Die Hütte gehörte der Sektion Prag des DAV
mit Sitz in München. Sie wurde nach dem Kaufmann Johann Stüdl (1839-1925)
aus Prag, einem Mitbegründer des DAV im Jahre 1869, benannt. Stüdl kam erstmals
im Sommer 1857 mit seinen Eltern in die Alpen, 1867 besuchte
er mit seinem Bruder Franz zum ersten Mal Kals. In diesen Jahren
erschlossen Johann Stüdl und Carl
Hofmann das Großglocknergebiet.
1868 baute Stüdl mit eigenen Mitteln eine
Schutzhütte, die den Aufstieg zum "Glockner" deutlich erleichterte.
1874 übernahm Thomas Grodner als erster Wirt die Hütte, die
ab 1883 in den Sommermonaten durchgängig bewirtschaftet wurde.
Stüdl
erarbeitete
auch eine Hütten- und Wegebauordnung und war ab 1875 Obmann des "Vereinsausschusses
zur Ausarbeitung eines allgemeinen Bergführerstatutes". Er wurde oft
auch als "Glocknerherr"
bezeichnet. Als Vorsitzender der Sektion Prag war er auch die treibende
Kraft bei der Erbauung der Prager-Hütte, Olperer-Hütte, Karlsbader-Hütte und der Dominikushütte.
In Sulden hat man ihm im Jahr 1897 schon zu Lebzeiten ein Denkmal errichtet.
Nach dem 1. Weltkrieg verließ er Prag und wurde in Salzburg ansässig. Stüdl
war Ehrenbürger von Kals. Der „Bergvater“ aus der Moldaustadt führte die
Feder beim Bau oder Erwerb von insgesamt 13 Schutzhütten. Fast alle Bergträume
hat sich Stüdl erfüllt, jedoch sein Jugendziel, einmal große Leistungen
als Chemiker zu erbringen, blieben ihm versagt. Durch den frühen Tod seines
Vaters mußte er nach dem Besuch der Technischen Hochschule das Großhandelsunternehmen mit Wein und Kolonialwaren übernehmen.
Stüdl war Kaufmann wider Willen - er war vernarrt in seine Bergwelt.
Nach
seinem Tod ging die Stüdlhütte in den Besitz der Bergsteiger
seiner Heimatstadt Prag über mit der testamentarischen Auflage,
dass das Gebäude dem alpinen Hochtourismus erhalten bleiben
muss und der Hüttenname nicht verändert werden darf.
Während der Zeit des Dritten
Reiches wurden viele Prager zwangsweise ausgesiedelt, andere
zogen nach Kriegsende in die alliierten Besatzungszonen. Einige
gingen nach München. Darunter auch Bergsteiger, die sich 1950
zum "Alpenverein Prag, Sitz München" zusammenschlossen
und die ab 1953 die Stüdlhütte wieder selbst führten. Sie installierten
eine Propangasbeleuchtung, ließen 1962 eine Materialseilbahn
errichten und feierten am 8. September 1968 den 100. Hütten-Geburtstag.
Die Sektion Prag mit Sitz in München hat
sich als selbständiges Glied des DAV aufgelöst. Sie trat am 1. Januar 1992
als Gruppe der Münchner Sektion Oberland bei, in die sie auch ihre 4 Hütten
einbringt. Als größte Münchner Sektion wird Oberland nun zusätzlich zum
eigenen Hüttenbesitz die Alte und Neue Prager-Hütte und die Johannis-Hütte
in der Venedigergruppe und die Stüdlhütte im Glocknergebiet betreuen.
Der bauliche Zustand der Hütte verschlechterte
sich arg in den letzten Jahren. Eine Generalsanierung lohnte sich aber nicht
mehr. Von Architekt Albin Glaser von der Münchner Sektion Oberland wurde
ein zeitgemäßer Neubau geplant, der zügig erstellt und 1996 eingeweiht und
in Betrieb genommen werden konnte. Der Altbau wurde abgebrochen, entsorgt
und die Fläche eingeebnet.
Der Stüdlgrat ist ein bevorzugter Aufstieg
zum Großglockner. Weitere Bergziele sind die Blaue Wand (2912 m), Romariswandkopf
(3508 m), Gramul (3271 m) und der Luisenkopf (3205 m).
Weitere Infos:
www.stuedlhuette.at