Nachdem die Wolayerseehütte der Sektion Obergailthal
aus dem Jahr 1896 im Ersten Weltkrieg zerstört wurde, errichtete die Sektion
Austria aus Wien 1923 einen Nachfolgebau. Benannt wurde das Bauwerk nach dem erstklassigen österreichischen Bergsteiger,
Hofrat und Ingenieur Eduard Pichl aus Wien, geboren am 15.9.1872 in Wien.
Die Eduard-Pichl-Hütte wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört und
von 1949 bis 1950 wieder aufgebaut.
Eduard Pichl galt als "Meister der leichten Wegführung". Zwischen Rax
und Dolomiten gibt es zahlreiche "Pichlwege", die bis heute zu
den beliebtesten Felsenwegen zählen. Viele Jahre war Pichl Obmann der Sektion
Austria und Präsident
des Alpenklubs. Er war Antisemit und führte anfangs der Zwanziger Jahre
den sogenannten "Arier-Paragraphen" ein, was zu Protesten und
Massenaustritten führte.
Mit dem Beschluß vom 27.10.1921 erreichte Pichl, daß in "seiner"
Sektion Austria keine jüdischen Mitglieder mehr akzeptiert wurden. Im gleichen
Jahr versuchte er vergebens, die Aufnahme der "jüdischen" Sektion Donauland
in den DÖAV zu verhindern, aber am 14.12.1924 setzte er während einer außerordentlichen
Hauptversammlung mit großer Mehrheit (1653 gegen 190 Stimmen) den Ausschluß
der "Donauländer" aus dem Alpenverein durch. Pichl versuchte
in der Folge auch, den Judenausschluß auf den gesamten DÖAV auszudehnen.
Das alles zu einer Zeit, als Adolf Hitler nach seinem gescheiterten Putschversuch
und mit österreichischer Staatsbürgerschaft in Landsberg am Lech in Festungshaft
saß, vom "Führertum" träumte und "Mein Kampf" verfasste.
Weitere Infos zum Thema "Alpinismus im Hitlerstaat" finden Sie
u.a. in der aussagekräftigen Leseprobe auf www.rother.de.
Der Österreichische Alpenverein distanzierte sich von Eduard Pichl
und benannte im Jahr 2002 die Hütte in Wolayerseehütte um.
Daß Pichl ein exzellenter Alpinist war,
beweisen seine 50 Erstbegehungen, u.a. Großer Buchstein-N-Wand und N-Grat,
Ödstein-N-Wand, Pichl-Riß am Delagoturm, Planspitze-N-Wand, Patteriol-N-Wand,
Sparafeld-N-Wand, Ostwand des Wolayer-Kopfes mit T. Miessner, Cimone-de-la-Pala-NW-Grat.
Zu seinen Neuanstiegen gehörte auch der Pichl-Weg in der Dachstein-S-Wand.
1929 brachte er den Führer "Durch
die Karnische Hauptkette" heraus. Zusammen mit Heinrich Heß war er Herausgeber
des ältesten deutschsprachigen Führers "Durch das Gesäuse
und die Ennstaler Berge". Pichl verstarb am 15.3.1955 in Lauffen a.d.
Salzach.
Gipfelziele von dieser Hütte sind u.a.
Hohe Warte (2780 m), Kellerwand (2769 m), Seewarte (2595 m) und die Biegenköpfe
(2347 m).
Weitere Infos:
www.bergsteigen.at