In der Nähe der jetzigen Hütte begann
vor dem 1. Weltkrieg die Sektion Bamberg des DuOeAV mit dem Bau einer Hütte,
die aber wegen der Kriegsereignisse nicht fertiggestellt werden konnte und
allmählich verfiel. Heute sind nur noch Mauerreste zu sehen.
Bis vor wenigen Jahren war die Ostseite der
Sella ein ruhiges Gebiet. Dies änderte sich 1988 mit dem Bau der Franz-Kostner-Hütte
und dem Bau der Kabinenbahn von Corvara aus mit dem sich anschließenden
Sessellift, von dem aus man bequem das Haus erreichen kann. Es wurde vom
Club Alpino Italiano (CAI) - Sektion Bozen erbaut, die sie auch bewirtschaftet.
Der Hüttenplatz liegt auf einem kleinen Plateau im Valonkar an der
Ostseite der Sella mit herrlichem Blick zur nordseitigen Marmolada.
Die Hütte bekam den Namen von Franz Kostner,
der einer Bauernfamilie entstammte und am 2.10.1877 geboren wurde. Nach
dem Schulabschluß arbeitete er zunächst als Tischler in der Werkstatt
seines älteren Bruders. Seine Liebe galt der Bergwelt. Schon 1897 ging
sein Herzenswunsch in Erfüllung, er wurde autorisierter Bergführer,
zusätzlich legte er 1904 die Skilehrer-Prüfung ab.
Kostner war nicht nur in den Dolomiten tätig,
auch in der Bergwelt Tirols und in der Schweiz führte er und genoß
in Bergsteigerkreisen einen guten Ruf und Anerkennung. Mit dem bekannten
Alpinist Professor Merzbacher aus München war er 1902, 1903 und 1907
auf Expeditionen in Tienschan, der nördlichen Gebirgskette des Himalaja.
Hier war er u.a. als Kartograph eingesetzt.
Im 1. Weltkrieg war Franz Kostner als Major
mit dem Kommando des Standschützenbataillons Enneberg betraut, welches
zusammen mit den Kaiserjägern das Gebiet um den Lagazuoi-Col-di-Lana-Marmolada
zu verteidigen hatte. Nach dem Krieg gründete er zur Förderung
des Fremdenverkehrs 1921 ein Autobusunternehmen, das den Postdienst nicht
nur für das ganze Gadertal sondern auch das obere Pustertal, das Grödnertal
und für Buchenstein versah.
Ende der 20er Jahre war es das größte
Busunternehmen in Südtirol. Schon frühzeitig übernahm Kostner
das Gasthaus „Post Zirm“ mit dem landwirtschaftlichen Betrieb. Mehrmals
baute er dieses um, bis es das führende Haus in Corvara war. Hinzu
kamen eine Bäckerei, Gemischtwarenhandlung und ein Sportgeschäft.
Und da es im Tal mit der Stromversorgung schlecht bestellt war, baute er
1927 ein Elektrizitätswerk.
Viele Jahre war Kostner Bürgermeister
von Corvara. Außerdem war er 45 Jahre Obmann der Raiffeisenkasse und
ständiger Förderer des Fremdenverkehrs. Den Ort zur Erbauung der
Bamberger-Hütte suchte damals Franz Kostner für die Sektion aus
und er unterstützte das Projekt. Beim Stiftungsfest des ÖAK 1954
bestieg Kostner als 75-jähriger mit den etwa gleich alten Bergkameraden
Pfann und Distel das Totenkirchel im Wilden Kaiser durch den Pfannkamin,
eine beachtenswerte Leistung in diesem Alter.
Als die neue Hütte 1988 fertig war, erinnerte
sich die Sektion Bozen an den hochverdienten Bergführer und Landsmann
und gab ihm zu Ehren den Namen.
Weitere Infos:
www.rifugiokostner.it