns bei diesen Aussichten nicht auf dem Zimmer
hält...
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Wir
machen uns direkt auf den Weg ins nahe gelegene Zentrum
von Wernigerode, zum Marktplatz, der von dem historischen
Rathaus dominiert wird. Der spätgotische Fachwerkbau
wurde im Jahr 1277 erstmals urkundlich erwähnt, allerdings
nicht als Rathaus sondern als Spielhaus, das um 1450
abgerissen und durch einen einstöckigen Nachfolgebau
aus Bruchsteinen ersetzt wurde.
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Ende des 15. Jahrhunderts
erfolgte ein größerer Umbau des Gebäudes, das unter
dem Zimmermann und Baumeister Thomas Hilleborch sein
Fachwerk-Obergeschoss, die Erker und auch seinen Figurenschmuck
erhielt.
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Eine
doppelläufige Freitreppe führt vom Markt zum spitzbogigen
Rathausportal, über dem das Wappen der Stadt und das
der Grafen von Stolberg-Wernigerode zu sehen ist.
Über
den Wappen findet man die Inschrift: "Im selben
Jahr da dieses Haus erbaut, ist auch noch wahr der Spruch
aus alter Zeit. Einer acht's, der andre betracht's,
der dritte verlacht's, was macht's." Die
goldene Inschrift darüber erinnert an die Arbeiten von
Thomas Hilleborch.
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Der
Übergang vom Untergeschoss zum deutlich überstehenden
Fachwerk-Obergeschoss ist mit einer Vielzahl von Knaggenfiguren
verziert, die sehr detailliert Heilige, Handwerker und
Narren darstellen.
Wir erkennen neben vielen anderen einen Schornsteinfeger
mit seiner Leiter, einen mit
Hammer und Meisel arbeitenden Steinmetz und einen Zimmermann mit einem Winkel,
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daneben einen Waffenschmied mit Hammer und Schwert
sowie einen Maurer mit Lot und Kelle.
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Auch Meister Thomas Hilleborch persönlich ist hier anzutreffen.
Hat er sich hier selbst verewigt?
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In
luftiger Höhe ragen Drachenköpfe als Wasserspeier in
den bewölkten Himmel. Ob sie noch funktionsfähig sind
und ihre Wasser auf die Passanten auf dem Marktplatz
darunter ergießen, können wir zum Glück nicht feststellen:
Wernigerode zeigt uns während unseres gesamten Aufenthaltes
seine sonnige Seite...
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Nachdem der Rat der Stadt
sein auf der Ostseite des Marktplatzes stehendes Rathaus
durch den schweren Stadtbrand von 1528 verloren hatte, beauftragte
er im Jahr 1539 Simon Hilleborch, Sohn und
Nachfolger des großen Baumeisters, das bisherige Spiel-
und Gerichtshaus für die Ratsgeschäfte umzubauen.
Es
wurde ein großer Umbau, bei dem Simon Hilleborch sogar
den
ursprünglich
neben dem Gebäude stehenden Glockenturm nach oben auf den
Dachfirst umsetzen ließ.
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Mitte
des 17. Jahrhunderts wurde das Rathaus auf der
Ostseite um einen Anbau für das Steueramt erweitert,
der 1873 wieder abgerissen und 1939 abermals errichtet wurde.
Der Überbau des Eingangs zum Ratskeller entstand
Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute befindet sich
in diesem Gebäudeteil das Hochzeitszimmer der Stadt.
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Dieser
Rathausanbau wird auch als "Sparkassen-Anbau"
bezeichnet, weil hier neben der Tourist-Information
auch eine Filiale der Harz-Sparkasse untergebracht ist.
Über
dem Portal erkennt man das rechts und links des Stadtwappens
und der Jahreszahl 1940 ein Epigramm des Barockdichters
Friedrich von Logau, das dieser 1654 formulierte und
das zu dem Sparkassen-Anbau sehr gut passt:
"Reichtum soll man zwar nicht lieben, mag
ihn - wenn er kommt doch fassen, mag ihn in sein Haus
zwar nehmen, aber nicht ins Herze lassen".
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Der
dreifenstrige Renaissance-Erker des Anbaus stammt aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde
in den wieder aufgebauten Gebäudeteil integriert.
Der
"Bürgermeister-Erker" ist heute Teil des Amtszimmers
des Ersten Bürgers der Stadt.
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Die
Figuren unterhalb des Bürgermeister-Erkers stammen aus
der Zeit des Wiederaufbaus und wurden von dem Wernigeröder
Künstler Otto Welte geschaffen.
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Deutlich
älter sind die Verzierungen an der westlichen Seite
des Rathauses, dem Waaghaus.
Dieses früher eigenständige,
prachtvolle, spätgotische Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert
wurde 1530 von der Stadt übernommen und im Rahmen der
späteren Hilleborch'enen Umbaumaßnahmen architektonisch
mit dem Rathaus vereint und als Waaghaus genutzt, auf
dessen Ratswaage die Waren der Händler amtlich verwogen
wurden.
