Die erste Payer-Hütte wurde
im Jahre 1875 durch die Sektion
Prag erbaut und am 5. September des gleichen Jahres durch den Obmann der
Sektion Prag, Johann Stüdl, feierlich eingeweiht. Bedingt durch
ihre extreme Lage hatte die Hütte einen unerwarteten Zulauf
und musste bereits 1909 um ein Schlafhaus erweitert werden.
Benannt wurde die Hütte nach dem am 2.9.1842
im böhmischen Schönau bei Teplitz geborenen Julius Johannes Ludovicus Payer. Er absolvierte
die Militär-Akademie in der Wiener Neustadt, wurde Offizier
und war ein begeisterter
Bergsteiger und Polarforscher.
Payer hat sich um die Erschließung der Adamello-Presanella-Gruppe verdient
gemacht, dabei glückte ihm die Erstersteigung des Adamello im Jahre 1864.
Von 1865-1868 sorgte er im Auftrag von Kriegsminister Kuhn für die Erschließung und Kartierung der Ortler-
und der Adamello-Gruppe.
Mit Josef Pinggera als Führer bestieg er als erster Cevedale, Vertainspitze,
Tukettspitze, Schneeglocke, Geisterspitze, Hochleitenspitze, Monte Zebru
und den Großen Eiskogel. 1867 gelang ihm gemeinsam mit Hans Pinggera auch
die erste Gratüberschreitung von der Punta San Matteo zum Pizzo
Tresero.
In den Jahren 1869/70, 1871 und 1872/74 unternahm
Payer Polar-Expeditionen, kartierte Teile Grönlands, das Franz-Josefs-Land
und den Austria-Sund. Sein Ziel war der 82. Breitengrad. Am
12. April 1874 erreichte Payer mit seiner Begleitung bei 82º
50' den nördlichsten Punkt der Expedition - nördlicher war bisher
kein Mensch vorgedrungen.
Julius Payer war
auch schriftstellerisch tätig und veröffentlichte u.a. "Julius Payers Bergfahrten".
Im Jahr 1876 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste in den
Ritterstand erhoben. Ritter Julius von Payer verstarb am 29.8.1915
in Bled (Veldes) an den Folgen eines Schlaganfalls.
Die Payer-Hütte steht auf dem schmalen, felsigen
Tabarettakamm (Ortlernordgrat) in exponierter Lage hoch über dem Suldener
Talkessel wie kaum ein anderes
Hüttenbauwerk in den Alpen. Im Laufe der Zeit erfolgten viele bauliche Vergrößerungen.
1907 begann man mit einem Neubau, der 1909 vollendet wurde. 120.000 Kronen
erforderte der dreistöckige Baukörper. Während des 1. Weltkrieges war der
Baukomplex vom österreichischen Militär besetzt. Eine Materialseilbahn baute
man 1916 von Sulden herauf. 1919 verließ das Österreichische Besatzungskontingent
die Payer-Hütte in bestem Zustand. Kurz darauf wurde das Haus
geplündert, beschädigt und schließlich unbewohnbar gemacht.
Es folgte die Enteignung. Ein versuchter Rückkauf durch die
Sektion Prag scheiterte, die Hütte wurde inzwischen durch das
italienische Militär genutzt. Nach dem Friedensvertrag von St. Germain fiel die Payer-Hütte endgültig an die Sektion Mailand des CAI, die das Haus in
der Folge wieder
bewirtschaften ließ. Im 2. Weltkrieg war die Hütte nur zeitweise bewirtschaftet.
1949 trat durch Blitzschlag ein Schaden ein, den man wieder behob. Bemerkenswert
ist noch, daß die Hütte niemals umbenannt wurde, denn Julius von Payer war
Ehrenmitglied der CAI-Sektion Mailand.
Heute ist die Payer-Hütte der Sektion Mailand des CAI
wieder voll benutzbar.
Der 3905 m hohe Ortler ist der Hausberg.
Weitere Infos:
www.seilschaft.it