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Auch
am Waaghaus steht das Obergeschoss - hier bis zu 45
Zentimeter - deutlich über und auch hier sind die Balkenkehlen
geschnitzt und darunter mit Figuren verziert, darunter
ein Schildträger, der heilige Christopherus und der
Evangelist Johannes.
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Der
Wohltäterbrunnen auf dem Marktplatz wurde 1848 im nahe
gelegenen Ilsenburg gegossen und erinnert an Menschen,
die sich um Wernigerode verdient gemacht haben. Die
Schilder am oberen Becken verweisen auf Mitglieder des
Grafengeschlechtes und auf Adelige, auf den Wappen am
mittleren Becken erkennt man die Namen von Bürgerlichen.
Die
neueste Gedenktafel wurde 1991 hinzugefügt. Sie erinnert
an Oberst Gustav Petri, der sich als Wernigeröder Stadtkommandant
kurz vor Kriegsende dem Befehl widersetzte, Wernigerode
bis zum letzten Mann zu verteidigen. Gustav Petri rettete
so die Stadt vor schwerem Beschuss und massiven Zerstörungen.
Oberst Petri wurde kurz vor dem Einmarsch der
Alliierten wegen Befehlsverweigerung standrechtlich
erschossen.
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Das
Gothische Haus auf der Westseite des Marktes wurde um
1480 als Nachfolgebau eines schon im 14. Jahrhundert
hier stehenden Gebäudes errichtet und als das "grote
Hus am Markt" bezeichnet. Laut einer Tafel
an der Fassade fand hier nach der Schlacht von Mühlberg
im Mai 1547 der Humanist Philipp Melanchthon mit seinen
Angehörigen "freundliche, gastliche Zuflucht".
Dies
war nur möglich, weil beim großen Stadtbrand des Jahres
1529 der auch heute noch erkennbare breite Brandgiebel
an der Nordseite das Gebäude vor den Flammen schützte.
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Seit
1854 praktiziert man im Gothischen Haus professionelle
Gastlichkeit: Mit dem Umbau zur Gastwirtschaft verlor
das Gebäude einen Großteil seiner Verzierungen. Dabei
wurden auch die großen spitzbogigen "gothischen"
Fenster in die Fassade gebrochen, die möglicherweise
dem Gebäude seinen Namen gaben.
Erhalten geblieben
sind die um 1480 geschaffenen vier Gaukler-Figuren an
den Erdgeschossfenstern - die Mittlere wurde deutlich
später ergänzt -, die heute im Inneren des Gothischen
Hauses witterungsgeschützt untergebracht sind. An der
Fassade wurden Kopien angebracht.
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Auf
der Nordseite des Marktes, gegenüber dem historischen
Rathaus, steht das Hotel Weißer Hirsch, das älteste
Hotel der Stadt. Das große Haus ersetzte einen Vorgängerbau,
der bei dem Großfeuer des Jahres 1847 in Flammen aufgegangen
und bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Der
Weiße Hirsch hatte einen weiteren Superlativ: Er war
auch das vornehmste Hotel der Stadt, das
über einen Festsaal verfügte, in dem sich die Prominenz zu Bällen, Konzerten und Festen traf.
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Die
Rückfront und große Teile des Innenbereiches - darunter
auch der Festsaal - wurden 1944 durch Bomben schwer
beschädigt und sind deshalb nicht mehr im Original erhalten.
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Auf der Ostseite des Marktes stand bis zum Großbrand
des Jahres 1528 das ursprüngliche Rathaus der Stadt.
Nachdem der Rat den Umbau des bisherigen Spielhauses
zum Rathaus beschlossen hatte, entstanden hier drei
Fachwerkhäuser, die Ende des 19. Jahrhunderts von
einem Geschäftsmann aufgekauft und abgerissen
wurden, um hier 1898 ein Geschäftshaus zu errichten.
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Im
Haus Nr. 9 direkt daneben existierte früher die schon
im 16. Jahrhundert bekannte "Goldene Forelle", in der laut
einer Gedenktafel
an der Fassade im Dezember 1777 kein geringerer als
Johann Wolfgang von Goethe übernachtete.
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Doch
schon lange vor Goethe konnte Wernigerode weitgereiste
Gäste in seinen Mauern begrüßen.
So zogen schon
im Mittelalter
Spielleute singend musizierend durch die Stadt, ...
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gefolgt
von Waffen tragenden Rittern, Knappen und dem Tross, ...
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und das "sehen-und-gesehen-werden"-Schaulaufen der hochgestellten
Damen in ihren kostbaren Kostümen hatte auch schon vor Jahrhunderten
Tradition.
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Tradition
hat auch das Wernigeröder Altstadtfest vor dem Rathaus
am Markt.
Hier trifft
sich Jung und Alt bei Hasseröder Harzwasser und Riesenbratwurst,
bei Neuem Wein und Zwiebelkuchen, bei Life-Musik und Stimmung
pur.
Hier bleiben wir hängen und verschieben alle
weiteren Besichtungs-Aktivitäten einfach auf den nächsten
Tag...
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